Julia Festival 94
vollen Lippen. „Wer wagt, gewinnt, heißt es, und …“
„Nicht in diesem Fall.“ Freddy kannte die Grenzen ihrer Widerstandskraft und wollte kein Risiko eingehen.
„Dann sag, dass du mich nicht begehrst.“
„Ich begehre dich nicht …“
„Lügnerin!“ Jaspar ließ die Hände über ihre Hüften gleiten und drückte sie gleichzeitig an sich.
„Bitte, Jaspar …“
„Ich begehre dich“, flüsterte er rau. Er ließ eine Hand unter ihren Rock gleiten, streichelte ihre weichen Schenkel und suchte gleichzeitig ihre Lippen.
Freddy hätte nicht die Kraft gehabt, Jaspars Zärtlichkeiten zu widerstehen, wenn nicht in diesem Augenblick sein Handy geklingelt hätte. Er ließ sie widerstrebend los und sagte, indem er tief durchatmete: „Vielleicht ist es besser so. Hier ist nicht der richtige Ort.“
Freddy hörte ihn sprechen, ohne ein Wort zu verstehen. Sie hätte das Zimmer verlassen, aber Jaspar hatte sich gegen die Tür gelehnt und versperrte ihr den Weg. Es war deutlich zu erkennen, wie erregt er war, und Freddy senkte verlegen den Blick. Ihr brannten die Lippen von seinem Kuss, und sie strich mit der Zungenspitze darüber, um sie zu kühlen.
„Ich muss geschäftlich nach New York fliegen“, sagte er, als das Gespräch beendet war. „Mein Vertreter liegt mit Blinddarmentzündung im Krankenhaus. Ich werde sicher mehrere Tage fortbleiben.“
„Vielleicht könntest du in dieser Zeit noch einmal über uns nachdenken“, meinte Freddy nervös.
Jaspars Miene wurde hart. „Du wolltest mich heiraten, aber nicht mein Leben teilen. Verstehe ich dich so richtig?“
Die Frage überraschte Freddy, aber sie schien ihr auch einen Ausweg zu bieten. „Ja“, antwortete sie ohne Zögern.
„Du wolltest die Scheidung und vor allem eine gute Abfindung, nicht wahr?“, fuhr Jaspar mit beißender Ironie fort. „Dann hättest du deine Cousine übertroffen, ohne die Last einer Schwangerschaft auf dich nehmen zu müssen.“
„Das ist ein völlig ungerechtfertigter Vorwurf!“
Jaspar maß sie mit einem kalten Blick. „Kein Wunder, dass du dich beklagst. Anstatt durch Europa zu reisen, teuer einzukaufen und dich auf Partys zu zeigen, musst du meine Frau spielen.“
„Wie hätte ich so etwas tun und gleichzeitig für Ben sorgen können?“, fragte Freddy unglücklich.
„Wahrscheinlich hättest du eine Kinderfrau engagiert … genau wie deine Cousine. Du wärst ihrem Beispiel gefolgt, das liegt nun mal in der Familie. Wonach hättest du dich auch richten sollen? Deine Mutter hat dich und deinen Vater für einen reicheren Mann verlassen, und deine Cousine war noch bedenkenloser in der Wahl ihrer Liebhaber.“
Diese völlig aus der Luft gegriffene Behauptung über ihre Mutter ließ Freddy erstarren. Was wollte Jaspar mit dieser Lüge erreichen? Es steckte auch nicht ein Körnchen Wahrheit in seinen Worten.
„Wage es nicht, meine Mutter zu beleidigen!“, rief sie mit rauer Stimme. „Sie hat meinen Vater nicht verlassen. Sie starb an einer Lungenentzündung, als ich zwei Jahre alt war.“
Jaspar merkte, wie aufgebracht Freddy war, und nahm sich zusammen. „Entschuldige, so weit hätte ich nicht gehen dürfen. In dem Bericht müssen die Angaben über dich und deine Cousine verwechselt worden sein.“
„Nein“, beharrte Freddy. Die halbherzige Entschuldigung genügte ihr nicht. „Der Mann, der diesen schmutzigen Bericht geschrieben hat, war zu faul, um gründliche Nachforschungen anzustellen. Er hat seine Gemeinheiten einfach erfunden. Ericas Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen und haben sich genauso geliebt wie meine Eltern. Sie waren geradezu vernarrt ineinander, sodass ihnen für Erica wenig Zeit blieb.“
„Wie auch immer …“
„Ich habe kaum Erinnerungen an meine Mutter“, fuhr Freddy aufschluchzend fort, „aber diese Erinnerungen sind mir heilig. Wage nie wieder, so etwas zu sagen.“
Jaspar nahm Freddys Hand, aber sie riss sich los, als wäre ihr die Berührung unerträglich. „Weißt du, was mit dir los ist?“, fragte sie unter Tränen.
Jaspar senkte den Blick. „Vermutlich wirst du es mir gleich sagen.“
„Du hast es im Leben zu leicht gehabt. Du bist egoistisch und unsensibel und steckst voller Vorurteile.“ Freddy öffnete die Tür. „Du wirst einmal ein schlechter König sein. Menschen machen Fehler, aber manchmal aus guten Gründen, wie ich es getan habe. Ich bin froh, dass ich hergekommen bin, denn wer hätte Ben sonst Liebe gegeben? Wo bei anderen das Herz
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