JULIA FESTIVAL Band 89
versuchen werden, uns sozusagen um dich herum zu arbeiten. Dieses Zimmer renovieren wir ganz zum Schluss.“
„Aber sagtest du nicht, du willst alles in einem Zug erledigen, damit die anderen Handwerker nicht mehrmals kommen müssen? Du hast gesagt, es sei ohnehin schwer genug …“
„Ich weiß genau, was ich gesagt habe. Aber ich werde den zeitlichen Ablauf ändern.“
„Wieso?“
„Weil ich möchte, dass du als meine Kundin zufrieden bist.“
„Als deine Kundin“, wiederholte sie leise, und es klang ein bisschen verletzt.
Das musste er sich doch einbilden. „Bei diesem Auftrag will ich alles richtig machen.“
„Tue ich dir leid?“
„Unsinn. Du bist viel zu stur, als dass man mit dir Mitleid empfinden kann.“
Eine Weile sah sie ihn nur wortlos an, dann musste sie lächeln. „Also schön, Mac. Solange es nichts mit Mitleid zu tun hat. Ach, übrigens …“ Sie stand vom Bett auf, und es war eine so fließende elegante Bewegung, dass Mac nicht mehr an eine Plastikpuppe, sondern vielmehr an eine Katze denken musste. Langsam kam sie näher, und er ballte die Hände zu Fäusten, um sie nicht nach Taylor auszustrecken.
„Vielen Dank“, sagte sie leise, und ihre sinnlichen Lippen glänzten verführerisch.
Mac wollte lieber nicht näher darüber nachdenken, was dieses Lächeln in ihm auslöste. Wusste sie es überhaupt? Wahrscheinlich nicht, sonst würde sie ihn nicht weiterhin so ansehen. Sie waren sich doch beide einig, dass zwischen ihnen nichts weiter geschehen sollte. Aber Mac wollte lieber auf Nummer sicher gehen. „Kommen wir noch mal zum Persönlichen.“
Schlagartig verschwand jeder sinnliche Ausdruck aus Taylors Miene, und Mac musste lachen. „Nach allem, was du durchgemacht hast, dachte ich, ein kleiner Kuss sei das Geringste deiner Probleme.“
„Wenn es nur ein kleiner Kuss gewesen wäre, dann hättest du recht.“ Ihre Offenheit erschreckte Mac.
Erst jetzt sah er, dass auch Taylor die Hände zu Fäusten ballte. Fiel es ihr etwa genauso schwer, die Hände von ihm zu lassen, wie ihm von ihr? Oder wollte sie ihn schlagen? „Sag mir, wieso du das nicht mehr willst“, forderte er sie leise auf.
Sie hob den Kopf und war Mac jetzt so nahe, dass sie beide sich nur noch ein bisschen vorzubeugen brauchten, um sich zu küssen. „Ich mag es lieber unkompliziert“, flüsterte sie. „In unkomplizierten Beziehungen bin ich wirklich gut. Aber mehr will ich nicht, nie wieder in meinem Leben. Und das hier …“, seufzend schloss sie die Augen, „… das hier fühlt sich für mich nach mehr an, Mac. Es macht mir Angst.“
„Sieh mal, ich …“
„Mac …“, einer der Arbeiter stand in der Tür, „… wir brauchen dich unten.“
Taylor wandte sich ab.
„Wir kommen später noch mal darauf zurück“, sagte Mac zu Taylor.
Sie hob nur die Schultern.
„Taylor …“
„Ich glaube nicht, dass das nötig ist.“
„Doch, das ist es.“ Mac bemerkte, wie sie sich verspannte. Es tat ihm leid, aber schließlich würden sie noch ein paar Wochen miteinander zu tun haben.
Es war ganz wichtig, dass sie das zu Ende besprachen. Denn sonst würde er vielleicht überhaupt nicht mehr aufhören können, an Taylor zu denken.
7. KAPITEL
Aber zu diesem Gespräch kam es nicht. Weder an diesem Tag noch am nächsten, denn Taylor tat etwas, womit Mac nicht gerechnet hätte: Sie ging ihm aus dem Weg, und darin war sie sehr gut.
Er ließ die Wasser- und Stromleitungen einbauen und bekam Taylor nicht zu Gesicht. Alle Wände wurden verputzt, aber Taylor war nirgends zu sehen.
Eines Morgens stand er mit einem Wasserschlauch vor dem Haus und spülte einige Werkzeuge ab, als auf einmal eine Frauenstimme ganz dicht an seinem Ohr „Entschuldigen Sie“ hauchte.
Abrupt hob er den Kopf und blickte auf eine kleinere Version von Taylor. Mac hätte gedacht, eine Frau wie Taylor Wellington gebe es nur einmal auf der Welt, doch diese Frau hatte das gleiche blonde Haar und dieselben klaren grünen Augen. Sogar ihre Kopfhaltung erinnerte ihn an Taylor. Aber damit waren die Ähnlichkeiten auch schon erschöpft.
Sie reichte ihm kaum bis zu den Schultern, und im Gegensatz zu Taylor, die immer dezent-elegant und stilvoll wirkte, war ihre jüngere Ausgabe auffällig und nach der neuesten Mode gekleidet. Sie trug knallenge Jeans und ein enges bauchfreies Top. Im Bauchnabel funkelte ein Diamant, und als die Frau sich leise lachend im Kreis drehte, entdeckte Mac tief unten an ihrem Rückgrat eine tätowierte
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