JULIA FESTIVAL Band 89
Allene, dass sie Ryan in Verlegenheit gebracht hatte, und ihre rot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. „Ich dachte nur, weil ich doch schon die Karten für dieses Baseballspiel habe, könnten wir beide Zeit sparen, indem wir …“
„Nein, nein, Sie kommen gerade richtig“, log er und brachte sogar ein Lächeln zustande. „Es ist nur so, dass ich den ganzen Tag gearbeitet habe und etwas abgespannt bin.“ Er blickte ihr in diese herzerweichenden braunen Augen. „Tut mir wirklich leid, wenn ich etwas unhöflich war.“
„Oh.“ Sie besah sich ratlos die Karten in ihrer Hand, und Ryan kam sich vor wie ein Schuft. „Wenn das so ist, habe ich natürlich Verständnis, dass sie nicht ausgehen möchten.“
„Aber …“, begann er.
Sofort hellte ihr Gesicht sich auf. „Ja?“ Es klang so hoffnungsvoll, dass Ryan sie nicht enttäuschen mochte.
„Ich werde schon nicht einschlafen.“
„Wunderbar! Ich schlage vor, wir halten noch kurz bei Ihnen zu Hause an, damit Sie sich schnell duschen und umziehen können.“ Schon griff sie nach seiner Hand und zog ihn mit sich zu ihrem Auto.
Ryan blickte sich stirnrunzelnd zum Haus um. Was mochte Suzanne jetzt von ihm denken? Sicher nichts Gutes.
Während der Fahrt überlegte er sich eine gerechte Strafe für seine Brüder. Eine Folter musste es sein. Eine lange und äußerst schmerzhafte Folter.
Ein paar Stunden später setzte Allene Ryan wieder vor Taylors Haus ab, weil dort noch sein Wagen stand. Sie drehte den Zündschlüssel herum und wandte sich mit einem strahlenden Lächeln an ihn.
Nachdem er dieses Lächeln jetzt den ganzen Abend lang erwidert hatte, waren seine Gesichtsmuskeln verkrampft, und er fühlte sich noch erschöpfter als zuvor.
Es war ihm nicht gelungen, Allene eher zu entkommen. Wann immer er es versucht hatte, zog sie einen Schmollmund und sagte, Rafe habe ihr versichert, dass Ryan sie nach dem Spiel noch zu einem Eis einladen werde.
Jetzt, nachdem er ihr den größten Eisbecher, den es gab, spendiert hatte, sehnte er sich nur noch nach einer Kopfschmerztablette und danach, alles Suzanne zu erzählen und das Missverständnis aufzuklären.
Er ahnte schon jetzt, dass es nicht leicht würde. Aber wenn es ihm irgendwie gelänge, wollte er heute Nacht bei ihr bleiben, um das fortzusetzen, was sie gestern begonnen hatten.
„Vielen Dank noch einmal für die nette Einladung“, sagte er zu Allene und hob abwehrend die Hände, als sie plötzlich ihren Gurt löste und ihm etwas näher rückte. „Warten Sie.“
Sie wartete jedoch nicht, sondern glitt geschickt über den Schaltknüppel und setzte sich ihm rittlings auf den Schoß. „Allene, ich …“
„Pst“, unterbrach sie ihn. „Danach sehne ich mich, seit ich dich auf der Treppe hab sitzen sehen – ausgestreckt, verschwitzt und unglaublich sexy.“ Sie griff ihm mit beiden Händen ins Haar und küsste ihn mitten auf den Mund. Fordernd stieß sie mit ihrer Zungenspitze gegen seine fest zusammengepressten Lippen.
Ryan verstand die Welt nicht mehr. Er hatte eine schöne Frau auf seinem Schoß, die ihm einen Zungenkuss verpasste, und trotzdem sträubte sich alles in ihm dagegen.
Was war los mit ihm?
So behutsam wie möglich machte er sich von Allene frei und schob sie zurück auf den Fahrersitz. Dort saß sie dann mit halb geöffneten Lippen und immer noch hoffnungsvollem Blick. Als er sich nicht rührte, seufzte sie resigniert auf. „Es ist eine andere Frau, stimmt’s?“
Er nickte. „Tut mir wirklich leid.“
Sie strich sich das Haar aus der Stirn. „Schon gut, das dachte ich mir bereits.“
Wenn sie sich das bereits gedacht hatte, dann musste es schlimmer um ihn bestellt sein, als ihm lieb war. Er kam sich zwar wieder vor wie ein Schuft, aber eine so günstige Gelegenheit zur Flucht erhielt er sicher kein zweites Mal. Er öffnete die Tür, schwang die Beine aus dem Auto und rannte fast durch den Vorgarten zum Haus.
Auf der Treppe stand Suzanne und blickte ihm entgegen.
„Hallo, ich bin wieder da“, sagte er etwas außer Atem.
Stumm hob sie eine Hand und fuhr ihm mit dem Finger über den Mund. Dann hielt sie den Finger ins Licht der Eingangslampe, um ihm den hellroten Lippenstift zu zeigen, mit dem Allene ihn verschmiert hatte.
Genauso stumm wandte sie sich wieder um und verschwand im Haus.
Diesmal knallte sie die Tür zu. Sehr laut sogar.
9. KAPITEL
Sobald Suzanne die Haustür zugeschlagen hatte, ärgerte sie sich über sich selbst. Konnte es ihr nicht
Weitere Kostenlose Bücher