JULIA FESTIVAL Band 84
bilden.
Meredith unterdrückte ihre Qual und lächelte. „Tja, ich sollte sie wohl besser kennenlernen.“
„Super!“, rief Kimberly. „Wahrscheinlich wird sie total neidisch sein, wenn sie sieht, wie schön du bist.“
Meredith war nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. War Kimberly einfach nur stolz auf ihre Mutter, oder wollte sie Streit provozieren? Wie auch immer, jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken. Kimberly nahm wieder ihre Hand und zog Meredith ungeduldig zu den Glastüren, die nach draußen führten.
Lilafarbene und kirschrote Bougainvilleen wuchsen in gewaltigen Tongefäßen und rankten sich über die Sicherheitsmauer des großen Balkons. Auf den wunderschönen blau-grünen Schieferplatten standen ein Esstisch mit Stühlen, zwei Beistelltische und drei Sonnenliegen aus weiß lackiertem Aluminium. Die Sitzkissen aus Baumwolle waren königsblau.
Anthony und eine rothaarige Frau saßen am Esstisch und unterhielten sich. Sie hörten, dass die Glastüren aufglitten, und drehten sich um. Als Kimberly und Meredith nach draußen kamen, schoben beide ihren Stuhl zurück und standen auf.
Denen sieht man auf den ersten Blick an, dass sie zur High-Society gehören, dachte Meredith.
Anthony trug blaue Shorts und ein tomatenrotes Top, das seine breiten Schultern betonte. Die Sachen waren bequem, sportlich und sehr lässig, aber es war unverkennbar teure Designerfreizeitkleidung. Rachel Pearce sah aus, als sollte sie hier auf dem Balkon für die Zeitschrift „Vogue“, fotografiert werden. Eleganz von Kopf bis Fuß. Meredith kam sich in ihren Leggings vor wie eine Aussteigerin, die sich beim Sommerschlussverkauf in den Warenhäusern einkleidete. Rachel Pearce trug eine gutsitzende, schicke weiße Leinenhose mit dazu passendem Seidentop. Die Jacke hing über der Stuhllehne. Silberne Armreifen unterstrichen die schlichte Eleganz des Hosenanzugs, und silberne Ohrringe boten einen wirkungsvollen Kontrast gegen das glänzende kupferfarbene Haar. Das dezente Make-up betonte perfekt die hübschen Gesichtszüge.
Elegant, kultiviert, weltgewandt und verführerisch. Das waren die Begriffe, die Meredith beim Anblick von Rachel Pearce in den Sinn kamen. Zweifellos war sie für einen reichen und angesehenen Mann wie Anthony Hamilton die richtige Frau.
„Das ist meine richtige Mutter“, sagte Kimberly so triumphierend, als müsste Rachel Pearce den Gedanken sofort aufgeben, jemals die Mutterrolle zu übernehmen, weil jetzt Meredith da war.
Anthony seufzte. „Kimberly, bitte! Stell deine Mutter richtig vor.“
„Sie ist völlig aufgeregt“, sagte Rachel Pearce nachsichtig und legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm. Wir gehören zusammen. Das sollte die vertrauliche Geste ausdrücken. Aber Rachel lächelte Meredith offen, herzlich und interessiert an. „Hallo, ich bin Rachel Pearce.“
Meredith beschloss, sich der anderen Frau gegenüber so zu verhalten wie einem potenziellen Kunden von „Flower Power“: höflich und freundlich. „Meredith Palmer. Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Pearce.“
„Rachel, bitte.“ Sie lachte. „Anthony hat Ihren Vornamen benutzt, als er mir von Ihnen erzählt hat. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich es auch tue.“
Schließlich bin ich seine Freundin, wollte sie damit sagen. An ihrem Benehmen Meredith gegenüber war jedoch nichts auszusetzen. Rachel Pearce stellte nur klar, welchen Rang sie einnahm.
„Natürlich nicht.“ Meredith wurde sich bewusst, dass sie Anthony noch nicht begrüßt hatte. Sie sah ihn zum ersten Mal direkt an und ertappte ihn, während er eingehend ihre langen Beine in der hautengen limonengrünen Hose betrachtete. „Guten Morgen, Anthony.“
Er ließ seinen Blick hastig zu ihrem Gesicht gleiten.
Meredith hatte das Gefühl, dass Anthony sie wachsam und angespannt musterte. Aber das ergab keinen Sinn. Oder befürchtete er, sie könnte für Kimberly und gegen die Frau, die er heiraten wollte, Partei ergreifen? Offensichtlich führte seine Beziehung mit Rachel Pearce zu Konflikten, die ein taktvolles Vorgehen erforderten. Versuchte Anthony festzustellen, ob Kimberlys Mutter Verbündete oder Feindin sein würde?
„Wir haben wieder so herrliches Wetter wie gestern“, sagte er. „Schön, Sie zu sehen, Meredith. Möchten Sie sich zu uns setzen, oder …“
„Merry will sich mein Zimmer anschauen“, antwortete Kimberly für sie. „Ich habe alle Fotoalben aufs Bett gelegt, und meine Trophäen und …“
„Schon gut. Du
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