JULIA FESTIVAL Band 78
noch Jocelyn verpflichtet. Das ist jetzt nicht mehr der Fall“, antwortete er schmunzelnd. Dann wurde er ernst, wirkte auf einmal sehr entschlossen.
Sie begann sich unbehaglich, ja, wieder so ähnlich wie in einer Falle zu fühlen. Was ging in Scott denn nun schon wieder vor?
„So, die Sache mit Jocelyn wäre dann jetzt wohl erledigt“, begann sie vorsichtig.
„Für mich war das schon erledigt, als ich dich zum ersten Mal sah“, entgegnete er sachlich. „Alles andere war nur noch eine Frage meiner Planung. Natürlich musste ich einkalkulieren, dass du die eventuell durcheinander bringen würdest.“
Sie lachte erleichtert auf, weil sie es geschafft hatte, diesen beherrschten Mann aufzutauen, und weil mit Jocelyn alles so glücklich verlaufen war. Denn Jocelyn hätte sie auf keinen Fall verletzen wollen.
Kurz dachte Antonia daran, dass Scott sich ins Fäustchen gelacht haben musste, als sie ihm so schonend wie möglich beizubringen versuchte, Jocelyn passe nicht zu ihm. Doch das spielte nun keine Rolle mehr. Nur eins zählte – er begehrte sie, Antonia, seit ihrem ersten Treffen. Und das bedeutete … er konnte gewisse Dinge kaum Jocelyn zuliebe getan haben!
Antonia räusperte sich. „Sag mal, hast du all die Dinge … ich meine … na ja, die Wiedereinstellung der Angestellten und dass du mir den Lieferwagen und das viele Geld gegeben hast, für mich getan?“
Es dauerte lange, bis er antwortete: „Ja, ausschließlich für dich. Fragt sich jetzt nur noch, ob du jetzt das tun wirst, was ich möchte.“
„Und das wäre?“, erkundigte sie sich.
Scott schob sie sanft zur Seite, stützte sich auf den Ellbogen, schaute auf Antonia hinab und sagte: „Ich möchte, dass du mich heiratest, Toni.“
Nein!, schrie sie innerlich. Da war es wieder, was ihr so viel Angst machte. Es brachte die Erinnerung an Frank Sheldon zurück, den sie beinah geheiratet hätte. Außerdem verwechselte Scott ihrer Meinung nach sexuelles Verlangen mit Liebe. Liebe war doch etwas völlig anderes, oder? Liebe empfand sie, Antonia, für Ray und für Jocelyn. Dieses wilde, unsagbar starke körperliche Verlangen, das Scott und sie miteinander verband, konnte höchstens Leidenschaft sein.
Nach einer Weile wurde Antonia bewusst, dass Scott auf ihre Antwort wartete. Es gab nur eine, und die lautete: Nein.
Dennoch war seine Reaktion auf die Antwort unendlich wichtig. Antonia hätte es nicht ertragen können, wenn dieser wunderschöne Beginn der aufregendsten Beziehung ihres Lebens auch gleichzeitig das Ende bedeuten würde.
Antonia zwang sich, Scott in die Augen zu sehen, und fühlte sich eigenartigerweise irgendwie schuldig. Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, zeigte er Unsicherheit und Verwundbarkeit. Sie hob die Hand, um seine Wange zu streicheln.
Keinesfalls wollte Antonia ihn verletzen. Bestimmt dachte er, er hätte vorhin das schönste Angebot gemacht, das ein Mann einer Frau machen konnte. Natürlich irrte er sich. Und gab man ihm Zeit, würde er das auch erkennen. Für eine Frau war dann alles aber noch viel schlimmer. Mochte der Käfig auch golden sein, die Ehe kam letztendlich dem Gefängnis gleich. Und darauf mochte sie, Antonia, sich nicht einlassen, nein, niemals. Es würde alles unweigerlich in einer Katastrophe enden.
„Scott“, begann sie, und ihr Mund war ganz trocken. „Was du für mich empfindest … was ich für dich empfinde, es ist nichts als eine große sexuelle Anziehungskraft. Freilich, es ist etwas Besonderes. Aber diese Gefühle werden mit der Zeit nachlassen und von Alltagsdingen überschattet werden. Ich fürchte, Sex ist nicht die richtige Basis für eine Ehe. Nein, Scott, das genügt nicht, um zu heiraten. Letztendlich hättest du mich satt, und dann …“ Sie verstummte.
„Ich weiß, was du sagen willst, Toni“, entgegnete er und strich ihr die Locken aus dem Gesicht. Beruhigend fuhr er fort: „Wenn ich lediglich mit dir schlafen wollte, hätte ich dich nicht gebeten, meine Frau zu werden. Ich möchte dich heiraten, weil ich dich liebe, weil …“
„Sag das nicht!“
„Was? Dass ich dich liebe?“
„Ja. Das sagen nur Menschen, die vorhaben, einen anderen Menschen auszunutzen. Tu mir das nicht an, Scott. Ich möchte es nie wieder von dir hören!“
„Toni … Dieser Frank Sheldon hat deine Gefühle tiefer verletzt, als du dir eingestehen willst, nicht wahr?“, fragte er sanft.
Antonia konnte Scotts mitleidigen Blick nicht ertragen und senkte die Lider. Diese Dinge gehörten der
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