Julia Festival 94
schlägt, sitzt bei dir ein Stein!“
Freddy stürmte aus dem Zimmer und ließ Jaspar mit dem Wunsch zurück, irgendetwas an die Wand zu werfen. Was hatte sein Vater noch am frühen Morgen zu ihm gesagt?
„Du wirst großes Glück in der Ehe finden. Ich habe mit deiner Mutter nur zweimal in Gegenwart ihrer Eltern gesprochen, bevor wir heirateten, aber wie beglückend war es, uns anschließend als Mann und Frau zu entdecken.“
Seine, Jaspars, eigene Frau schien an dieser Entdeckung wenig Freude zu haben, und so ungern er es sich auch eingestand – das ärgerte ihn am meisten!
9. KAPITEL
Drei Tage später erhielt Freddy ihren ersten Besuch als Jaspars Frau. Sie sah gerade die Garderobesendung aus dem königlichen Palast durch, die am Morgen für Ben angekommen war, als sich Basmun, der Haushofmeister von „Anhara“, durch Räuspern bemerkbar machte. Seit sich im Palast herumgesprochen hatte, dass sie mit Jaspar verheiratet war, hatte sich das Verhalten der Dienerschaft grundlegend geändert. Man wagte jetzt, sie offen anzusehen und brachte ihr fast ehrfürchtigen Respekt entgegen. Vermutlich hatte man sie zunächst für Jaspars Geliebte gehalten und nicht gewusst, wie man sich zu ihr stellen sollte.
„Ja, Basmun?“
„Prinzessin Hasna ist zu Besuch gekommen, Madam“, meldete der Haushofmeister mit einer tiefen Verbeugung. „Es werden Erfrischungen gereicht.“
Wer mag Prinzessin Hasna sein?, überlegte Freddy, während sie ihr Haar ordnete und sich flüchtig im Spiegel betrachtete. Mit dem blauen Baumwollrock und der leichten Bluse ließ sich kein Staat machen, aber Umziehen hätte zu lange gedauert, und sie wollte einen so wichtigen Gast nicht warten lassen. Bestimmt gehörte die Prinzessin zur königlichen Familie.
Auf dem Weg nach unten kam Freddy an einem üppigen Arrangement gelber Rosen vorbei, das den mittleren Treppenabsatz schmückte. Es war erst gestern geliefert worden. Warum Jaspar ihr Blumen schickte, blieb ihr ebenso unklar wie die Tatsache, dass er sie bereits viermal angerufen hatte. Er fragte dann nach Ben, erkundigte sich nach ihrem Tagesablauf, erzählte eingehend von seinen eigenen Erlebnissen und schloss mit der Versicherung, wie sehr er sich auf die Heimkehr freue.
Freddy verstand beim besten Willen nicht, warum er so höflich mit ihr sprach. Als ob ihn jemand mit vorgehaltener Pistole dazu zwingen würde, hatte sie einmal in einem Anflug von Galgenhumor gedacht, aber da sich die Anrufe wiederholten, schied diese Möglichkeit aus.
Hätte er mir bloß mehr über seine Familie erzählt, dachte sie jetzt, während sie im Vorbeigehen die gelben Rosen betrachtete. Familie … dieses Thema beschäftigte sie jetzt mehr als jedes andere. Jaspars irrige Annahme, ihre Mutter hätte ihre Familie wegen eines anderen Mannes verlassen, war fast zur fixen Idee bei ihr geworden. Wie wenig wusste sie doch über die Frau, die sie geboren hatte! Sie wünschte sich immer mehr, den Bericht selbst zu lesen, um herauszufinden, wie es zu diesem Missverständnis gekommen war.
Eine bildschöne junge Frau erhob sich aus ihrem Sessel, als Freddy den Salon betrat.
„Ich bin Hasna, eine Nichte deines Mannes“, stellte sie sich lächelnd vor. „Ich darf doch Du sagen? Und du bist Freddy … oder Feddy, wie der kleine Ben dich gern nennt.“
„Es fällt ihm immer noch schwer, ein R zu sprechen“, bestätigte Freddy, deren anfängliche Scheu schnell nachließ.
„Ich konnte es kaum erwarten, dich kennenzulernen.“ Hasna sah Freddy mit ihren blauen Augen neugierig an. „Jetzt verstehe ich, warum sich mein Onkel auf den ersten Blick in dich verliebt hat. Du bist sehr schön.“
Freddy war so verblüfft, dass sie sich kaum für das Kompliment bedanken konnte. Zum Glück erschien eine Dienerin mit Pfefferminztee und Gebäck, sodass Hasna vorübergehend abgelenkt war. Wo, um alles in der Welt, hatte sie diese Geschichte her? Jaspar verliebt? In sie … Freddy? Er würde außer sich sein, wenn er das von seinen eigenen Verwandten hörte!
„Du hast Sabirah ganz schön die Schau gestohlen“, fuhr Hasna fort. „Sie hätte geschworen, dass Jaspar sie heiraten würde, wo sie jetzt wieder frei ist.“
„Frei?“, wiederholte Freddy. Sie musste sich sehr irren, wenn die junge Prinzessin nicht eine ideale Informationsquelle war.
„Frei, um wieder zu heiraten … nach dem Tod meines Vaters.“ Über Hasnas lebhaftes Gesicht glitt ein Schatten. „Ich vermisse ihn sehr.“
„Das kann ich gut verstehen.“
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