JULIA FESTIVAL Band 76
Frauenstimme.
Es war nicht Cynthia, und das Lächeln gefror ihm auf den Lippen. „Hallo, Martha Jean.“
„Du könntest ruhig etwas mehr Begeisterung zeigen, Schätzchen. Sonst denke ich noch, dass du unsere Verabredung platzen lassen möchtest!“
Verabredung? Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Natürlich. Sie hatten sich für heute Abend verabredet. „Ich erinnere mich.“
„Schön. Aus diesem Grund rufe ich an. Ich habe so eine dumme Komitee-Sitzung, die mit einer kleinen Cocktail-Party enden soll. Ich werde also schon unterwegs sein. Da dachte ich, es wäre sinnvoller, wenn ich dich abhole, und anschließend könnten wir zu mir gehen. Zum Abendessen.“
Letzteres war ein Hintergedanke. Martha Jean interessierte sich nicht für ein gemeinsames Abendessen mit ihm, und er auch nicht. Sie hatten beide immer nur eines voneinander gewollt: Sex.
Jonathan versuchte sich die Schönheit mit den rabenschwarzen Haaren vorzustellen, aber es gelang ihm nicht. Er konnte an keine andere Frau mehr denken als an Cynthia.
„Passt dir sieben Uhr?“, fragte sie.
Er wollte am liebsten absagen. Er wollte ihr sagen, dass er nie wieder mit ihr zusammen sein konnte, weil sich etwas Grundsätzliches in seinem Leben verändert hatte. Dass er eine wundervolle Frau kennengelernt hatte und sie nie wieder anfassen konnte.
Stattdessen holte er tief Luft. „Natürlich. Klingt gut.“
„Bis später, mein Lieber.“ Sie legte auf.
Jonathan starrte den Hörer an. Er fühlte sich kalt und leer, doch er war sicher, das Richtige zu tun. Mit Martha Jean zusammen zu sein, würde ihn daran erinnern, wer er wirklich war. Mit ihr auszugehen, nachdem er mit Cynthia geschlafen hatte – das würde Cynthia die Augen öffnen. Es würde ihr zwar wehtun, aber mit der Zeit müsste sie einsehen, dass es das Beste für sie war.
Er ging zurück zum Fenster und blickte auf die Stadt. Wie war es nur möglich, das Richtige zu tun, wenn es sich so schrecklich falsch anfühlte?
Cynthia betrat die Diele durch Coltons Zimmer. Sie hatte den Kleinen für die Nacht schlafen gelegt. Nun konnte sie sich nicht mehr mit ihrer Arbeit ablenken. Fortwährend musste sie an Jonathan denken. Ihre Gedanken waren ziemlich wirr.
Sie verstand nicht, was mit ihm los war. Seitdem sie miteinander geschlafen hatten, mied er sie. Er hatte sich in seine Arbeit vergraben und ging so verstohlen wie ein Geist im Haus ein und aus. Sie bereute nicht, sich ihm hingegeben zu haben, aber er tat es anscheinend.
Unschlüssig stand sie in der riesigen Diele. Ein Geräusch kam aus Jonathans Zimmer, und sie beschloss, zu ihm zu gehen.
Sie klopfte fest an seine Tür. „Jonathan, ich bin’s, Cynthia. Wir müssen miteinander reden.“
„Komm rein.“
Cynthia holte tief Luft und öffnete die Tür. Sie hatte sein Zimmer nicht mehr betreten, seitdem sie sich geliebt hatten. Jetzt kam ihr die Erinnerung daran wieder heftig hoch. Sie starrte zu Boden.
„Das ist wirklich verrückt“, sagte sie. „Wir können uns doch nicht aus dem Weg gehen und uns meiden wie die Pest. Ich weiß, dass du schockiert bist, weil ich noch Jungfrau war. Vielleicht hätte ich es dir vorher sagen sollen. Aber du brauchst keine Angst zu haben, dass ich Ansprüche an dich stelle.“ Sie hob den Kopf und sah ihn direkt an. „Doch. Eines erwarte ich von dir.“
Plötzlich verschlug es ihr die Sprache. Jonathan stand auf der Schwelle zu seinem Badezimmer. Er hatte offensichtlich geduscht und sich rasiert und trug einen dunklen, eleganten Anzug anstelle der Freizeitkleidung, die er üblicherweise zu Hause anhatte.
Er starrte sie mit ausdrucksloser Miene an. „Was erwartest du von mir?“
„Nun, dass wir weiterhin Freunde bleiben. Ich hasse es, wenn du mir aus dem Weg gehst.“ Etwas verkrampfte sich in ihrer Brust. So sehr, dass sie kaum noch atmen konnte. „Gehst du aus?“, fragte sie mit kaum hörbarer Stimme.
„Ja.“
Seine knappe Antwort traf sie wie ein Dolchstoß. Cynthia musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht laut aufzuschreien. Sie trat einen Schritt zurück. „Ich … ich verstehe nicht. Ein Geschäftsessen? Du hast doch kein Rendezvous, oder?“
„Doch, genau das habe ich.“ Er trat zur Kommode und steckte seine Brieftasche ein. „Die Verabredung steht schon seit längerer Zeit, und jetzt kann ich nicht mehr absagen.“
„Aber … ich verstehe nicht.“
Sein Blick wurde hart. „Nein, das ist mir klar. Aber du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich dich nicht gewarnt habe.“
Es
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