JULIA FESTIVAL Band 78
Trennung nicht mehr ertrug.
Zu allem Übel erzählte ihr dann auch Marlee noch bei einer ihrer Verabredungen voller Glück, dass sie ein Kind erwartete. Da war es um ihren festen Entschluss, niemanden etwas merken zu lassen, geschehen. Sie brach unvermittelt in einen Weinkrampf aus. Damit war die Mauer, die sie um sich errichtet hatte, zerbrochen. Schluchzend vertraute sie sich ihrer Freundin an.
„Carolyn, Cliff scheint sehr glücklich mit dir zu sein“, meinte Marlee schließlich, als Carolyn sich etwas beruhigt hatte. „Und er ist genauso verantwortlich. Meinst du nicht, dass die Chance besteht …“
„Nein. Ich weiß, dass er das Kind nicht will. Trennung ist wirklich die einzige Möglichkeit.“
„Dann komm doch zu Ray und mir. Unser Haus ist groß genug und …“
„Vielen Dank, Marlee“, lehnte Carolyn gerührt ab. Um nichts auf der Welt würde sie sich in das junge Eheglück ihrer Freundin eindrängen. „Aber ich schau mich nächste Woche nach einer Wohnung um. Und sei unbesorgt. Ich schaff das schon. Ich habe noch genügend finanzielle Reserven. Das einzige Problem könnte sein, dass ich in meinem Zustand keinen Job bekomme.“
Marlee runzelte die Stirn. „In Rays Büro wird demnächst eine Stelle frei. Eine der Sekretärinnen geht nächsten Monat in Schwangerschaftsurlaub. Es wäre zwar nur ein zeitlich begrenzter Job und nicht zu anspruchsvoll. Aber du könntest schon mal etwas Erfahrung sammeln. Und Cliff wird nichts verraten, Ehrenwort. Wenn du willst, frage ich Ray gleich heute Abend danach.“
„Ja, natürlich“, lachte Carolyn erleichtert auf. Damit war ihr eine große Last von der Seele genommen. So schien das Schicksal doch noch ein Einsehen mit ihr zu haben. „Vielen Dank, Marlee.“ Dann zog sie eine Grimasse. „Ich hab dir das Ganze ziemlich verdorben, nicht wahr? Dabei bin ich wirklich glücklich für dich. Du gründest die Familie, von der du immer geträumt hast und …“
„Ich weiß, Carolyn. Aber ich bin wirklich froh, dass ich dir auch einmal helfen kann. Du hättest schon viel früher zu mir kommen sollen, statt dich allein so herumzuquälen.“
„Nun, heute hab ich es gründlich bei dir abgeladen“, lächelte Carolyn reumütig.
„Dafür sind Freunde auch da“, sagte Marlee bestimmt. „Und wenn du Hilfe bei der Wohnungssuche benötigen solltest, dann meldest du dich auch. Versprochen?“
„Versprochen.“
Carolyn erzählte Cliff nichts davon, dass Ray und Marlee Nachwuchs erwarteten. Sie wusste nicht, ob sie sich gefühlsmäßig weit genug unter Kontrolle hatte, um Cliffs Gleichgültigkeit bei diesen Neuigkeiten zu ertragen.
Gleich nach dem Wochenende fing sie mit der Wohnungssuche an. Doch selbst die Mieten für einfache Appartements waren horrend. Aber schließlich fand sie eins in Glebe, das sie sich gerade eben noch leisten konnte. Es bestand aus einem billig möblierten kombinierten Wohn- und Schlafraum. Die Küche musste sie mit drei anderen Leuten teilen. Doch damit konnte sie sich abfinden. Es gab Schlimmeres. Sie hatte zumindest ihr eigenes kleines Bad.
Sie unterschrieb den Mietvertrag, zahlte die Kaution und eine Monatsmiete schon im Voraus. Glebe lag zwar auf der anderen Seite des Hafens und war somit unbequem weit von Redfern entfernt, aber weit genug von Cliff. Gleich vor der Tür lag eine Bushaltestelle, von wo aus sie eine direkte Verbindung zu Rays Büro hatte.
Nun gab es nichts mehr, dass sie davon abhalten konnte, die Trennung von Cliff zu vollziehen. Nichts, außer den schrecklichen Herzqualen. Eine letzte Nacht, versprach sie sich selbst, eine letzte lange Nacht der Liebe, die ihre letzte Erinnerung sein sollte.
Zum Dinner kochte sie Cliffs Lieblingsspeise. Sie stellte eine Flasche Champagner in den Eiskübel und suchte ihre und Cliffs Lieblings-CD’s heraus. Sie schmückte den Tisch mit Kerzen und Blumen. Sie zog ein langes, verführerisches Seidenkleid an.
„Haben wir heute Gäste?“, fragte Cliff mit einem verwunderten Blick auf den romantisch gedeckten Tisch.
„Nein. Nur wir zwei“, sagte sie und legte ihm zärtlich die Arme um den Nacken.
„Hab ich irgendetwas Wichtiges vergessen? Deinen Geburtstag vielleicht?“
Sie schüttelte lachend den Kopf. Dann wurde sie sehr ernst und sah sie ihn mit all ihrer Liebe an. „Jede Nacht mit dir war einzigartig. Jede Nacht und jeder Tag. Ich möchte, dass du das weißt.“
„Für mich auch“, sagte er weich und küsste sie zärtlich.
Es wurde eine wundervolle Nacht. Genau so,
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