JULIA FESTIVAL Band 78
in finanzieller Hinsicht stets unter die Arme griff und ihr jeden Wunsch erfüllte.
Aber diesmal würde sie Ray nicht um Geld bitten.
Wenn es sein muss, werde ich meinen Schmuck eben ins Leihhaus bringen oder einige Kleidungsstücke an einen Secondhandshop verkaufen, beschloss sie.
Ja, sie würde garantiert Mittel und Wege für die Finanzierung ihrer Geschäftsgründung finden!
„Toni?“, war Jocelyns leise Stimme vor der Schlafzimmertür zu hören. „Bist du noch wach?“
„Hellwach! Komm rein“, forderte Antonia ihre Stiefschwester auf und knipste die Nachttischlampe an.
Jocelyn trat ein und machte es sich wenig später auf dem unteren Ende des Bettes gemütlich.
Antonia betrachtete ihre Stiefschwester. Wie schön Jocelyn doch ist!, stellte sie wieder einmal fest.
„Wie findest du denn nun Scott Seton?“, fragte Jocelyn.
„Ich habe meine Meinung über ihn nicht geändert“, antwortete Antonia. „Er ist zwar ein attraktiver Mann, aber … nun, eben auch der typische Macho.“
Jocelyn lachte, und es klang ein wenig schrill. „Ja, er ist durch und durch männlich, und er weiß, was er will. Das ist mehr, als man von den meisten Männern behaupten kann.“ Sie räusperte sich, schaute nun ziemlich unsicher drein. „Er hat mir eine Menge Fragen über dich gestellt, Toni.“
„Na, da wollte er wohl nur herausbekommen, was für eine Schwägerin er kriegen wird. Bitte weich in Zukunft seinen Fragen aus. Je weniger er weiß, desto besser.“ Antonia zwinkerte ihrer Stiefschwester verschwörerisch zu. Ob Jocelyn wohl wegen der Sache im Garten misstrauisch war? „Wir haben uns im Rosengarten über geschäftliche Dinge unterhalten.“
„Ja, er sagte mir, ihr hättet über die Geschäftsübernahme geredet und er würde sich um die Probleme kümmern, die du angesprochen hast.“ Jocelyn legte den Kopf schief, sie schien mehr über die Angelegenheit wissen zu wollen.
„Ich hoffe, dass ich einiges erreicht habe“, erwiderte Antonia und fügte sanft hinzu: „Er muss viel von dir halten, Jocelyn. Mir zuliebe würde er sich gewiss nicht der Probleme annehmen.“
„Oh, ich weiß nicht recht …“ Jocelyn seufzte und zupfte an der Bettdecke. „Ich bin mir nicht sicher, was er von mir hält. Er ist sehr nett, sehr reif, selbstsicher und durch und durch Gentleman, doch manchmal glaube ich, er ist einfach zu intelligent. Zumindest für mich. Er scheint meine Gedanken lesen zu können, genau zu wissen, wie ich bin und was ich möchte. Langsam bekomme ich das Gefühl, dass er mein gesamtes Leben in die Hand nehmen würde. Und ich bin mir nicht im Klaren darüber, ob ich das will. Wie würdest du dazu stehen, Toni?“
„Es ist dein Leben, Jocelyn. Du musst selbst entscheiden und tun, was du für richtig hältst“, erwiderte Antonia ruhig. Gern hätte sie Jocelyn von diesem Mann abgeraten, aber sie besaß wohl kaum das Recht, sich einzumischen.
Jocelyn dachte eine Zeit lang nach. Dann sagte sie: „Ich komme einfach zu keinem Ergebnis.“
„Hast du mit ihm geschlafen, Jocelyn?“
Jocelyn warf Antonia nur einen tadelnden Blick zu.
Natürlich, Jocelyn sprach nie über sexuelle Dinge. Ob sie wohl noch Jungfrau war?
Schließlich zuckte Antonia die Schultern. „Sei nicht so prüde. Wenn zwei Menschen an Heirat denken, ist es die normalste Sache der Welt, miteinander ins Bett zu gehen. Man findet heraus, ob man auch in der Hinsicht zueinander passt …“
„Weißt du, Toni, das gefällt mir sehr an Scott – er bedrängt mich nicht, ist überhaupt sehr zurückhaltend. Er besitzt großes Einfühlungsvermögen.“ Vor Verlegenheit wurde Jocelyn rot. Bevor sie weitersprach, wandte sie das Gesicht ab. „Ich brauche nicht mit ihm ins Bett zu gehen, um zu wissen, dass er ein guter Liebhaber ist, Toni.“
„Großartig! Zurückhaltend … Einfühlungsvermögen … Für mich hört sich das eher nach einer gewissen gefühlsmäßigen Kälte an“, entgegnete Antonia. Unerklärlicherweise störte sie der Gedanke, dass Scott Seton einfühlsam sein könnte. „Bist du sicher, dass er ans Heiraten denkt?“
„Ich spüre, dass er es ernst meint.“
Antonia überlegte. Das, was am Montag und danach passieren würde, könnte als Prüfstein für Scott dienen, wie ernst er es mit Jocelyn meinte. Aber das durfte sie, Antonia, Jocelyn natürlich nicht erzählen. Wie es jedoch aussah, würde Jocelyn wohl nicht allzu traurig sein, wenn er nicht um ihre Hand anhielt.
Plötzlich fiel Antonia noch etwas ein.
„Wie gut
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