JULIA FESTIVAL Band 78
Sonnenschein, und was die Wohltätigkeitsveranstaltung anging, versprach Antonia sich durchschlagenden Erfolg. Mr. Templeton erwies sich als äußerst geeignet für die ihm zugedachte Aufgabe. Die Rolle des kultivierten Mannes von Welt passte ausgezeichnet zu ihm. Wie ein kleines Kind freute er sich darüber, Lillian und Antonia helfen zu können.
Irgendwann einmal fragte er jedoch: „Und was ist, wenn ich auf meinem ersten Angebot sitzen bleibe? Ich habe doch nicht das Geld, um die ‚Fantasien‘ wirklich ersteigern zu können.“
„Ach, das kriegen wir schon hin“, meinte Antonia. „Wir tun so, als hätten Sie den Zuschlag erhalten und versteigern die ‚Fantasie‘ unter anderem Namen später einfach erneut. Sie müssen die Preise nur so hoch wie möglich treiben. Versprechen Sie mir das?“ Das Letzte klang beschwörend.
„Ja“, antwortete er, wirkte aber etwas unsicher.
„Ich werde in Ihrer Nähe sitzen“, versuchte Lillian ihm den Rücken zu stärken. „Für jede zu ersteigernde ‚Fantasie‘ gibt es einen Mindestpreis, und ich gebe Ihnen entsprechende Zeichen, wenn Sie höher bieten oder aufhören sollen. Es kann also nichts schiefgehen.“
Mr. Templeton schien beruhigt zu sein und sah Lillian gefühlvoll an. „Es ist eine Ehre für mich, dass Sie so großes Vertrauen in mich setzen.“
Lillian errötete leicht.
Antonia dachte, dass sie nun wohl besser gehen sollte, verabschiedete sich und fuhr nach Hause.
Es gab nicht viel, was sie Scott verschwieg. Was die Auktion betraf, hatte sie sich allerdings entschlossen, die raffinierten Details für sich zu behalten. Doch aus ihr nicht ganz erklärlichen Gründen interessierte Scott sich immer mehr für die Versteigerung. Er fragte Antonia nach der Liste der zu versteigernden ‚Fantasien‘, weshalb sie ihm ein Programmheft gab. Dann ging sie mit ihm alle ungefähr fünfzig ‚Fantasien‘ durch, die versteigert werden sollten.
„‚Ein Nachmittag mit einem aufstrebenden Künstler, während dem er ein Porträt von Ihnen zeichnen wird‘“, las Scott vor. „Hm … ich frage mich, ob er dich charakteristisch zeichnen könnte, Toni.“ Er betrachtete einen Moment lang ihr Gesicht, schüttelte dann den Kopf und las weiter: „‚Eine Statistenrolle bei einer Opern-Live-Vorstellung‘.“
„Ich würde gern einmal eine Arie singen“, sagte Antonia verschmitzt.
Er beugte sich vor und küsste sie auf die Nase. „Und wie würdest du es finden, für zwei Stunden Discjockey bei einem der größten Radiosender zu spielen?“
„Scott, ich bin momentan sehr zufrieden mit meinem Leben“, erklärte sie und hoffte, ihn damit vom Thema abzulenken. Wenn alles planmäßig lief, würden die Gebote bis ins Unermessliche gehen, und sie wusste nicht, ob Scott seine reichen Bekannten nicht warnen würde, bekam er zuvor heraus, wie der Hase laufen sollte.
„Ist nichts dabei, was dir besonders gut gefällt? Hast du denn gar keine Wunschträume?“, erkundigte Scott sich.
„Die stehen nicht in dem Programm“, antwortete sie und lächelte ihn bedeutungsvoll an. „Das, was ich mir jetzt gerade wünsche, würde sich in dem Programmheft nicht so gut machen.“
Scott wusste sofort, was sie meinte. „Eine Stunde in den Armen eines Unternehmers?“
Sie lachte. „Eine Stunde ist mir zu wenig!“ Wie hat er nur bewirkt, dass ich all meine Hemmungen abgelegt habe und mich immer freier fühle? überlegte sie. Zum Beispiel trug sie nur noch selten einen BH. Und dann bereitete es ihr jedes Mal ein wahnsinniges Vergnügen, dafür zu sorgen, dass Scott die Beherrschung verlor und sie wieder im Bett landeten.
Ob Scott wohl mit neunzig auch noch so zeugungsfähig sein würde, wie Charlie Chaplin es gewesen war? Dann könnte es gut angehen, dass sie einen Haufen Kinder bekommen würden. Irgendwie faszinierte Antonia dieser Gedanke. Wie viel Spaß könnten sie mit ihnen haben! Sie stellte sich vor, mit einer ganzen Reihe von Kindern, die Scott oder ihr ähnlich sahen, durch die Gärten von Summerfield Green zu toben und sich abenteuerliche Spiele auszudenken. Fürs Versteckspiel war Summerfield Green auch ideal …
Die Hochzeit von Jocelyn und Robert wurde zu einem glanzvollen Ereignis. Man feierte auf Rays herrlichem Anwesen.
Die Hochzeitsfeier veranlasste Antonia dazu, wieder einmal über sich und Scott nachzudenken. Während sie durch den Rosengarten ging, erinnerte sie sich an ihre erste Begegnung mit Scott. Jetzt waren sie schon zwei Monate zusammen, und Antonia
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