Julia Festival Band 05
also …“
„Bin ich dran?“ Olivia folgte ihm in ihr Wohnzimmer, völlig überrumpelt. „Aber habe ich Ihnen nicht gerade gesagt, dass ich etwas vorhabe?“
„Ich muss ausgehen, Olivia“, unterbrach Ethan sie, und sein neckender Ton war auf einmal verschwunden. „Und ich kann Andrea nicht mitnehmen.“
„Warum denn nicht?“ Sie funkelte ihn finster an. Aber so wie er gekleidet war, wusste sie die Antwort schon. Das bestimmte Mitglied seines Harems, mit dem er sich heute Abend treffen würde, hätte wenig Verständnis, wenn er mit der kleinen Andrea angetanzt käme!
Sein Blick wurde unstet, und er schaute fort. „Das möchte ich lieber nicht sagen.“
Sie riss ungläubig die Augen auf. „Sie würden es lieber nicht sagen? Also, jetzt hören Sie mir einmal gut zu, Ethan Sherbourne …“
„Nur zu gern, Olivia, aber ich komme bereits jetzt schon zu spät zu meiner Verabredung.“ Er nahm die Tasche von der Schulter und drückte sie ihr in die Hand, beugte sich vor und küsste Olivia leicht auf die Wange. „Ich verspreche, ich komme nicht so spät wieder“, sagte er, diesmal wieder in neckendem Ton.
„Ethan …“, keuchte Olivia, aber sie war schon allein. Ethan hatte die Haustür hinter sich zugezogen.
Nun stand sie da mit dem Baby, und der Himmel wusste, für wie lange. Und was Ethans Versprechen betraf, nicht so spät zurückzukommen, davon glaubte sie kein Wort.
Sie fasste einfach nicht, was eben geschehen war!
Und auch nicht, dass er sie geküsst hatte …
Sie berührte die Stelle an der Wange und sah erstaunt, dass ihre Hand leicht bebte. Und ihre Wange brannte.
Vorhin im Büro hatte Dennis Carter versucht, sie auf den Mund zu küssen, sie hinter einen Aktenschrank zu ziehen, und sie hatte nichts als Ekel dabei empfunden. Ethan Sherbourne hatte sie nur auf die Wange geküsst, und sie zitterte wie ein Schulmädchen!
Was nur noch mehr bewies, sie brauchte dringend ein Bad und etwas zu essen. Ethan Sherbourne war fort, um mit einer seiner vielen Freundinnen den Abend zu verbringen, hatte das Baby einfach bei ihr abgeladen – und sie stand hier wie benommen, nur weil dieser verdammte Kerl sie auf die Wange geküsst hatte!
Zu viel billiger Wein auf der Weihnachtsfeier. Das war die Erklärung. So musste es sein.
Andreas leises Wimmern machte ihr im nächsten Moment wieder ihre Zwangslage bewusst. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, Andrea und sie würden die nächsten Stunden miteinander verbringen müssen.
Olivia hockte sich neben den Wagen. „Ich bin auch nicht begeistert, dass Ethan mich auf diese Weise hat sitzen lassen“, versicherte sie dem Baby ernsthaft. „Aber man kann aus einer solchen Erfahrung nur lernen, Püppchen.“
Sie streckte die Hand aus und berührte vorsichtig Andreas winzige Hand. Sofort schlossen sich die Finger des Babys um ihren Zeigefinger. „Wir beide sitzen nun zu Haus, während Daddy sich draußen amüsiert.“ Sie wollte aufstehen, aber Andrea hielt ihren Finger fest umklammert. „So ist es recht, Püppchen.“ Sie lächelte. „Wir Frauen müssen zusammenhalten, stimmt’s? Was hältst du davon, wenn wir jetzt in die Küche gehen und mir etwas zu essen machen?“
Sanft entzog sie der Babyfaust ihren Finger, dann richtete sie sich auf und schob den Kinderwagen in den angrenzenden Raum.
Und so kam es, dass sie in der Küche blieb und mit Andrea redete, anstatt im Esszimmer zu essen, weil die Kleine von den blitzenden Töpfen und Pfannen fasziniert schien.
Sie ist wirklich ein zu süßes Ding, dachte Olivia eine Weile später, als Andrea herzhaft gähnte und dann umgehend einschlief.
So viel Traumatisches in den letzten vierundzwanzig Stunden ihres jungen Lebens auch passiert war – die verzweifelte Flucht ihrer Mutter, Ethan Sherbournes unerfahrene Pflege und nun einfach einem völlig fremden Menschen überlassen worden zu sein –, all das schien sie nicht zu berühren. Nicht einmal, dass sie nicht so geliebt und umsorgt wurde wie gewohnt.
Aber Olivia zog sich schmerzhaft das Herz zusammen bei dem Gedanken, was das arme Würmchen wohl in Zukunft noch zu erwarten hatte.
Andrea, wie alle anderen Babys, hatte ein Recht auf die Liebe ihrer Mutter und ihres Vaters. Darauf, in einem möglichst liebevollen Zuhause aufzuwachsen. Selbst wenn ihre Eltern nicht zusammenleben wollten, wie in ihrem Fall. Aber irgendwie sah Olivia dieses Leben nicht für Andrea.
Wieder fühlte sie, wie ihr heiße Tränen über die Wangen rannen. Tränen, die sie so lange nicht
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