Julia Festival Band 86
Club. Er war selbst nie da gewesen … Aber der Ruf war eindeutig. Joe legte den Hörer wieder auf.
Die Hand, in der er den Notizblock hielt, zitterte. Die Worte waren schwer zu entziffern. Lucinda musste sie eilig aufgeschrieben haben. Oder hatte er Probleme, sie zu lesen, weil seine Sehfähigkeit plötzlich etwas eingeschränkt war?
„Tanga Speziale. Pompons. Schokoladenmousse. Sahnecreme“, las er weiter.
Er spürte, wie sein Herz kalt und hart wie Stein wurde. Langsam legte er den Notizblock weg, ging zum Fenster und blickte starr hinaus. Nach einigen Minuten nahm er den Notizblock erneut zur Hand, um alles noch einmal zu lesen.
Am liebsten hätte er mit der Faust die Wand eingeschlagen. Das Bedürfnis, etwas zu zerstören, war fast übermächtig. Stattdessen riss er den Zettel ab, steckte ihn ein und fuhr wütend und gepeinigt viel zu schnell zum Blue Mountain Café.
„Du verdammter Idiot“, schimpfte Joe leise, als er den Wagen unmittelbar gegenüber dem Haus im Parkverbot abstellte. Wie hatte er nur so dumm sein können, zu glauben, er würde eine Frau wie Lucinda lieben?
Er lachte bitter auf, als er den Club betrat und am Empfang ein Schild mit der Aufschrift „Neu! Neu! Neu! Ihr Spezialist für Privatpartys“, entdeckte.
„Jede Wette.“ Angewidert verzog er den Mund.
Ein Mann kam auf ihn zu. „Kann ich Ihnen helfen, Sir?“
Joe beachtete ihn überhaupt nicht, sondern marschierte einfach weiter auf die Schwingtüren zu.
„Sie können da nicht hinein. Dort findet eine Party statt.“
„Diese Partys kenne ich“, erwiderte Joe bissig, wehrte den Mann ab und stieß die Schwingtüren auf. Er fühlte, wie sein Blut schneller in den Adern pulste, als er den Raum betrat, in dem Lucinda vielleicht gerade auf der Bühne stand und von lüsternen Mistkerlen mit den Blicken verschlungen wurde …
Aber statt der Mistkerle sah er viele bunte Luftballons, einen Clown mit großer roter Nase und noch röterer Perücke und Tische, an denen etwa vier oder fünf Jahre alte Kinder saßen.
Und er sah Lucinda. Seine Lucinda, die in einem langärmeligen zartrosafarbenen Kleid hinter einem altmodischen Erfrischungsstand stand und ihn anblickte, als wäre er ein Geist.
„Joe?“
Er blickte sie genauso starr an, während er versuchte, die Sprache wiederzufinden und seinen Verstand zu aktivieren.
„Joe?“ Zaghaft lächelnd kam sie auf ihn zu. „Was tust du hier?“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm und betrachtete ihn etwas verwirrt.
„Ich … ich …“
„Igittigitt“, sagte der Clown, und die Kinder lachten.
Lucinda errötete und ging eilig mit Joe nach draußen in den Empfangsbereich. „Woher wusstest du, wo ich bin?“
Als wäre er in einem Albtraum gefangen, zog er den Zettel im Zeitlupentempo aus der Tasche. „Ich bin früh nach Hause gekommen. Du warst nicht da, aber der hier.“
Sie runzelte die Stirn, nahm ihm den Zettel ab und warf einen Blick darauf. „Ja, den hatte ich vergessen. Wie gut, dass ich mich an alles erinnert habe, was darauf stand.“
„Du arbeitest auf einer Privatparty“, sagte er langsam. „Im Blue Mountain Café.“
„Ja.“ Lucinda lächelte. „Im neuen Blue Mountain Café. Das hat Miss Robinson sehr deutlich gemacht.“
„Miss Robinson“, wiederholte er vorsichtig.
„Richtig, ihr kennt euch nicht. Sie ist eine tolle Frau, war früher Tänzerin und besitzt jetzt im Alter mehr Kraft und Energie als …“ Sie lachte. „Lass mich dir erst die Neuigkeiten berichten. Ich habe Miss Robinson vor einigen Tagen angerufen, um zu hören, wie es ihr geht, und da hat sie mir erzählt, dass sie dieses Café gekauft hat …“
„Eine alte Lady hat das Blue Mountain gekauft?“
„Ja. Anscheinend war es eine Zeit lang geschlossen und hatte einen schlechten Ruf. Sie hat es renoviert und in eine Gaststätte für Kinderpartys verwandelt.“
„Für Kinderpartys“, wiederholte Joe, denn zu mehr war er nicht fähig.
„Genau. Sie hat sich erkundigt, ob ich noch als Köch… für dich arbeite.“ Lucinda errötete leicht. „Ich sagte Nein, und sie meinte, sie könne mich vielleicht zwischendurch brauchen und würde sich dann melden. Heute Morgen hat sie angerufen, weil die für Desserts zuständige Kraft krank geworden ist. Sie wollte wissen, ob ich mir zutraue … Was ist los, Joe?“
„Desserts?“, fragte er schroff und nahm ihr den Zettel ab. „Tanga Speziale?“
„Tanja Speziale. Das ist ein Geheimrezept einer unserer ehemaligen Köchinnen“, erklärte
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