Julia Festival Band 0105
hinbringen soll, oder wollen Sie es mir erst während der Fahrt verraten?“
Louise rührte sich nicht von der Stelle. „Mir ist alles egal! Ich will nur weg von hier – und weg von Ihnen.“
„Das ist bedauerlich.“ Er lächelte. „Ich bin nämlich der Einzige, der Ihnen geblieben ist. Und jetzt raus mit der Sprache, wo wollen Sie hin?“
Sie biss sich auf die Lippe. „Nach Somerset, zu meiner Tante und meinem Onkel“, erklärte sie schließlich zögernd.
„Als erster Schritt eine gute Idee“, lobte er. „Und danach?“
„Keine Ahnung, ich habe noch keine klaren Vorstellungen“, gab sie zu. „Ich weiß nur, dass ich nie wieder in dieses Dorf zurück will. Alle wissen, dass David und ich heiraten wollten, und werden über mich reden. Ich kann mich hier nicht mehr blicken lassen.“
„Das ist doch blanker Unsinn! Niemand wird Ihnen die Schuld geben!“
„Nein“, antwortete sie kaum hörbar. „Aber jeder wird mich bedauern. Das ist viel schlimmer.“
„Das stimmt allerdings. Daher möchte ich meinen Vorschlag wiederholen. Machen Sie das Beste aus Ihrem Leben, und man wird Sie bewundern und nicht bedauern.“
Tapfer unterdrückte sie ihren Kummer und sah Alex trotzig an. „Und Sie wissen natürlich auch schon, wie ich das Beste aus meinem Leben machen kann!“
„Ich könnte Ihnen einige Vorschläge unterbreiten. Steigen Sie ein und hören Sie mir zu, während ich Sie nach Somerset bringe.“
Verstört, wie sie war, erschien Louise die Vorstellung, sich nicht selbst ans Steuer setzen zu müssen, sehr verlockend. Außerdem wusste sie auch nicht, wie sie wieder an ihre Tasche kommen sollte.
„Sie wollten doch nach London. Sicher erwartet man Sie dort“, versuchte sie jedoch ein letztes Mal, Alex loszuwerden.
„Sie vergessen, dass ich mich dieses Wochenende verloben wollte. Vor Montag rechnet niemand mit mir.“ Er half ihr beim Einsteigen und setzte sich dann neben sie. „Ein wenig Mitleid dürften Sie ruhig mit mir haben. Mir ist schließlich die Braut davongelaufen.“
„Sie machen nicht den Eindruck, als wäre es Ihnen besonders nahe gegangen.“
„Das täuscht. Ich koche vor Wut, kann meine Gefühle allerdings gut verbergen. Und jetzt schnallen Sie sich bitte an, Miss Trentham, denn es geht los.“
Da am Samstag Markt im Dorf war, waren die Straßen verstopft. Zu Louises Erstaunen passte sich Alex dem Verkehr an und verlor nicht die Geduld. Entspannt und etwas nachdenklich steuerte er seinen schnellen Wagen im Schritttempo durch das Gewühl.
Louise blickte starr geradeaus, denn sie wollte verhindern, dass Freunde oder Bekannte an die Scheibe klopften, um mit ihr zu plaudern. Sie hätte nicht gewusst, was sie sagen sollte. Sie konnte immer noch nicht ganz begreifen, wieso sie sich hatte überrumpeln lassen, mindestens zwei Stunden neben Alex im Auto zu verbringen. Schließlich hatte sie sich geschworen, einen großen Bogen um diesen Mann zu machen.
Die Hände hatte sie im Schoß zu Fäusten geballt. Sie wollte keine bekannten Gesichter sehen, keine vertrauten Straßen. Sie fühlte sich schutzlos und verzweifelt. Sie stand vor dem Nichts. Sie würde noch einmal ganz von vorn anfangen müssen. Aber wie? Wo konnte sie hin, was konnte sie tun?
Alex schien ihre Gedanken zu lesen. „Sie werden es überleben. Ihr Leben wird sich ändern, es wird besser werden.“
„Das will ich nicht! Ich möchte es haben, wie es war!“
„Wirklich?“ Er gab Gas, denn endlich befanden sie sich auf dem Zubringer zur Autobahn. „Sie möchten sich also weiterhin von Ihrer Familie ausnutzen und von Freund und Stiefschwester verraten lassen?“
„Nein! Und stellen Sie mich bitte nicht als bedauernswertes Dummchen hin.“ Louise warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Auch Sie sind hintergangen worden!“
„Wie wahr!“ Alex seufzte theatralisch.
Sie biss sich auf die Lippe. „Sie finden die Situation anscheinend amüsant, weil Sie nicht mit dem Herzen beteiligt sind.“
„Sie irren sich. Ich bin sogar noch mit viel mehr beteiligt. Das Ganze ist für mich eine persönliche Katastrophe, aber ich werde einen Ausweg finden.“
„Da wette ich drauf!“, antwortete sie sarkastisch.
Er lächelte nur. „Auch Ihnen wird eine Lösung einfallen. Was machen Sie mit Ihrem Job? Wollen Sie kündigen?“
„Ich habe noch Urlaubsanspruch.“ Urlaub, den sie für ihre Flitterwochen hatte nehmen wollen! Louise kämpfte mit den Tränen. „Mein Chef wird es bestimmt verstehen, wenn ich unter diesen
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