JULIA FESTIVAL Band 78
lief zu Scott zurück und umarmte ihn.
Ray beobachtete die beiden und war zufrieden. Er freute sich auf die kommenden, für ihn bestimmt sehr abwechslungsreich werdenden Monate.
Das Leben mit Scott war für Antonia sehr angenehm. Er kritisierte sie nicht und stellte auch keine Forderungen an sie. Und er war unglaublich männlich. In ihren kühnsten Träumen hätte sie nicht erwartet, dass ein Mann sie so oft begehren würde, wie Scott Seton es tat. Was in ihren Augen ein weiterer Beweis dafür war, dass man ständig dazulernte im Leben.
Doch wir sind ja noch frisch verliebt, sagte Antonia sich immer wieder. Es wurde dann immer schwieriger für sie, nicht den Boden unter ihren Füßen zu verlieren, vor allem wenn Scott sich in ihrer Nähe aufhielt.
Er besaß eine Penthauswohnung am Circular Quay, mitten im Herzen Sydneys. So brauchten die beiden nicht jeden Tag von Summerfield Green in die Stadt zu pendeln. Scott meinte, Antonia solle die Vermittlungsagentur weiterführen, bis sie auch den letzten Arbeitslosen vermittelt hatte.
Er selbst fand in einem seiner anderen Unternehmen weitere Arbeitsplätze für einige Schützlinge Antonias. Danach dauerte es nur noch zwei Wochen, bis sie ihre Mission erfolgreich beenden konnte. Der Kurierdienst mit dem Kühltransporter wurde von Rays ehemaliger Firma übernommen. Schließlich war alles geregelt, und sämtliche Beteiligten zeigten sich zufrieden.
Antonia empfand fast so etwas wie Ehrfurcht, als Scott ihr die gesamten Ausmaße seines Geschäftsimperiums beschrieb. Sie erkannte sofort, dass die Transportgesellschaft nur ein sehr kleines Rädchen im Getriebe war. Ein wichtiges vielleicht, aber eben nicht so wichtig, wie Antonia geglaubt hatte. Die ungeahnten Möglichkeiten, die sich durch Scotts großen Einflussbereich boten, hielt Antonia für ungeheuer aufregend, und sie studierte die Überseeverbindungen mit großem Interesse. Sie hatte jede Menge Ideen. Alles, was ihr noch fehlte, war ein Titel oder eine Bezeichnung für ihre Tätigkeit in der Transportgesellschaft.
„Was bin ich denn eigentlich in deinem Unternehmen, Scott?“, fragte Antonia eines Abends.
„Das weiß ich noch nicht genau“, antwortete er. „Wie würdest du dich denn gern nennen?“
„Nun, vielleicht Präsidentin, Vizepräsidentin oder Vorsitzende?“ Sie lächelte ihn schelmisch an. „Nein, jetzt einmal ernsthaft, ich hatte an Multikoordinations-Controller gedacht. Das hört sich wichtig und gleichzeitig bedeutungsvoll an. Bist du damit einverstanden?“
„Ja, das passt“, stimmte er zu. „Morgen werde ich ein Türschild in Auftrag geben und Karten für dich drucken lassen.“
Sie ging um den Tisch herum und setzte sich auf Scotts Schoß. „Meine Ideen gefallen dir wirklich, nicht wahr?“, fragte sie, und es klang ein wenig stolz.
„Du hast brillante Ideen“, sagte er und betrachtete Antonias Mund, als könne er sich daran nicht satt sehen.
Sie lachte leise, kokettierte mit Scott – und es endete damit, dass sie wieder einmal eine Mahlzeit nicht beendeten.
Der neue Job füllte Antonia aus. Zudem gab es noch diverse andere Dinge, um die sie sich zu kümmern hatte. Jocelyn brauchte ihre Hilfe bei den Hochzeitsvorbereitungen. Dabei sprachen die Stiefschwestern über viele Gesichtspunkte ihrer Zukunft, was Antonia wichtige Entscheidungen für ihr weiteres Leben treffen ließ.
Auch liefen die Vorbereitungen für die Versteigerung auf Hochtouren. Neben der Werbung mussten noch einige ‚Fantasien‘ organisiert werden. Obwohl Lillian sich sehr anstrengte, kam sie ohne Antonias Unterstützung nicht aus. Leute mussten überzeugt und ermuntert werden, und als sehr hilfreich erwies es sich manchmal, Scotts Namen zu erwähnen. Einige abschließende Gags für das Programm wollte Antonia sich auch noch einfallen lassen.
Lillian äußerte sich nicht über Antonias Verhältnis mit Scott. Das wunderte Antonia ein wenig. Jedermann sprach darüber, es war momentan der Gesprächsstoff in der Stadt. Sogar Bilder von Scott und Antonia wurden in den Zeitungen veröffentlicht. Darüber machte Antonia sich keine Gedanken. Ihr Leben ging letztendlich nur sie selbst etwas an. Außerdem war die sogenannte ‚wilde Ehe‘ in der heutigen Zeit so gut wie gesellschaftsfähig geworden. Von Lillian hatte Antonia allerdings ein oder zwei diskrete Fragen erwartet. Sie beide waren sich doch einmal so einig gewesen darüber, dass die Männer abscheuliche Kreaturen seien!
Der einzige Mann, über den Lillian
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