JULIA FESTIVAL Band 84
dich einladen, die Weihnachtsferien mit uns am ‚Pearl Beach‘ zu verbringen. Der Strand liegt an der ‚Central Coast‘, mit dem Auto ungefähr zwei Stunden von hier entfernt. Kannst du kommen, Merry?“
Weihnachten mit ihrer Tochter. Nichts und niemand würde Meredith davon abhalten. „Ja, sehr gern“, erwiderte sie lächelnd.
„Du wirst bei uns im Haus wohnen“, erklärte Kimberly zufrieden. „Es steht direkt am Strand und wird dir sicher gefallen.“
„Bestimmt.“
„Und Miss Pearce kommt nicht mit.“
Dazu sagte Meredith nichts. Die boshafte Miene ihrer Tochter war besorgniserregend. Meredith war erleichtert, als Kimberly plötzlich schelmisch lächelte.
„Es wäre doch wirklich schön, wenn wir Onkel Anthony dazu bringen könnten, dich anstatt Miss Pearce zu heiraten … stimmt’s?“
9. KAPITEL
Sie gingen in der Dämmerung am Pearl Beach entlang – Mann, Frau, Kind – und Meredith machte sich vor, dass sie eine Familie wären. Warum sollte sie nicht ein bisschen träumen? Solange Anthony und Kimberly nicht Bescheid wussten, war nichts dagegen zu sagen.
Es war ihr erster Abend hier, der erste von neun, die sie an diesem wundervollen Ort verbringen würden. Nur sie drei. Sie konnten tun und lassen, was sie wollten, und brauchten auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Am nächsten Tag war Heiligabend. Sie hatten noch keinen Baum gekauft und noch nichts vorbereitet. An diesem Abend genossen sie einfach das Gefühl, dass ihr normales Leben in Sydney zurückgeblieben war und eine besondere Zeit begonnen hatte.
Für Meredith auf jeden Fall.
Dies war ihre Familie … Sie verbrachte Weihnachten mit ihrem Kind und dem Vater ihres Kindes.
Nach den Ferien … Nein. Meredith wollte jetzt nicht darüber nachdenken, wie es danach weitergehen würde. Es war besser, jeden kostbaren Moment mit den beiden einzigen Menschen auszukosten, die sie wirklich liebte.
Obwohl Anthony Lebensmittel mitgebracht hatte, waren sie ins Dorf gegangen und hatten Hamburger und Pommes frites gegessen. Genau wie jede andere Familie, die sich nach einem langen Arbeitstag und der Anreise nicht noch mit Kochen abgeben wollte.
Kimberly hatte sich gewünscht, dass sie am Strand zurück nach Hause gingen. Meredith argwöhnte, dass das zum Plan ihrer Tochter gehörte und sie den Spaziergang vorgeschlagen hatte, weil sie romantische Situationen zwischen Anthony und ihr fördern wollte.
Die Zwölfjährige lief dicht am Wasser voraus und sprang übermütig zurück, wenn eine Welle an den Strand donnerte und sie nasse Füße zu bekommen drohte. Sie war noch ein Kind, und vielleicht machte es ihr besonderen Spaß, weil die Eltern ihr folgten und über ihr Gekasper lachten. Natürlich wusste sie nicht, dass Anthony ihr Vater war, aber für sie war er jetzt wie ein Vater.
Und er hatte keine Ahnung, dass sie seine Tochter war. Meredith fragte sich, woran er gerade dachte … was er fühlte.
Er ging neben ihr, so, wie er damals neben ihr gegangen war. Alles war wie vor dreizehn Jahren. Der Sand knirschte unter ihren Füßen. Die Wellen brachen sich am Strand, und weißer Schaum blieb zurück, wenn das Wasser zurückflutete. Ein leichter Wind zerzauste ihr Haar, und die Luft roch herrlich frisch und salzig.
Anthony und Meredith berührten sich fast, und sie spürte die Wärme seines Körpers. Meredith war sich ihrer Weiblichkeit plötzlich sehr bewusst, und sie sehnte sich danach, wieder so mit Anthony zusammen zu sein wie früher. Es war wundervoll gewesen, wenn sie miteinander geschlafen hatten. Die Erinnerung weckte ihr Verlangen, und Meredith wünschte, sie könnte es zum Ausdruck bringen.
Seltsam … Der Gedanke an Rachel Pearce hatte Meredith die ganze Woche gequält, doch hier … Vielleicht war es der Zauber des Abends oder einfach das Gefühl, weit weg von Sydney zu sein. Jedenfalls erschien ihr die Frau in Anthonys Leben unwirklich. Nur noch Anthony, Kimberly und Meredith waren real. Und dieser gemeinsame Spaziergang, das monotone Rauschen des Meeres und das Bewusstsein, in einer anderen Welt zu leben.
„Seht euch die Sterne an! Es sind so viele!“, sagte Kimberly begeistert.
„Und keine Luftverschmutzung trübt den Blick“, erwiderte Anthony.
„Das ist so unromantisch, Onkel Anthony“, beschwerte sich die Zwölfjährige.
„Nur die Wahrheit.“
Kimberly schnaufte verärgert. Bisher hatte keiner ihrer Versuche, Anthony und Meredith zu verkuppeln, Früchte getragen. Meredith fand die Bemühungen ihrer Tochter mehr
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