Julia Festival Band 05
wie nebenbei und warf dabei wieder einen Blick auf die Uhr.
Olivia stellte seinen Becher langsam auf den Couchtisch, dann lehnte sie sich zurück. Was ging es ihn an, wie sie Weihnachten verbringen wollte?
Sehnsüchtig dachte sie an ihre beiden neuen Klassik-CDs, die sie in den nächsten zwei Tagen hören wollte. Sie hatte keine Lust, während der Feiertage den Fernseher einzuschalten. Die oberflächlichen und künstlich frohsinnigen Sendungen waren ihr schon immer ein Gräuel gewesen. Im Kühlschrank lag eine köstliche Seezunge, die sie sich heute zum Mittag grillen und mit einem Glas Weißwein genießen wollte.
Ja, ihr Weihnachten – so weit es eins war – war bereits geplant.
„Es ist Weihnachten“, erwiderte sie abweisend.
„Genau.“ Ethan grinste.
„Ich meinte damit, es wird überall geschlossen sein“, gab sie kühl zurück.
„Ich meinte, besuchen Sie Ihre Familie? Oder haben Sie sonst irgendetwas vor?“ Er gab nicht auf.
Olivia ließ sich keinen Moment täuschen. Wahrscheinlich wollte er herausfinden, ob sie einen Freund hatte, mit dem sie die Feiertage verbrachte.
Sie dachte kurz an Dennis Carters Andeutung, sie am zweiten Weihnachtsfeiertag anzurufen, um ihr ein frohes Fest zu wünschen. Olivia war das ungute Gefühl nicht losgeworden, dass er ihr anbieten würde, den Tag mit ihm zu verbringen.
„Ich bleibe während der Feiertage zu Haus. Allein“, fügte sie tapfer hinzu.
„Kommen Sie herauf und verbringen Sie sie zusammen mit Andrea und mir“, schlug er ihr sofort vor. Er rutschte im Sessel nach vorn und sah sie scharf an. „Sagen Sie nicht Nein, ehe Sie nicht genau darüber nachgedacht haben, Olivia“, bat er.
Sie brauchte nicht darüber nachzudenken. Die Vorstellung, den Weihnachtstag – überhaupt einen Tag – in Ethan Sherbournes Gesellschaft zu verbringen, mit oder ohne Andrea, war einfach absurd. Obwohl er sie ohne Andrea bestimmt nie eingeladen hätte …
„Ich habe einen Weihnachtsbaum und Baumschmuck gekauft“, versuchte er ihr seinen Vorschlag schmackhaft zu machen. „Und ehrlich gesagt, der Baum muss noch geschmückt werden“, gab er zu. „Der heutige Tag, nein, der gestrige, verging wie Flug, und ich hatte gerade noch die Zeit, den Baum in einen Blumenkübel zu stellen.“ Er schaute sich um. In ihrer Wohnung war von weihnachtlicher Stimmung keine Spur. Kein Baum, unter dem Geschenke lagen, keine glitzernden Kugeln, keine Rauschgoldengel. Nichts. „Wir könnten ihn zusammen dekorieren, bevor wir die Geschenke auspacken“, schlug er vor.
Olivia hatte mit zunehmendem Schrecken zugehört, was für Pläne er hatte – für sie alle zusammen! „Ich …“
„Ich habe Ihnen ein Weihnachtsgeschenk gekauft, Olivia“, unterbrach er sie da sanft. „Das heißt, Andrea und ich zusammen.“
Olivia schaute ihn fassungslos an. Ihre Wangen färbten sich rot. Was hatte er sich nur dabei gedacht, ein Geschenk für sie zu kaufen? Er hatte kein Recht …
Und ich habe kein Geschenk für ihn! war ihr nächster Gedanke. Geschweige denn für Andrea …
„Kommen Sie bitte, Olivia“, bat er und legte die zufriedene, satte Andrea in die Kinderkarre. Dann sammelte er ihre Sachen ein. „Es macht bestimmt mehr Spaß. Für Andrea, meine ich. Und Sie sagten doch, Sie hätten nichts weiter vor …“
Es war höchste Zeit, allem ein Ende zu bereiten. Und zwar auf der Stelle! „Andrea wird weder das eine noch das andere interessieren. Dazu ist sie viel zu klein!“, erwiderte sie scharf.
Ethan richtete sich auf und musterte sie intensiv. „Aber mir ist es wichtig, Olivia“, sagte er. „Es ist ihr erstes Weihnachtsfest, vergessen Sie das nicht. Ich möchte, dass es ein besonderes Erlebnis für sie wird.“
Olivia war nicht klar, welchen Unterschied ihre Anwesenheit dabei machen sollte. „Ich sagte, ich würde Weihnachten allein verbringen“, fuhr sie auf. „Aus dem einfachen Grund, weil ich es so bevorzuge“, schloss sie ziemlich unhöflich.
Ethan schob Andrea zur Tür. Er schien nicht beleidigt. „Niemand sollte Weihnachten allein sein“, meinte er leichthin. „Wir erwarten Sie gegen halb zehn, okay?“
Nein, es war nicht okay! Dieser arrogante …
„Ethan …“ Olivia sprach nicht weiter, als er plötzlich vor ihr stand, sich bückte und etwas vom Boden aufnahm. „Was ist das denn?“ Sie schaute auf den Zweig, den Ethan in der Hand hielt.
„Wissen Sie das nicht?“, neckte er und stand plötzlich viel zu dicht vor ihr.
Olivia widerstand der Versuchung
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