Julia Festival Band 05
und öffnete die Tür weiter, damit er hereinkommen konnte. „Kommen Sie mit, ich …“
„Einen Moment noch“, bat er und ließ sich in einen ihrer Sessel sinken. Er sah auf einmal abgespannt aus. „Es war ein sehr anstrengender Abend“, meinte er mit einem Seufzer.
Das freut mich, dachte Olivia hämisch. Wenn er mit seinen Frauen ausgeht, anstatt sich um Andrea zu kümmern, hat er das nur verdient!
„Ich habe mich heute Abend mit Shelley getroffen, Olivia“, fuhr er müde fort. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Ihnen gern davon erzählen.“
Olivia war wie vor den Kopf geschlagen. Sie hatte ihm Unrecht getan! Und nicht nur das, es überraschte sie mindestens ebenso, dass er auch noch mit ihr darüber sprechen wollte.
Aber will ich es überhaupt wissen?, fragte sie sich unsicher. Wollte sie sich noch weiter in diese Sache hineinziehen lassen? Die Antwort auf beide Fragen war ein lautes und deutliches Nein!
Und doch …
„Könnte ich vielleicht einen Kaffee haben, während wir uns unterhalten?“ Ethan blickte sie dankbar an.
Eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust, ihm auch noch etwas zu trinken anzubieten. Er würde nur noch länger bleiben. Aber ein Blick auf sein müdes Gesicht erweichte ihr Herz. Sie ging in die Küche und setzte Kaffee auf.
Was immer Ethan und Shelley miteinander besprochen hatten, es hatte offensichtlich nicht dazu geführt, dass Shelley zurückkam und Andrea abholte. Was seltsam war, um es milde auszudrücken.
„Danke.“ Ethan nahm den Becher entgegen, als sie wenige Minuten später wieder hereinkam. „Ich wollte mich auch noch für mein schnelles Verschwinden vorhin entschuldigen“, fuhr er fort. „Aber ich hatte von einem gemeinsamen Freund erfahren, wo ich Shelley finden könnte, und wollte sie abfangen, ehe sie wieder verschwinden konnte.“
Olivia setzte sich in den Sessel ihm gegenüber und trank ruhig einen Schluck, während sie darauf wartete, dass er weitersprach. Schließlich wollte er reden, oder?
Auch Ethan trank einen Schluck, dann atmete er tief durch. „Ein guter Kaffee“, lobte er.
Was Olivia bewusst machte, es war schon eine ganze Weile her, dass sie für jemanden hier Kaffee gekocht hatte … Seltsam, sie konnte sich überhaupt nicht erinnern, sich seit ihrem Einzug Besuch eingeladen zu haben. Nicht einmal eine Freundin. Ihr wurde plötzlich klar, wie zurückgezogen sie lebte …
„Ich schiebe es nur hinaus, nicht wahr?“ Ethan missverstand Olivias Schweigen.
„Sie müssen mir wirklich nichts erzählen, wenn Sie nicht wollen“, sagte sie leise.
„Oh, ich möchte es aber“, versicherte er sofort. „Ich habe Sie unabsichtlich in diese Angelegenheit mit hineingezogen – also schulde ich Ihnen zumindest eine Erklärung. Sehen Sie …“ Er brach ab, weil Andreas Weinen plötzlich aus dem Schlafzimmer zu hören war. „Ich glaube, ich muss ein ernstes Wort mit der jungen Dame reden, was richtiges und falsches Timing betrifft“, meinte er mit gefühlvoller Stimme, stellte seinen leeren Becher ab und stand auf. „Ich gehe“, erklärte er Olivia, die gleichfalls aufstehen wollte. „Schließlich haben Sie schon die Abendschicht hinter sich!“
Olivia sank wieder zurück und schaute ihm nach, als er hinüber in ihr Schlafzimmer schlenderte, die Tür vorsichtig öffnete und hineinging. Sie hörte ihn leise mit Andrea sprechen.
Sie war froh, einen Moment allein zu sein. Natürlich hatte er keine Ahnung, dass seine Bemerkungen schmerzliche Erinnerungen in ihr weckten – Erinnerungen, die sich in den letzten Tagen immer mehr in den Vordergrund gedrängt hatten. Nein, Ethan hatte keine Ahnung – und sie war entschlossen, es dabei zu belassen!
Aber sie musste sich eingestehen, es war ihr nicht ganz wohl dabei, dass er sich nun in ihrem Schlafzimmer befand – so unschuldig der Anlass auch sein mochte. Es war ein offensichtlich femininer Raum mit seinen Spitzen und Satindekor in Creme und Gold, und nur das Doppelbett bot einen Hinweis darauf, dass sie nicht immer allein dort geschlafen hatte …
„Meinen Sie, sie hat wieder Hunger?“, fragte Ethan besorgt, als er mit der immer noch weinenden Andrea auf dem Arm zurückkam.
„Das könnte durchaus sein.“ Olivia stand auf. „Ich gehe und wärme ihr eine der Flaschen auf, die Sie vorhin mitgebracht haben.“
Olivia war wirklich überrascht gewesen, wie vorsorglich er war, als sie die Tasche geöffnet hatte. Alles Notwendige lag darin, eingeschlossen einige Flaschen mit
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