Julia Festival Band 0105
heiraten.“
„Und glücklich mit ihm sein, bis dass der Tod euch scheidet.“ Louise bemühte sich, nicht allzu ironisch zu klingen. „Und jetzt solltest du die Kartoffeln lieber mir überlassen, sonst haben wir nur noch Schale.“
„Oh, Louise, das tut mir so leid!“ Betroffen blickte Lily auf das Ergebnis ihrer Bemühungen.
„Keine Angst.“ Louise wischte sich die Hände ab. „Als Mrs. Fabian wirst du mit solchen Nebensächlichkeiten nichts zu tun haben. Und jetzt geh, und mach dich hübsch für deinen Märchenprinzen.“
„Ja.“ Langsam stand Lily auf und blickte zur Uhr. „Er kommt bald. Die Zeit wird knapp.“
Besorgt blickte Louise ihr nach. So sah doch keine glückliche Braut aus! Sie überlegte erst, Marian darauf anzusprechen, entschied sich dann jedoch dagegen. Ihre Stiefmutter würde es ihr nur als Einmischung auslegen.
Außerdem war Lily kein Kind mehr. Sie musste ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, und ob sie ihr Leben mit Alex Fabian verbringen wollte oder nicht, war allein ihre Entscheidung.
Entschlossen schob Louise alle Gedanken an Lily beiseite und konzentrierte sich ganz auf die Vorbereitung des Menüs. Die Suppe kochte schon, die Ente war im Ofen, und jetzt musste sie noch die Weinschaumcreme für das Dessert aufschlagen und mit frischen Erdbeeren garnieren.
Als Davids Frau werde ich mein Essen wohl mein Leben lang selbst kochen müssen, dachte sie und lächelte. Aber ich beneide Lily nicht, denn ich habe noch keine Sekunde daran gezweifelt, dass David der Mann ist, der mir Sicherheit bieten und mich glücklich machen kann.
Da das Essen erst um acht serviert werden sollte, hatte sie jetzt etwas Zeit. Die wollte sie nutzen, um die Kleider für die Probe vom Speicher zu holen. Sie hatte jedoch so viele ausgesucht, dass sie sich mit dem Bündel im Arm nicht an der Leiter festhalten konnte. Kurz entschlossen warf sie die Kleider durch die Luke, um beide Hände frei zu haben.
Kaum hatte sie den Fuß auf die erste Sprosse gesetzt, als sie einen erstickten Schrei hörte. Bestürzt blickte sie nach unten. Das Kleiderbündel schien ein Eigenleben entwickelt zu haben und bewegte sich – es fluchte sogar.
„Oh nein!“ Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit kletterte sie die Leiter hinunter und zog an einem Abendkleid aus Satin. „Es tut mir wirklich leid“, entschuldigte sie sich. „Ich dachte, ich wäre allein.“
Ihr Opfer befreite sich von einer Spitzenstola. „So? Und ich dachte, es wäre vielleicht ein dörflicher Brauch, den zukünftigen Bräutigam auf diese Art zu empfangen.“
Das also war Alex Fabian! Louise musste schlucken.
Er war groß, schlank und breitschultrig. Sein dichtes goldbraunes Haar war leicht gewellt und jetzt ein wenig zerzaust. Lily hatte ihr gesagt, Alex hätte den Spitznamen „König der Löwen“ – das konnte sie, Louise, jetzt verstehen.
Alex war nicht schön im herkömmlichen Sinne, aber faszinierend männlich. Er hatte grüne Augen, einen arroganten Blick, hohe Wangenknochen und ein markantes Kinn.
Er ist der geborene Frauenheld und selbstherrlich obendrein, urteilte sie spontan. Arme Lily!
Auch er musterte sie von Kopf bis Fuß. Louise hatte das Gefühl, mit einem einzigen Blick entkleidet, bewertet und aussortiert zu werden. Mach dir nichts draus, versuchte sie sich zu beruhigen, so sind Männer nun einmal. Sowie sie eine Frau sehen, stellen sie sie sich nackt vor – sie können anscheinend nichts dafür.
„Wer sind Sie eigentlich?“, erkundigte er sich interessiert.
„Die Köchin.“ Louise lächelte freundlich.
„Was Sie nicht sagen!“ Vorsichtig schob er mit der Schuhspitze ein Taftkleid beiseite. „Stehen Sie damit am Herd?“
„Nein, die Kleider sind für die Laienspielgruppe unseres Dorfs. Wir geben eine Revue – Ein Abend mit Noël Coward.“
„Meine Güte!“ Alex Fabian tat beeindruckt. „Einer unserer hintergründigsten Gesellschaftskritiker der 30er-Jahre! Meinen Sie nicht, dass Sie als Laien sich damit etwas übernommen haben?“
Das war auch ihr erster Gedanke gewesen, als sich die Gruppe für dieses Stück entschlossen hatte. Allerdings hätte sie um nichts in der Welt in Alex Fabians offensichtliche Belustigung eingestimmt.
„Das braucht Sie doch nicht zu kümmern“, erwiderte sie kühl. „Niemand erwartet, dass Sie die Vorstellung besuchen.“
„Jetzt weiß ich es! Sie sind Lilys Stiefschwester! Ich bin Alex Fabian.“
Louise tat, als hätte sie seine ausgestreckte Hand nicht bemerkt, und
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