Julia Festival Band 05
sein“, wandte Heaven ein. In Wirklichkeit empfand sie nichts von der Gelassenheit, die sie Jon vorspielte. Ihr Magen krampfte sich bei dem bloßen Gedanken an ein Zusammentreffen mit Harold schmerzhaft zusammen.
„Ich wette, du hast noch keinen Moment darüber nachgedacht, welche Folgen dein kleines kulinarisches Kabinettstückchen für dich haben könnte“, fuhr Jon fort. „Harold ist nicht der Typ, der sich mit so einer Demütigung abfindet. Er wird seine Rache wollen. So gut solltest du ihn eigentlich kennen.“
„Es wundert mich wirklich, dass du für ihn arbeitest, wenn du so eine schlechte Meinung von ihm hast“, erklärte Heaven böse. So schnell würde sie nicht klein beigeben. Sie war so in ihre Auseinandersetzung mit Jon vertieft, dass sie ihre Umgebung völlig vergessen hatte. Der schwere Jaguar hatte längst die Autobahn erreicht und fuhr mit hoher Geschwindigkeit Richtung Norden.
Jon bemühte sich indessen fieberhaft, das Gespräch so intensiv wie möglich in Gang zu halten, um Heaven von der Autofahrt abzulenken. Da er ein geübter und sicherer Fahrer war, fiel es ihm nicht schwer, sich auch während der Unterhaltung mit Heaven auf die Straße zu konzentrieren. Der Motor schnurrte zufrieden unter seinen Händen.
Es war wichtig, Heaven so weit wie möglich nach Norden zu befördern, bevor ihr klar wurde, wo sie sich befand. Erst dann würde sie sich hoffentlich nicht länger gegen Jons Plan sträuben.
Zum Glück herrschte nicht viel Verkehr, sodass sie gut vorankamen. Die guten Mächte schienen auf ihrer Seite zu sein.
„Der Grund, warum ich für ihn arbeite, hat überhaupt nichts mit irgendwelchen freundschaftlichen Gefühlen für diesen Kerl zu tun“, bemerkte Jon scharf. „Ganz im Gegenteil.“
„Nein? Dann verdienst du so wohl nur deinen Lebensunterhalt?“, gab Heaven bissig zurück. „Und was ist mit deiner Schwester? Mit Louisa?“
„Ihretwegen veranstalte ich den ganzen Zirkus ja nur“, antwortete Jon knapp. „Heaven, ich …“
„Ich will nichts mehr hören. Bitte lass mich jetzt endlich aussteigen. Ich möchte nach Hause. Und zwar sofort.“
„Hör mir doch bitte zu. Ich …“
„Nein“, rief sie entschlossen und hielt sich die Hände über die Ohren.
„Es ist wichtig, verdammt noch mal!“, sagte Jon ärgerlich. „Seit Monaten versuche ich, Harolds Vertrauen zu gewinnen, um seine Betrügereien aufzudecken. Ich will endlich wissen, wie er es fertiggebracht hat, seine finanziellen Verhältnisse so zu verschleiern, dass er Louisa und den Kindern nicht einmal einen anständigen Unterhalt bezahlen muss. Er hat den Scheidungsrichter ganz offensichtlich angelogen.“
Langsam ließ Heaven ihre Hände sinken und sah Jon ungläubig an. „Ich weiß nicht, ob ich dir glauben kann“, sprach sie langsam. „Schließlich bist du Harolds Berater. Tiffany hat mir das erzählt.“
„Ich war es“, korrigierte Jon sie. „Wenn Harold erst einmal herausgefunden hat, dass du hinter der Geschichte von heute Abend steckst und dass ich dich gedeckt habe … Und er wird es herausfinden, darauf kannst du dich verlassen. Wie groß, glaubst du, wird sein Vertrauen in mich dann noch sein?“
„Aber warum hast du das getan?“, fragte Heaven. „Warum hast du mir geholfen?“
„Darüber reden wir später“, sagte Jon. „Jetzt erzähle du mir erst mal noch etwas über das Softwareprogramm, das Harold …“
Weiter kam er nicht. Heaven hatte ein Hinweisschild auf der Autobahn erspäht und drehte sich wütend zu Jon. „Was soll das? Wieso fahren wir nach Norden? Wohin bringst du mich, Jon?“
„An die schottische Grenze“, antwortete er ruhig.
„Nach Schottland?“, schnappte Heaven. „Was soll ich dort?“
„Ich besitze dort ein Anwesen“, sagte Jon ruhig, „und …“
„Ich kann es nicht fassen!“ Heavens Stimme klang schrill. „Das kann doch nicht dein Ernst sein. Fahr sofort auf einen Parkplatz und lass mich aussteigen! Sonst …“
„Was?“, erkundigte er sich interessiert. „Du kannst gar nicht aussteigen. Ich habe die Türen verriegelt. Nur zu deiner eigenen Sicherheit übrigens.“
„Das ist wirklich unglaublich. Das … das … ist Kidnapping!“, rief Heaven empört.
„Etwas Besseres ist mir leider nicht eingefallen“, entschuldigte sich Jon gelassen.
Zu ihrer eigenen Sicherheit … Heavens Kehle war plötzlich wie ausgedörrt. Ihr Mund fühlte sich heiß und trocken an. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Irgendwie war da ein
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