Julia Festival 94
vertragen.
Jaspar saß auf dem Rücksitz der Limousine und hielt Freddys Kopf auf seinem Schoß. Ihr Lächeln gefiel ihm nicht, und ihr Vorschlag gefiel ihm noch weniger. Einen so unvernünftigen Schritt, ein so großes persönliches Opfer konnte sie nicht von ihm verlangen. Schon die Vorstellung, eine Frau mit ihrem Charakter und ihrer Vergangenheit zu heiraten, flößte ihm Widerwillen ein. Eine trunksüchtige, geldgierige Person …
Und doch … Trotz der vielen Männer, die sie gekannt hatte, küsste sie noch mit ängstlich geschlossenen Lippen wie ein unschuldiges, unerfahrenes Mädchen.
Freddy erwachte, streckte sich und öffnete schläfrig die Augen. Doch schon im nächsten Moment war sie hellwach und saß aufrecht im Bett. Wo war sie? Wo hatte man sie hingebracht? Durch einen Spalt der Vorhänge drang genug Licht herein, um Freddy erkennen zu lassen, dass sie sich in einem prächtigen Schlafzimmer befand und ein Nachthemd aus schwerer blauer Seide mit üppigem Spitzenbesatz und sehr tiefem Ausschnitt trug.
Ein leises Geräusch ließ sie ängstlich aufhorchen. „Ist da jemand?“
„Bitte erschrecken Sie nicht.“ Jaspar Al-Husayn erhob sich aus einem Sessel, der halb von einem Wandschirm verborgen war. „Ich bin es.“
Freddy erkannte die tiefe, warme Stimme sofort. „Wo bin ich, und wie komme ich hierher?“
Jaspar berührte einen Schalter, und zwei große Wandleuchter rechts und links vom Bett flammten auf. „Sie sind in der Botschaft von Quamar. Um jederzeit telefonieren zu können, musste ich hierher zurückkommen. Natürlich konnte ich Sie in Ihrem Zustand nicht allein lassen.“
Freddy betrachtete sein schmales dunkles Gesicht, das ihr inzwischen so vertraut war. Jaspar sah müde und übernächtigt aus und hatte sich noch nicht rasiert. Nur die Augen mit den langen tief schwarzen Wimpern hatten ihren Glanz nicht verloren.
„Ich muss viele Stunden geschlafen haben. Wenn ich mich richtig erinnere, hat mir jemand eine Spritze gegeben …“
„Nur ein leichtes Beruhigungsmittel. Mehr wollte der Arzt nach dem Brandy nicht zulassen.“ Jaspar sprach aufreizend ruhig. „Behaupten Sie jetzt bitte nicht, dass ich Sie ebenfalls entführt hätte. Ich konnte Sie weder allein lassen noch in Ihrer Wohnung bleiben.“
„Ben!“, platzte Freddy heraus. Die Erinnerung an die Ereignisse vom letzten Tag kehrten unerbittlich zurück. „Haben Sie schon etwas von ihm gehört?“
Jaspar strich sich langsam übers raue Kinn. „Das Flugzeug ist sicher gelandet. Ben wurde in den Palast und dort gleich ins Bett gebracht. Es geht ihm gut.“
Freddy wollte dieser optimistischen Darstellung widersprechen, aber die Art, wie Jaspar sie ansah, hielt sie davon ab. Plötzlich war es unangenehm still im Zimmer. Freddys Herz begann, schneller zu klopfen. Sie spürte ihre vollen Brüste, spürte die hart werdenden Knospen und begriff erst jetzt, wie wenig sie anhatte. Rasch zog sie das Betttuch höher und legte zum Schutz die Arme darüber.
„Wer hat mich ins Bett gebracht?“
„Die Zimmermädchen.“
„Und was tun Sie hier?“
„Ich wusste, dass Sie beim Aufwachen erschrecken würden. Wissen Sie noch, welchen Vorschlag Sie mir gestern Abend gemacht haben?“
Freddy spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Also war es doch kein verrückter Traum gewesen … dass Jaspar sie heiraten und nach Quamar bringen sollte, damit sie dort für Ben sorgen konnte.
„Sehr genau sogar.“
„Sie müssen unter Einfluss des Alkohols gesprochen haben. Zu verlangen, dass ich Sie heirate …“ Jaspar sprach leise und voller Verachtung. „Was könnte lächerlicher sein?“
Freddy drückte das Betttuch fester an sich. „Was lächerlicher sein könnte? Zum Beispiel ein böser, alter König, der seinen zweijährigen Enkel durch Soldaten entführen lässt. Oder ein königlicher Thronerbe, der eine Jacht braucht, um seine widerlichen Sexgelüste anonym zu befriedigen. Vielleicht ist ‚lächerlich‘ nicht das richtige Wort, aber bei aller königlichen Würde, auf die Sie Anspruch erheben … Es gibt keinen Grund, auf Ihre Familie besonders stolz zu sein oder sich über mich zu erheben.“
Die abfälligen Worte über seine Familie versetzten Jaspar in Wut. Fahle Blässe lag auf seinem Gesicht, und der Ansturm der Gefühle nahm ihm fast den Atem. Nie zuvor hatte er sich derartige Vorwürfe anhören müssen, und die Wahrheit, die darin lag, machte es besonders schwer, sie zu ertragen.
Erst vor wenigen Stunden hatte er sich
Weitere Kostenlose Bücher