JULIA FESTIVAL Band 78
wie Carolyn sie sich gewünscht hatte, und noch mehr. Schließlich schlief sie in seinen Armen ein, und als sie morgens von einer sanften Berührung erwachte, stand er fertig angezogen vor ihr.
„Ich hab dir Kaffee gebracht“, sagte er und deutete mit einem Nicken auf den Nachttisch. Dann küsste er sie zärtlich. „Ich bin schon spät dran. Ich muss mich beeilen.“
Dann war er auch schon gegangen. Keine Zeit mehr, ihm die Arme um den Hals zu legen und ihn einen kostbaren Moment länger zu halten.
Schweren Herzens stand Carolyn auf und packte all ihre Sachen zusammen. Bis auf das, was Cliff ihr gekauft hatte. Dann rief sie ein Taxi, mit dem sie zwei Mal quer durch die ganze Stadt fahren musste, um ihre Habseligkeiten in die neue Wohnung zu bringen. Nach einem langen, schlauchenden Tag hatte sie schließlich alles verstaut und kehrte bleich vor Erschöpfung in Cliffs Appartement zurück.
Die kurze Zeit, die ihr noch blieb, bis Cliff aus dem Büro zurückkehrte, verbrachte sie auf der Dachterrasse. Wehmütig ließ sie ihren Blick ein letztes Mal über „ihren Garten“, schweifen. Wahrscheinlich würde Cliff ihn zerstören, wenn sie fort war. Schließlich mochte er keine Erinnerungen an die Vergangenheit.
Als sie den Fahrstuhl hörte, ging sie in die Küche, legte ihre Handtasche und ein Taxi-Ticket neben das Telefon, lehnte sich gegen den Schrank und versuchte, sich die Worte für ihren Abschied zurechtzulegen.
9. KAPITEL
„Carolyn?“ Man merkte Cliffs fröhlichem Ruf an, dass er froh war, wieder zu Hause zu sein.
Carolyn schluckte mühsam. „Ich bin in der Küche, Cliff“, rief sie dann betont gleichmütig zurück.
Der gefürchtete Augenblick war gekommen. Sie hörte seine Schritte auf der Galerie. Ihr Herz klopfte langsam und schwer. Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ihre Handflächen fühlten sich heiß und feucht an.
Erstaunt blieb er in der Küchentür stehen. „Gar nichts gekocht heute?“ Dann fiel sein Blick auf ihre Kleidung. T-Shirt und Jeans. Und er bemerkte den fiebrigen Glanz ihrer Augen. Sofort ging sein Lächeln in tiefe Besorgnis über. „Du bist doch nicht krank, Carolyn?“
Doch, dachte sie. Krank von den fürchterlichen Qualen, die sie durchlitt. Trotzdem keimte plötzlich ein kleiner Funke Hoffnung auf. Wenn Cliff sie doch wirklich liebte, änderte er vielleicht seine Meinung in Bezug auf Kinder. Immerhin bestand eine winzige Chance.
Ohne Einsatz kein Gewinn …
„Ich bin schwanger, Cliff.“
Augenblicklich erstarrte er vor Schock. Er wurde bleich, seine Hände waren zu Fäusten verkrampft. Ein unheimliches Schweigen erfüllte ihn. Ein Schweigen, das förmlich herausschrie, sodass alle Nerven zum Zerreißen angespannt und emotionale Turbulenzen kurz vorm Überschäumen waren.
Carolyn schloss gequält die Augen, als sie auf seine Antwort wartete. Sie konnte diesen erschütternden Anblick nicht mehr ertragen. Was hatte sie ihm angetan?
„Und“, fragte er schließlich in einem sonderbar gleichgültigen Tonfall, „was gedenkst du zu unternehmen?“
Carolyn zuckte zusammen und legte instinktiv die Hand auf die kaum wahrnehmbare Schwellung unterhalb des Magens. Er schob jegliche Verantwortung auf sie ab! Damit war die Hoffnung auf eine Chance gestorben. Und mit ihr jedes Gefühl. Bis auf eine tiefe Traurigkeit.
„Ich werde das Baby bekommen“, sagte sie fest.
Ein neues Schweigen. Sein vorher so liebevolles Gesicht war nur noch eine steinerne, grimmige Maske. Dann verzog er seinen Mund. Hässlich und zynisch. Wie seine Stimme. „Jetzt verstehe ich auch die letzte Nacht! Du wolltest wohl vorher die bittere Pille noch etwas süßen!“ Langsam kam er auf sie zu. Einen bedrohlichen Schritt nach dem nächsten. „Warum, Carolyn?“ Ganz dicht blieb er vor ihr stehen. „Hat dir unser Zusammenleben nicht gereicht? Oder war das sogar von Anfang an dein Plan? Musstest du wirklich versuchen, eine Heirat zu erpressen?“
Die tiefe Bitterkeit seiner Worte schmerzte. Wie konnte er so von ihr denken? „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Sehr viel mehr, als du jemals wissen wirst, Cliff.“ Ruhig und stolz erwiderte sie seinen kalten Blick, der so schrecklich herzlos war. Ohne Gnade. „Ich habe mich gestern Nacht von dir verabschiedet, Cliff. Das war es, worum es mir ging. Aber ich hielt es für unfair, einfach ohne ein Wort aus deinem Leben zu gehen. Ohne Erklärung. Deshalb bin ich noch einmal zurückgekommen.“
Diesmal zuckte er zusammen. Leicht. Fast unmerklich.
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