JULIA FESTIVAL Band 78
und Abenteuer. Anstatt deinen Idealen gerecht zu werden, möchte ich spontan etwas machen können und Spaß haben.“
„Mit Spaß meinst du wohl Seitensprünge?“
Phil wurde wieder wütend. „Du hast zu viel von mir erwartet. Ich habe es satt. Ist das deutlich genug für dich?“
„Ja. Danke.“ Jetzt war ihr alles klar. Sie hatte seinen Traum von der glücklichen Familie verkörpert. Leider hatte Phil unterschätzt, wie viel er in seine Rolle als Ehemann und Vater investieren musste, damit der Traum Wirklichkeit wurde. Gut aussehen genügte nicht.
„Also gehst du einfach und überlässt alles mir“, sagte Rowena ausdruckslos. Nun empfand sie überhaupt nichts mehr für ihn.
Phil zuckte die Schultern. „Du hast dabei ein Zuhause gewonnen, denk daran. Und du wirst einen anderen finden. Du bist jung und attraktiv.“ Er kehrte ihr den Rücken zu und ging zur Tür, als hätte sie ihm nie etwas bedeutet.
Sie verspürte plötzlich Rachsucht. „Vielleicht ist der, den ich finde, ja Simon Delahunty. Wie würde dir das gefallen?“
Phil blieb stehen.
Natürlich gefiel ihm allein der Gedanke kein bisschen.
Phil drehte sich um und warf ihr einen zornigen Blick zu. „Versuch es, und du bist dieses Haus los, Rowena. Es wird verkauft, und ich bekomme die Hälfte des Erlöses, wie es mir von Rechts wegen zusteht.“
Rowena sagte nichts mehr. Sie musste an das Wohl der Kinder denken. Wilde Drohungen schadeten ihnen nur. Und mehr war es ja nicht gewesen. Sie hatte nicht die Absicht, sich noch einmal mit Simon Delahunty einzulassen.
Zufrieden, sich durchgesetzt zu haben, verließ Phil die Küche. Rowena folgte ihm nicht zur Haustür. Sie würde ihm nirgendwohin mehr folgen. Er hatte das Band zwischen ihnen endgültig durchschnitten.
6. KAPITEL
Simon Delahunty gab den Versuch auf, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er hatte zu viel auf dem Herzen, und es half überhaupt nicht, sich zu sagen, dass ihn nichts davon etwas anging.
Er rollte seinen Stuhl vom Zeichenbrett weg, stand auf und lief rastlos in seinem Büro herum, bis er schließlich dort landete, wo Rowena am Vortag gesessen und auf die Straßen von Chatswood hinuntergeschaut hatte.
Von ihrem Besuch hatte er Phil erzählen müssen. Es hätte merkwürdig ausgesehen, wenn er es nicht getan hätte, als Phil gekommen war, um ihm den Bericht über das Lagerhaus in Pyrmont zu bringen. Adriana hätte es Phil ohnehin gesagt.
Phils Verlegenheit und seine kaum verhüllte Wut bedeuteten nichts Gutes für Rowena.
Hatte er es am Vorabend an ihr ausgelassen?
Simon war frustriert, weil er nicht zu ihr fahren und ihr helfen konnte. Sie hatte keinen Grund, sich weiter an Phil und ihre Ehe gebunden zu fühlen. Er wollte sie nicht. Für Simon war es unvorstellbar, dass sie ihren Mann noch liebte, obwohl er sie so niederträchtig betrog.
In Gedanken ging Simon jede Minute, die er am Vortag mit Rowena zusammen gewesen war, noch einmal durch. Was sie gesagt hatten, die Spannung zwischen ihnen und den Blickkontakt. Als er Rowena im Arm gehalten hatte, war er davon überzeugt gewesen, wieder so eng mit ihr verbunden zu sein wie damals, doch sie hatte ihn so schnell und heftig zurückgewiesen … Vielleicht hatte er sich etwas vorgemacht.
Trotzdem glaubte Simon nicht, dass Rowena nur deswegen emotional so stark auf ihn reagiert hatte, weil sie Probleme mit Phil hatte. Auch wenn sie es möglicherweise nicht zugeben wollte, die Anziehungskraft zwischen ihnen war noch da.
Rowena hatte ihn einen Lügner genannt.
Simon schüttelte den Kopf. Das Wort verfolgte ihn und erschien ihm wie das Totengeläut für seine Hoffnung, wiederzuerlangen, was einmal zwischen Rowena und ihm gewesen war.
Aber es stimmte nicht. Er hatte nicht gelogen.
Noch immer erinnerte sich Simon deutlich an die schreckliche Leere, die er empfunden hatte, als Rowenas Mutter ihm das Foto gezeigt hatte. Es hatte bestätigt, was Rowenas Vater beharrlich behauptet hatte: Rowena wolle ihn, Simon, nie wieder sehen, und er solle sich aus ihrem Leben heraushalten und ihr nicht noch mehr Kummer machen.
Simon hatte ungläubig auf das Foto geschaut, das Rowena mit einem Baby auf dem Schoß zeigte. Ein Mann hockte neben ihnen und blickte zu ihnen auf. Sie sei verheiratet, hatten ihre Eltern gesagt, verheiratet mit einem lieben Mann und Mutter eines prächtigen Sohnes. Die glückliche Familie wohne in Queensland, und für ihn, Simon, sei in Rowenas Leben kein Platz mehr.
Ihre Eltern mussten gelogen haben, wenn
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