JULIA FESTIVAL Band 78
sie nur noch verzweifelt aus: „Es wird nicht klappen!“ Sie fühlte sich beinah besiegt und war kurz davor nachzugeben, weil sie den Gedanken, Scott zu verlieren, nicht zu ertragen vermochte.
„Wenn du solche Angst davor hast, mich zu heiraten, Toni, versuch wenigstens, dich dazu durchzuringen, mit mir zusammenzuleben! Dann könntest du jederzeit wieder gehen, wenn es dir bei mir nicht gefällt.“
Mit diesem Gedanken konnte sie sich anfreunden. Große Erleichterung erfüllte sie. Ihre Augen begannen zu strahlen.
„Ja, das wäre ein Weg. Einverstanden.“
Und dann bemerkte sie, dass auch von Scott eine gewisse Anspannung abfiel. Sie war so mit sich selbst beschäftigt gewesen, und er hatte so ruhig mit ihr gesprochen, hatte sich völlig in der Gewalt gehabt, dass sie erst jetzt erkannte, wie viel ihm ihre positive Antwort bedeutete. Trotzdem fragte Antonia sich, warum er derart zufrieden aussah, wo er ihre Einwilligung zur Hochzeit doch nicht bekommen hatte. Warum schaute er sie so triumphierend an? Oder war es vielleicht nur die Freude darüber, dass sie – zumindest vorerst – zusammensein würden?
Scott küsste sie sehr behutsam.
Ich hätte nichts dagegen, wenn er mich jeden Tag so küssen würde, ging es ihr durch den Sinn. Nie zuvor hatte sie einen Gedanken daran verschwendet, mit einem Mann einfach so zusammenzuleben. Während der Zeit mit Frank Sheldon hatte sie an ein Zusammenleben nach der Hochzeit gedacht … Egal, jedenfalls war Scott einen Versuch wert. Ob diese Beziehung lange Bestand haben würde, stand in den Sternen. Aber wenn Scott sie, Antonia, immer so küsste und liebkoste, wie er es gerade tat … Sie gab es auf, irgendetwas analysieren zu wollen, fühlte nur noch ihren Körper, seinen Körper … ließ sich von der Leidenschaft in die Welt höchster Wonnen tragen.
10. KAPITEL
Scott scheint seine Pflichten als Gastgeber völlig vergessen zu haben, dachte Antonia eine ganze Zeit später. Sie sah durch eines der hohen Fenster des Pavillons und stellte fest, dass es bereits später Nachmittag sein musste.
„Scott?“
„Hm?“
„Die Gäste …“
„Die amüsieren sich auch ohne uns.“
„Aber …“
„Pst!“
Wieder fing er an, sie zu streicheln. Sie hatte zwar keine Lust und war eigentlich auch zu müde, um ihn nochmals an seine Pflichten als Gastgeber zu erinnern, doch der Gedanke an Ray, der sich bestimmt Sorgen um sie machte, ließ sie jetzt nicht mehr los. Auch Jocelyn war sicher beunruhigt.
„Scott, nein!“, protestierte sie energisch.
„Warum denn nicht? Bist du sie –“, er strich über ihre Brüste – „und ihn –“, er berührte ihren Schoß – „schon überdrüssig?“
„Natürlich nicht, und das weißt du auch ganz genau.“ Ein wohliger Schauer überlief sie. „Nur … da sitzen eine Menge Leute um deinen Swimmingpool herum“, sagte sie. „Es sind deine Gäste. Du solltest …“
„Der einzig wichtige Gast bist du für mich“, murmelte Scott und knabberte an ihren Ohrläppchen.
Sie bemühte sich krampfhaft, die lustvollen Gefühle zu unterdrücken. „Scott, Ray bedeutet mir sehr viel. Er ist garantiert noch nicht überzeugt, dass ich dich … dass ich dich …“
Er hob den Kopf. „Ja? Dass du mich – was?“
„Ähm … nicht mehr so unsympathisch finde.“
Scott lachte leise. „Vielen Dank.“ Er richtete sich auf. „Ich werde mit ihm sprechen, sowie wir zurück sind, Toni.“
„Das brauchst du nicht, Scott. Ich werde …“
„Toni, wenn du meine Tochter wärst, würde ich auch erwarten, dass der Mann, der mit dir zusammenleben will, seine Karten offen auf den Tisch legt. Ray soll genau wissen, wie ich zu dir stehe. Du kannst ihm erzählen, was immer du willst. Aber ich möchte, dass du mich zuerst mit ihm sprechen lässt. Das gehört sich einfach so.“
Antonia sah ihm an, dass er es ernst meinte. Sie fand sein Vorhaben ziemlich altmodisch, zumal sie ja nicht heiraten würden. Doch irgendwie verstand sie ihn auch. Und Ray würde Scott nur umso mehr respektieren.
„Okay“, stimmte sie zu. „Während ich mit Jocelyn spreche, redest du mit Ray. Dann wird wohl alles geregelt sein.“
Scott schenkte ihr wieder jenes Lächeln, das sie schon einige Male ziemlich verwirrt hatte. Drückte es jetzt nicht unter anderem Triumph darüber aus, dass er in gewissem Sinn der Sieger war? Schnell schob Antonia diesen Gedanken beiseite. Sie mochte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen. „Wir sollten uns allmählich anziehen
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