JULIA FESTIVAL Band 78
„Zurückgekommen?“, wiederholte er schließlich mühsam.
„Ja“, antwortete sie ruhig. „Meine Sachen sind schon in der neuen Wohnung. Wir hatten schließlich von Anfang an eine eindeutige Abmachung. Und unter den gegebenen Umständen ist eine klare Trennung das Beste.“ Plötzlich konnte sie nur noch mühsam die Tränen zurückhalten. Ihr war hundeelend zumute. „Wenn es dir recht ist, ruf ich mir jetzt ein Taxi …“ Sie nickte leicht und wandte sich ab, um zum Telefon zu gehen.
„Verdammt noch mal, Carolyn!“ Cliff packte sie von hinten an den Schultern, drehte sie unsanft zu sich herum und drängte sie auf einen Stuhl. „Für wie mies hältst du mich? Glaubst du wirklich allen Ernstes, ich würde dich ohne Versorgung auf die Straße setzen?“
Seine Stimme klang sehr erschrocken, aber Carolyn konnte es nicht ertragen, ihn anzuschauen. Und sie war zu erschüttert, um wieder aufzustehen. Oder zu sprechen. Sie schloss gequält die Augen. Sie hörte das Rauschen des Wasserhahns. Dann den trockenen Befehl: „Hier, trink das.“
Ganz automatisch griff Carolyn nach dem Wasserglas, das er vor sie hingestellt hatte. Benommen trank sie ein paar Schlucke. Cliff lief erregt und mit ungeduldigen Schritten in der Küche auf und ab, verkrampfte und entkrampfte immer wieder seine Hände und wurde schließlich ruhiger.
Würde er doch eine Lösung finden? Nein, tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es unmöglich war. Ihre Beziehung hatte sich geändert. Es war nur noch ein letzter Aufschub. Eine Verlängerung der Qual. Bis alles Nötige gesagt worden war.
„Du hast gesagt, dass du Verhütungsmittel nimmst“, nahm Cliff letztlich das Gespräch wieder auf. „Normalerweise sollte dadurch eine Schwangerschaft ausgeschlossen sein.“
„Ich bitte dich, Cliff. Seit wir zusammenleben, schütze ich mich auch. Es …“ Sie zögerte etwas, doch dann brach es aus ihr heraus: „Es ist in der Nacht von Marlees Hochzeit passiert.“
Cliff blieb abrupt stehen und starrte sie geschockt an. „Das … das war vor vier Monaten!“
Stille. Tiefe, drückende Stille. Sie wusste, woran er denken musste. An so viele kleine Dinge, die nun erst rückblickend für ihn eine Bedeutung gewannen. „Dann belügst du mich seit Monaten“, stellte er schließlich fest. Eisig kalt. „Warum, Carolyn? Um so viel wie möglich aus mir herauszuholen?“
„Wenn du so von mir denken willst, ich kann dich nicht daran hindern“, antwortete sie tonlos. Resigniert. Es zählte nicht mehr, was er von ihr hielt. Ihre Beziehung starb.
„Verdammt, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll“, stieß er heftig aus. „Sag’s mir, Carolyn!“
„Ganz einfach: Ich wollte unsere Beziehung solange wie nur möglich auskosten, Cliff. Denn ich wusste, dass meine Schwangerschaft ihr Ende bedeutet.“
„Lug und Betrug. Und gerade dir habe ich vertraut!“
„Nun, wenn das das Einzige ist, was dich je interessiert hat, dann entschuldige ich mich für meine Unaufrichtigkeit. Und ich bin froh, dass das jetzt endgültig vorbei ist. Denn jetzt kann ich wieder ich selbst sein.“
Drang sie zu ihm durch? Ein Schimmer von Unsicherheit erschien in seinen Augen. Er wandte sich ab und lief wieder in der Küche hin und her. Dann sagte er zögernd, ohne sie anzusehen: „Ich hab mir mein Leben mit dir etwas anders vorgestellt. Es ist nicht leicht zu verkraften. Ich weiß, dass du keine Schuld an dem trägst, was damals in der Nacht geschah. Ich hätte mich nicht einfach hinreißen lassen sollen, dich fragen müssen. Aber siehst du, die meisten Frauen nehmen heute die Pille. Und ich dachte …“
„Vergiss es“, sagte Carolyn bitter. „Es war sehr viel mehr meine Schuld. Doch es ist müßig, sich Vorwürfe zu machen, denn das ändert nichts an der Tatsache, dass es geschehen ist. Du kannst nicht erwarten, dass alles so läuft, wie du es willst. Du willst mich, aber nur ohne Baby. Nun, dann lass mich jetzt gehen und diesen schrecklichen Affront“, sie deutete auf ihren Bauch, „aus deinem Sichtfeld bringen! Das ist sehr viel besser, als mir deine Unverschämtheiten anzuhören.“ Sie schob ihren Stuhl abrupt zurück und stand wütend auf.
„Okay, okay.“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Du hast recht. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen. Ich glaube, so weit habe ich das jetzt verstanden.“
„Sehr schön“, meinte Carolyn bitter. „Dann sind also Erpressung, Hinterhalt, Lügen und Betrug überstanden. Wahrscheinlich muss ich dir
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