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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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etwas Flüssigkeit vergossen hatte.
    „Ich muss das wegwischen“, sagte sie. „Es ruiniert die Politur.“
    „Entschuldigen Sie. Ich bin es nicht gewohnt, selbst einzuschenken.“ Jaspar legte auch Freddys andere Hand um das Glas, damit sie es besser halten konnte. Sie sah in sein dunkles, anziehendes Gesicht, das die Natur so makellos gebildet hatte, und dachte: Was für ein faszinierendes Gesicht. Was für ein faszinierender Mann!
    Etwas anderes dachte sie nicht, denn ihr Verstand weigerte sich immer noch, das Geschehene zu begreifen. Solange sie es nicht hinnahm, war es auch nicht passiert. Wenn sie sich erst einmal damit abgefunden hatte … Nein, es konnte einfach nicht wahr sein! Hier lag ein Irrtum vor, ein furchtbarer Irrtum. Jaspar erniedrigte sich nicht so weit, wenn es keine Erklärung und keine Möglichkeit gab, alles wieder ins Reine zu bringen.
    Vorsichtig kostete sie etwas Brandy. Die goldbraune Flüssigkeit brannte so stark in der Kehle, dass sie husten musste, aber gleichzeitig spürte sie eine angenehme Wärme, die sie veranlasste, in kleinen Schlucken weiterzutrinken.
    „Wir werden Sie entschädigen“, sagte Jaspar leise. „Nennen Sie Ihre Bedingungen.“
    „Ich will Ben.“ Freddy musste keine Sekunde über die Antwort nachdenken. „Ich will Ben wiederhaben. Sie sind ein Kronprinz. Sie können veranlassen, dass das Flugzeug umkehrt.“
    „So gern ich das auch täte … Ich darf den Anordnungen meines Vaters nicht zuwiderhandeln. Er ist Oberbefehlshaber des Militärs.“
    Freddy sah Jaspar verständnislos an. „Des Militärs?“
    „Es befindet sich kein ziviles Personal an Bord des Flugzeugs. Der Auftrag meines Vaters wird in jedem Fall ausgeführt. Ich bin machtlos, obwohl ich alles versucht habe.“
    Freddy musste sich wieder hinsetzen. Sie verstand das alles nicht, nur etwas nahm langsam Gestalt in ihrem Kopf an und löschte alle anderen Überlegungen aus: Ben war fort. Unwiederbringlich fort. Man hatte ihn ihr weggenommen, ohne sich auch nur an die zuständigen Behörden zu wenden.
    Wie hatte sie Jaspar Al-Husayn, diesem Despoten aus einem despotischen Land, jemals trauen können? Wie hatte sie Ben dieser zwielichtigen Alula, die sich als Kinderfrau ausgab, widerstandslos überlassen können? Als Folge davon war ein Verbrechen verübt worden. Warum alarmierte sie nicht die Polizei?
    Das Glas entglitt Freddys Händen und zersplitterte auf dem Boden. Ohne sich um die Scherben zu kümmern, beugte sie sich vor und griff nach dem Telefonhörer.
    „Was tun Sie da?“
    Plötzlich war das Maß voll. Es genügte, dass Jaspar sich zwischen Freddy und das Telefon stellte und ihr damit den letzten Fluchtweg abschnitt, um sie aus ihrer Betäubung zu wecken und wieder voll reaktionsfähig zu machen.
    „Aus dem Weg!“, schrie sie und stieß Jaspar so heftig beiseite, dass sie genug Bewegungsfreiheit bekam. „Ich alarmiere die Polizei. Sie haben die Gesetze dieses Landes gebrochen. In England kann man Menschen nicht einfach rauben … das braucht mir kein Anwalt zu sagen! Ich sorge dafür, dass Ihr kleines hinterwäldlerisches Land zur Rechenschaft gezogen wird, und zwar auf eine Weise, von der Sie nicht mal träumen! Es würde mich nicht wundern, wenn Ihr ganzer schöner Plan darauf hinausläuft, Ben umzubringen!“
    Es war, als würde die Hölle losbrechen. Freddy hörte die Wohnungstür splittern, fünf Leibwächter stürzten herein und stellten sich schützend um den Kronprinzen, als würde er von einer wahnsinnigen Terroristin bedroht.
    „Sie elender Feigling!“, fuhr Freddy ihn an. „Ich wollte, ich hätte Sie mit der Faust ins Gesicht geschlagen.“
    Jaspar gab einen kurzen, scharfen Befehl in seiner Sprache, worauf die Männer das Zimmer verließen und sich wieder ins Treppenhaus zurückzogen. „Ich bin kein Feigling, Miss Sutton, aber ich dulde nicht, dass Sie die Polizei benachrichtigen, ehe Sie mich in Ruhe angehört haben. Ich bin untröstlich, Sie derartig behindern zu müssen, aber die peinliche Angelegenheit darf vorerst nicht bekannt werden.“
    Da Jaspar sich wieder zwischen Freddy und das Telefon gestellt hatte, trat sie ihm mit aller Kraft gegen das Schienbein, um ihn außer Gefecht zu setzen, aber er packte ihre Hände und hielt sie eisern fest.
    „Obwohl Sie mich angreifen, werde ich Ihnen nicht wehtun. Sie müssen sich beruhigen …“
    „Ich soll mich beruhigen?“ Freddy wand sich heftig, um freizukommen. „So können Sie mich nicht behandeln! Ich habe das Recht,

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