JULIA FESTIVAL Band 84
Doch ich wollte es nicht riskieren, noch einmal mit Frances zusammenzustoßen.“ Er presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Dann schon lieber mit Piranhas oder Krokodilen. Diese Frau ist eine Giftschlange, Sarah.“
„Das brauchen Sie mir nicht zu sagen“, erwiderte Sarah gereizt. „Sie ist seit Jahren meine Vorgesetzte. Sie ist die Frances Chatfield, von der ich Ihnen gestern Abend erzählte.“
„Chatfield? Heißt das, sie ist verheiratet?“
„Verwitwet.“
„Das wundert mich nicht. Wahrscheinlich hat sie ihren armen Mann genauso vergiftet wie damals meinen Hund.“
„Ihren Hund vergiftet?“ Sarah war geschockt. Doch als sie darüber nachdachte, nickte sie nachdenklich. Sie traute Frances Chatfield ohne Weiteres zu, einen Hund zu vergiften. „Ist sie die Frau, die Sie beinahe geheiratet hätten, Ben?“
„Ja. Was bin ich doch für ein naiver Mensch gewesen, dass ich mich so tief mit ihr einließ. Irgendwie brachte sie mich dazu, alle möglichen Dinge zu tun, die ich gar nicht tun wollte.“ Seine Stimme war voller Selbstverachtung. Sofort versuchte Sarah, ihn zu entschuldigen.
„Sie ist ja auch etwas älter als Sie, Ben. Mindestens vier Jahre.“
„Tatsächlich?“, fragte er überrascht, erholte sich jedoch schnell und setzte verbittert hinzu: „Also ist sie außerdem noch eine Lügnerin. Ich kann Lügner auf den Tod nicht ausstehen. Jetzt entsinne ich mich auch, wie leicht sie über die Sache mit Tramp, meinem Hund, hinwegging. Obwohl ich keine direkten Beweise besaß, habe ich Frances von da an nie mehr getraut und gespürt, dass sie schuldig war.“
Ben hielt einen Augenblick inne und schaute Sarah besorgt an. „Der Gedanke, dass sie Ihre Vorgesetzte ist, behagt mir gar nicht. Diese Frau kennt keine Bedenken und geht über Leichen. Je eher Sie Ihre eigene Boutique bekommen, desto besser.“
Eigene Boutique … Heirat mit Ben … Diese Bemerkung rief Sarah all ihre Probleme ins Gedächtnis zurück. Sie stimmte völlig mit Ben überein, was Frances Chatfield betraf. Doch sie konnte ihn nicht nur deswegen heiraten, um nicht mehr diese Frau ertragen zu müssen. Leider hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn heiraten würde und war nun gezwungen, ihm die ganze Wahrheit zu berichten.
„Wissen Sie, Sarah“, sagte Ben leise, „ich hatte allmählich die Überzeugung gewonnen, dass ich in meiner Wahl von Frauen ein hoffnungsloser Fall bin. Darum überließ ich ja Angela diesen Job. Aber bei Ihnen habe ich ein richtig gutes Gefühl. Da gibt es keinen eisigen Schauer, der mir über den Rücken rieselt.“ Ben lächelte Sarah mit einem seltsam bewegten Lächeln an.
Fast wäre es ihr herausgerutscht, dass auch sie sich bei ihm wohl fühle. Doch gerade noch rechtzeitig hielt sie sich zurück. Sie musste ihm sofort klarmachen, wie die Dinge lagen! Dieses Missverständnis durfte nicht länger zwischen ihnen stehen. Nur fiel es ihr so entsetzlich schwer, den richtigen Anfang zu finden. Ben war so nett zu ihr, und das mochte sie sehr. Trotzdem durfte sie ihr Vorhaben nicht mehr vor sich herschieben.
„Ben …“
„Ja, Sarah?“, ermutigte er sie.
Sie schluckte nervös und zwang sich, weiterzureden. „Was ich heute vor Julian sagte …“
Ben lachte. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich gewesen bin. Ich hatte mir eingeredet, dass ich nur bei Ihnen vorbeischauen wollte, um mich zu entschuldigen. Ich meine, weil Angela mir an den Kopf geworfen hatte, ich würde Ihr seelisches Stimmungstief für meine Zwecke ausnutzen. Ich spreche von der gelösten Verlobung und der Trennung von Julian. Insgeheim hoffte ich, dass Angela sich irrt und er Ihnen wirklich nichts mehr bedeutet. Wie ich bereits erwähnte, Sie und ich zusammen, das ist etwas Besonderes.“
Es klang so herzlich und zuversichtlich, dass es ihr warm ums Herz wurde. Und ihr wurde heiß und kalt, als sie sich daran erinnerte, wie Ben sie geküsst hatte. Trotzdem konnte sie doch nicht ernsthaft erwägen, ihn zu heiraten. Seine eigene Schwester hatte sie ja vor ihm gewarnt.
Sarah nahm einen neuen Anlauf. „Julian hat sich heute sehr übel aufgeführt. Als Sie dann kamen …“
„… ist Ihnen einiges klargeworden, nicht wahr?“, schaltete Ben sich fröhlich ein. „Sie müssen mir nichts erklären, Sarah. Wir sind uns doch einig geworden, wie eine Ehe geführt werden soll. In diesem Punkt stimmen wir völlig überein. Ich schätze, ich müsste Julian dafür danken, dass er Ihnen – wenn auch
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