JULIA FESTIVAL Band 78
Schritte in der Diele. Er ging in die Küche. Was hatte das zu bedeuten? Rowena warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Halb zehn. Phil hatte gewartet, bis die Kinder im Bett waren. Aus dem Weg waren. Vielleicht fand er es leichter, ihr wieder gegenüberzutreten, ohne dass sie Zuhörer hatten. Besonders wenn er vorhatte, einen Fehler zuzugeben.
Nervös ging Rowena zur Küchentheke und benutzte sie als Schranke zwischen sich und dem Mann, der seine Bindung an sie und die Kinder verraten hatte. Sie hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen, obwohl sie ja keinen Grund dazu hatte. Nicht sie, sondern Phil hatte ihre Ehe in Gefahr gebracht.
Auch schauderte sie bei dem Gedanken, von ihm berührt zu werden. Zweifellos kam Phil von Adriana. Wenn er jetzt die Hand nach ihr, Rowena, ausstrecken würde … Nein, sie könnte es nicht ertragen. Die Erinnerung an ihre Begegnung mit Adriana am Mittag in Simons Büro war noch zu frisch.
Als Phil die Küche betrat, erkannte Rowena sofort, dass er nicht auf Versöhnung aus war. Seine blauen Augen funkelten vor Wut. „Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht, heute zu Delahunty’s zu fahren?“, fragte er empört.
Es war wie ein Schlag ins Gesicht. War Phil nicht klar, wie verzweifelt eine Frau sein musste, die alles aufs Spiel setzte und sich auf eine offene Auseinandersetzung mit der Geliebten ihres Mannes einließ? Verriet es ihm nicht, wie viel es ihr bedeutete, ihre Ehe zu retten? Hatte er überhaupt kein Verständnis für das, was sie seinetwegen durchmachte?
„Ich wollte die Frau sehen, die du mir und den Kindern vorziehst“, erwiderte Rowena. Offensichtlich musste er an das eigentliche Thema erinnert werden.
Es stieß auf taube Ohren. „Zu meinem Boss zu gehen … Verdammt, Rowena! Du hast mich in eine unmögliche Lage gebracht, indem du Simon Delahunty in diese Angelegenheit hineingezogen hast.“
Rowena wusste plötzlich, warum er so wütend war. Für ihn zählte nur der äußere Schein, und ihretwegen sah Phil jetzt in den Augen seines Chefs schlecht aus. Deshalb war er gekommen. Nicht wegen seiner Familie. Er hasste es, einen schlechten Eindruck zu machen.
Ein Abgrund tat sich zwischen ihnen auf, während Rowena das markante, attraktive Gesicht ihres Mannes betrachtete, das perfekt frisierte dunkelblonde Haar, sein teures weißes Hemd mit der Seidenkrawatte und den topmodischen, eleganten zweireihigen Anzug. Für Phil war es schon immer sehr wichtig gewesen, gut auszusehen. Dass es ihm wichtiger war als sie und die Kinder, hatte Rowena nicht gewusst.
Sie zeigte auf das Korkbrett an der Wand rechts neben der Küchentheke. „Emily wollte, dass du dir ihr neues Bild anschaust.“ Vielleicht würde ihn das zur Besinnung bringen.
Phil hatte nicht einmal einen flüchtigen Blick dafür übrig. „Zieh die Kinder da nicht mit hinein. Ich will wissen, was zwischen dir und Simon Delahunty vorgegangen ist.“
War er etwa eifersüchtig? Hatte Simon recht damit, dass es helfen könnte, Phil eifersüchtig zu machen? Rowena runzelte die Stirn. Es kam ihr so schmutzig vor.
„Du bist mit ihm zusammen in seinem Büro gewesen, bevor du mit Adriana gesprochen hast. Und hinterher bist du nicht sofort gegangen, sondern noch dort geblieben“, fuhr Phil fuchsteufelswild fort.
Unwillkürlich spielte Rowena herunter, was passiert war. „Wir haben uns zufällig in der Tiefgarage getroffen. Simon wusste von dir und Adriana und hat erraten, warum ich gekommen war. Damit Adriana und ich ungestört sind, hat er mir angeboten, sein Büro zu benutzen.“
„Warum sollte er so etwas tun?“
„Ich denke, er wollte eine hässliche Szene vermeiden. Und noch mehr Gerede in der Firma.“
„Adriana sagte, er habe deine Hand gehalten und für dich Partei ergriffen. Ich bin einer seiner Topmanager, und dich kennt er kaum. Warum sollte er sich denn für dich interessieren? Erklär mir das!“
Hatte Simon es getan, weil er sich wirklich für sie interessierte, oder war er ein Opportunist wie Adriana? Seine Motive verwirrten Rowena. Vielleicht bereute er es, damals nicht zu ihr zurückgekehrt zu sein. Und die Anziehungskraft war noch immer da. Wenn er nicht gelogen hätte … Das hatte alles zerstört.
„Er kennt mich von früher“, erwiderte Rowena ruhig, um Phil zu besänftigen und seinen Argwohn zu zerstreuen. „Unsere Familien waren vor langer Zeit befreundet.“
Aber er wurde sogar noch zorniger. „Das hast du nie erwähnt. Ich arbeite seit fast zwei Jahren bei ihm, und weder
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