JULIA FESTIVAL Band 78
tausend Mal benannt hatte. Sie freute sich darauf, Scott Seton zu beweisen, wie gut sie sich auf einem Gebiet auskannte, von dem er keine Ahnung hatte.
Doch Scott Seton sah sie herausfordernd an und sagte leger: „Ich habe eine Schwäche für ‚Double Delight‘.“
Das überraschte Antonia. „Oh …“
Er schmunzelte, legte den Arm um sie und machte Anstalten, sie zur Terrassentür zu führen.
„Lassen Sie mich los!“, fuhr Antonia Scott an und spürte ein Prickeln an der Stelle, wo seine Hand lag. „Ich möchte von Ihnen nirgendwo berührt werden“, fügte sie mit Nachdruck hinzu, als er sie unterhaken wollte.
„Ist es so ernst?“
„Ja“, sagte sie schnippisch. Jetzt musste sie erst einmal den Reinfall mit den Rosen verdauen. Ihr war heiß, und sie war nun doch etwas beunruhigt – aber nach wie vor fest entschlossen, sich Scott Seton kräftig vorzunehmen.
Schließlich gingen sie in scheinbarem Einvernehmen in Richtung Terrassentür.
Keiner der Anwesenden versuchte, die beiden auf ihrem Weg dorthin aufzuhalten. Die Leute wichen vor ihnen zurück, bildeten sogar eine kleine Gasse. Niemand sprach das Paar an, alle Blicke waren jedoch neugierig auf die beiden faszinierendsten Persönlichkeiten des Abends gerichtet.
Bald hatten Antonia und Scott die hell erleuchtete Terrasse überquert und den dunkleren Rosengarten erreicht.
Mehr und mehr wurde Antonia sich Scott Setons erotischer Ausstrahlung bewusst. Widerwillig und ein wenig verbittert musste Antonia sich eingestehen, dass sie sich körperlich zu ihm hingezogen fühlte. In ihrer letzten Beziehung hatte sie jedoch gelernt, nüchtern über diese Dinge zu urteilen. Sex war eine nette, natürliche Sache zwischen Mann und Frau. Vielleicht war er sogar nötig, damit man seelisch ausgeglichen blieb. Von diesen Aspekten aber einmal abgesehen, diente Sex Antonias Meinung nach lediglich der Verdrängung von Alltagsproblemen.
Und trotzdem, irgendetwas brachte Antonia im Moment durcheinander – hier draußen bei Nacht und allein mit diesem Mann.
„Warum geben Sie nicht zu, dass der Grund für Ihre Feindseligkeit einfach darin liegt, dass Sie sich durch mich bedroht fühlen?“, fragte Scott unvermittelt.
Er hatte in sachlichem Tonfall gesprochen, dennoch gingen die Worte ihr tief unter die Haut. Wie angewurzelt blieb Antonia stehen und sah ihn an. „Wieso sollte ich mich durch Sie bedroht fühlen, Mr. Seton?“
Seine Antwort klang herablassend: „Sie fühlen sich zu mir hingezogen, und das gefällt Ihnen nicht. Schuld daran ist entweder Ihre letzte Beziehung oder Ihr Gefühl, Sie würden Ihre Stiefschwester hintergehen. Vielleicht ist es auch eine Kombination von beidem. Hass ist eine Verteidigungsform gegen Dinge, die man nicht beeinflussen kann.“
„Das sehen Sie völlig falsch!“, rief sie spöttisch aus. „Mein Hass wurde durch Taten geschürt, und zwar durch Ihre Taten, Mr. Seton. Ich habe Sie schon gehasst, als ich Sie noch nicht gekannt habe. Völliger Unsinn, Ihr psychologisches Geschwafel.“
„Dann klären Sie mich mal auf.“ Er verzog ironisch den Mund. „Sie sehen noch viel schöner aus, wenn Sie wütend sind. Der Zorn lässt Sie farbenprächtiger und lebendiger erscheinen als die Rosen. Und welch eine Energie Sie ausstrahlen!“
„Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein!“, brauste sie auf. Schon wieder machte er ihr Komplimente. Arme Jocelyn!
Scott hob die Hand und streichelte behutsam Antonias heiße Wange.
„Gibt es einen Grund, weshalb ich es ernst meinen sollte?“, fragte er.
Als Antonia sich innerlich auf dieses Treffen vorbereitet hatte, hatte sie mit allem gerechnet, nur damit nicht: dass Scott Seton sie nicht ernst nehmen würde. Und dann dieses Prickeln, immer wenn er sie berührte …
Scotts Nähe in der von Rosenduft erfüllten Nachtluft verwirrte Antonia zunehmend. Sie trat einen Schritt zurück, wollte dadurch abermals ihre Abneigung gegen jeden körperlichen Kontakt mit ihm demonstrieren. Verstohlen musterte sie Scotts ausgeprägt männliche Gesichtszüge.
Nein, es gab keine Möglichkeit, Scott Seton mit Drohungen beizukommen, wie sie es eigentlich vorgehabt hatte. Sie wusste jetzt genau, dass er sie nur auslachen würde. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als die Drohungen wahrzumachen. Dann würde ihm bestimmt das Lachen vergehen. Sie musste das durchführen, was eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre.
Antonia hatte einen Wendepunkt in ihrem Leben erreicht, und es gab kein Zurück mehr. Schon
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