JULIA FESTIVAL Band 78
sprach, war Mr. Templeton. Was für ein prachtvoller Koch er sei … wie nett, aufmerksam und zuvorkommend er wäre … wie sanft und einfühlsam …
Allmählich begann Antonia sich zu fragen, ob Lillian bald nichts mehr dagegen haben würde, auch das Bett mit Mr. Templeton zu teilen. Natürlich ließ der sich nicht in dieselbe Klasse der Liebhaber einstufen wie Scott, aber vielleicht entsprach Mr. Templetons Art zu lieben genau Lillians Bedürfnissen?
Wie auch immer, was die große Auktion der Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten der tauben Kinder anging, lief alles bestens. Mr. Templeton zu überreden, seine Rolle zu spielen, bildete kein Problem. Und die Journalistin Diana Goldbach rührte die Werbetrommel in wirkungsvoller Weise.
Diana tat es sogar mit so durchschlagendem Erfolg, dass Scott schließlich kopfschüttelnd zu Antonia sagte: „Ich begreife nicht, wieso derartige Gerüchte herumgehen über Leute aus Sydney und Melbourne, von denen ich genau weiß, dass sie finanziell so gut dastehen wie die Bank von England.“
„Derartige Gerüchte? Was meinst du?“, fragte Antonia unschuldsvoll.
„Es heißt, dass der eine oder andere bald ruiniert sein wird. Das ist doch völlig absurd! Wer hat diese dummen Gerüchte nur in die Welt gesetzt?“
Nur gut, dass Scott keine Klatschspalten liest und keine Ahnung von meiner Freundschaft mit Diana Goldbach hat, dachte sie. Seine Worte beweisen ja nur zu deutlich, dass er von unserer Strategie nichts hält, obwohl die einem guten Zweck dienen soll und ein paar angekratzte Selbstwertgefühle wohl nichts im Vergleich mit dem Leid der tauben Kinder sind.
Versuch es ihm zu erklären, meldete sich ganz leise die Stimme des Gewissens. Antonia ignorierte sie. Scott musste nicht alles wissen. Was er nicht wusste, konnte ihn auch nicht ärgern. Und sie wollte alles vermeiden, was ihrer Beziehung hätte schaden können.
Also wechselte Antonia das Thema. „Scott, ich habe über meine Arbeit als Multikoordinations-Controller nachgedacht, und …“ Sie verstummte.
„Ja?“
„Nun, ich habe in der Firma eine Menge um die Ohren. Hinzu kommen die Hochzeitsvorbereitungen, und dann ist da noch die Wohltätigkeitsveranstaltung, für die ich mich einsetzen muss. Mir ist nicht ganz klar, wie ich es schaffen soll, auch noch nach Übersee zu reisen, um die Koordination des Güterverkehrs zu überwachen …“
„Das brauchst du doch gar nicht, Toni“, entgegnete er. „Es genügt, wenn du die Entscheidungen triffst. Für die Ausführung sind die nationalen Manager zuständig. Gib ihnen die entsprechenden Hinweise, und es wird alles wie am Schnürchen laufen.“
Antonia strahlte. Hinweise zu geben, das gefiel ihr! Ja, das war genau das Richtige für sie. Ray hatte ganz recht damit gehabt, ihr nicht die Geschäftsleitung zu übertragen. Er meinte damals, eine solche Position würde ihr zu viel abverlangen und ihr nicht die Freiheiten lassen, all das zu tun, was sie so gern tat. Außerdem hatte er gesagt, es könne sein, dass sie einmal heiraten würde, und …
Antonia sah Scott an und kam zu dem Schluss, dass es wieder mal einige Punkte gab, die sie überdenken sollte.
Sie lächelte ihn an und sagte: „Vor allem der Gedanke, ohne dich reisen zu müssen, gefiel mir nicht, Scott. An unser Zusammensein habe ich mich nämlich schon ganz schön gewöhnt.“
Er schmunzelte.
Kurze Zeit später lagen sie wieder zusammen im Bett und liebten sich. Es war herrlich wie immer. Antonia beschloss, Scott niemals zu verlassen. Etwas so Wunderbares konnte sich nicht ändern. Seit knapp sechs Wochen lebten sie jetzt zusammen, und sie hatte das Gefühl, dass es von Tag zu Tag schöner wurde.
Während er zärtlich ihren Bauch streichelte, fragte sie sich, wie es wohl wäre, Scotts Kind in sich wachsen zu fühlen. Und sie versuchte sich Scotts Begeisterung vorzustellen. Wie glücklich würde sie ihn machen, wenn sie ihm das gab, was er sich so sehr wünschte! Wenn Scott wirklich sein ganzes Leben mit ihr zusammen verbringen wollte – und das bezweifelte sie nicht eine Sekunde lang – wäre es falsch, ihm nicht den heiß ersehnten Erben zu schenken.
11. KAPITEL
Die Tage vergingen, und Scott und Antonia genossen jeden Augenblick, den sie zusammen waren. Beide wunderten sich darüber, wie schnell die Zeit doch verstrich und dass sie bisher noch nicht ein einziges Mal Meinungsverschiedenheiten auszutragen gehabt hatten.
Antonia war rundum zufrieden. Privat und beruflich herrschte eitel
Weitere Kostenlose Bücher