JULIA FESTIVAL Band 78
hervor.
„Ich bin am Montagmorgen im Büro. Kommen Sie zu mir. Dann werden wir darüber sprechen, was getan werden kann.“
Antonia vermochte seine vorgetäuscht kontrollierte Art kaum mehr zu ertragen. Und sie war nicht bereit, als Bittstellerin zu ihm zu gehen.
„Nein, nein, kommen Sie am Montag zu mir, und sagen Sie mir dann, was Sie tun können“, erwiderte sie deshalb.
Er kniff die Augen leicht zusammen. „Sie werden nicht kündigen, Miss Braden.“
„Das ist bereits geschehen. Ich werde nur noch einmal im Büro erscheinen, um ein paar Dinge zu erledigen.“
„Sie sind eine sehr unerbittliche junge Lady.“
„Und Sie sind ein Unmensch.“
Scott lächelte plötzlich, was Antonia irgendwie entwaffnete. Und mit einem Mal erkannte sie, was Jocelyn an diesem Mann gefiel. Der intelligente, wache Ausdruck seiner dunklen Augen war nichts im Vergleich zu dem ungeheuer charmanten Lächeln.
„Nun gut, Sie haben mir Ihren Standpunkt klar gemacht. Alles andere besprechen wir dann am Montag“, sagte Scott. „Die Nacht ist noch so jung, jetzt müssen Sie mir unbedingt die Rosen zeigen. Bitte gehen Sie doch vor.“
Unsicherheit überfiel Antonia, was sehr selten vorkam. Scott Seton hatte recht. Sie hatte gesagt, was sie sagen wollte. Und sie wusste, dass es gefährlich war, noch länger mit ihm allein hier im Rosengarten zu bleiben. Andererseits glaubte sie aber, dass es falsch wäre, jetzt davonzulaufen. Wollte sie Scott Seton zeigen, dass sie eine ebenbürtige Gegnerin war, musste sie sich dieser neuen Herausforderung stellen. Antonia war äußerst misstrauisch, ließ es sich jedoch nicht anmerken.
Sie ging also vor und verhielt sich so zwanglos wie möglich. Sie zeigte ihm die Rosen zu beiden Seiten des Weges, und Scott gab anerkennende Kommentare von sich, an denen Antonia nichts auszusetzen fand. Doch an seinem Augenausdruck erkannte sie, dass Scott sich köstlich amüsierte. Irgendetwas führte er im Schilde, und er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Verdammt, er war noch schlimmer als ein Computer! Er war clever und teuflisch berechnend. Und wie er jetzt wieder lächelte … dieses Lächeln war seine heimtückischste Waffe!
3. KAPITEL
Antonia empfand es eher erleichternd als peinlich, dass Jocelyn plötzlich im Rosengarten auftauchte. Arm in Arm kam sie mit einem Mann den Weg entlanggeschlendert.
Jocelyn wirkte dann ziemlich überrascht. Offenbar hatte sie nicht erwartet, Antonia und Scott hier anzutreffen.
Antonia überging das und forderte ihre Stiefschwester lebhaft auf, ihren Begleiter vorzustellen, was diese prompt tat.
Danach belegte Antonia ihn mit Beschlag, plapperte fröhlich drauflos, hakte sich bei ihm ein und strebte durch den Garten zum Haus zurück. Jocelyn ließ sie einfach mit der munteren Ermahnung bei Scott Seton stehen, ihm doch den restlichen Teil des Gartens zu zeigen.
Deutlich spürte Antonia, dass Scott ihr und ihrem neuen Begleiter nachschaute, und empfand Genugtuung. Sie, Antonia, hatte Scott Seton das Spiel verdorben, egal, was für eins er auch hatte spielen wollen.
Beim nächsten Treffen würde sie auf alles, was er tat oder sagte, vorbereitet sein. Den nächsten Montag sollte er sich rot im Kalender anstreichen müssen! Das charmante Lächeln würde Mr. Seton dann vergehen und das amüsierte Funkeln in seinen Augen auch endlich verschwinden.
Und heute, schwor Antonia sich, heute Abend werde ich ihn keines Blickes mehr würdigen. Nein, die Befriedigung, dass ich nach ihm schaue, werde ich ihm nicht geben, auch wenn er noch so sexuell anziehend auf mich wirkt.
Diese Tatsache empfand Antonia als lästig, aber es war nun einmal nicht zu ändern. Ansonsten konnte sie ihn nicht ausstehen, und sie wollte alles vermeiden, was sein ohnehin enormes Selbstbewusstsein noch stärken würde.
Morgen werde ich beginnen, meine Pläne in die Tat umzusetzen, nahm sie sich vor. Denn eines steht fest – es ist völlig zwecklos, Scott Seton zu drohen. Montag könnte ich …
„Sagen Sie einmal, was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?“
Überrascht blickte Antonia den Mann an ihrer Seite an. Aus irgendeinem Grund war dieser Mann aufgebracht. Nun, dann galt es, ihn zu beschwichtigen und abzulenken. Ihre Antwort war deshalb voller Heiterkeit: „Ich bin wie ein Dorn auf der Rose, ein Joker unter den Karten, die Katze inmitten von Vögeln, das Phantom der Oper … Oh, ich bestehe aus einer Menge wundervoller Dinge, das geht mir jetzt erst auf!“
Der Mann neben ihr
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