JULIA FESTIVAL Band 89
egal sein, mit wem Ryan ausging? Wütend klopfte sie an Taylors Apartmenttür.
„Ich brauche jetzt unbedingt Eiscreme“, sagte sie zu Taylor, als diese ihr öffnete.
„Dann komm rein. Ich habe eine neue Packung und sogar noch zwei saubere Löffel.“
Suzanne ging gleich durch bis in die Küche und holte das Eis aus dem Kühlschrank. Seit Taylor ihre antiken Stühle verkauft hatte, um die Reparaturarbeiten bezahlen zu können, gab es bei ihr keine Sitzgelegenheit mehr. Also hockten sich die beiden Frauen auf den Tresen und stellten den Eisbecher in die Mitte.
Da diese Küche Suzanne sehr an ihre eigene erinnerte, musste sie sich große Mühe geben, um nicht an das Erlebnis mit Ryan zu denken. Sie nahm den Löffel, den Taylor ihr reichte, und bediente sich von dem Eis.
Taylor wartete, bis jeder von ihnen genau fünf Löffel gegessen hatte, ehe sie sich an Suzanne wandte. „So“, begann sie und leckte ihren Löffel ab. „Was hat er getan?“
„Wer denn?“
„Ryan natürlich.“
Suzanne betrachtete eingehend die Konsistenz des Schokoladeneises. „Wie kommst du darauf, dass er irgendetwas getan haben könnte.“
„Weil er ein Mann ist, Liebes. Männer können nicht anders, sie sind halt Idioten.“
„Stimmt.“ Suzanne seufzte auf. „Aber aus irgendeinem Grund vergesse ich das mit den Idioten immer wieder.“
„Also, ich muss zugeben, dass Ryan etwas weiter entwickelt zu sein scheint als die übrigen seiner Artgenossen. Zumindest sieht er dich an, und wenn du ihn nur ein klein wenig ermutigtest, dann würde er sicher auch einen Versuch bei dir wagen.“
Suzanne schnaubte verächtlich und aß dann weiter von dem Eis.
Fragend hob Taylor eine Augenbraue. „Heißt das, er hat diesen Versuch bereits gewagt?“
„Nein.“
„Hm.“ Taylor klang enttäuscht.
„Ich aber.“ Als Taylor daraufhin ungläubig auflachte, seufzte Suzanne erneut. „Ja, stell dir vor, ich habe den ersten Schritt gemacht. Gestern Abend war doch für eine Zeit der Strom weg. Und da hätten wir fast …“
Taylor legte den Löffel hin. „Fast was?“
„Nichts.“ Suzanne stocherte auf einmal lustlos in dem Eisbecher herum. „Der Strom war gerade rechtzeitig wieder da, damit ich noch zur Vernunft kommen konnte.“
„Wow. Ihr hättet also fast …“ Taylor seufzte jetzt auch, allerdings klang es bei ihr entschieden theatralischer. „Schade für dich. Er hat wirklich einen fantastischen Körper und …“
„Und ist heute Abend mit einer Frau ausgegangen, die wie eine Barbiepuppe aussieht“, fiel Suzanne ihr ins Wort.
„Was du nicht sagst.“
„Er hat sie sogar geküsst.“
„Nein!“
„Und ob.“
Taylor nahm ihren Löffel wieder auf und hielt ihn wie einen Dolch hoch. „Sollen wir ihn umbringen?“
„Ich meine es ernst.“
„Ich auch.“ Taylor sprang von dem Tresen und musterte Suzanne eindringlich. „Kann es sein, dass du dich irrst? Ich habe doch selbst gesehen, wie er dich mit seinen Blicken fast verschlingt. Da gibt es keine andere Frau.“
„Heute Abend gab es aber eine.“
„Red mit ihm.“
Suzanne sprang jetzt auch vom Tresen und griff nach dem Eisbecher. Diesen Trost wollte sie sich nicht nehmen lassen. „Auf keinen Fall.“
„Solltest du aber.“
„Wir sollten lieber unseren Schwur erneuern, denn den hast du anscheinend vergessen. Ich nehme das Eis hier mit, okay? Ich spendiere dann die nächste Packung.“ Mit diesen Worten verließ sie die Küche.
Taylor seufzte. „Meinen Schwur kann ich gern erneuern“, murmelte sie vor sich hin. „Aber bei dir bin ich mir nicht mehr so sicher.“
Während Suzanne über den dunklen Flur zu ihrem Apartment lief, hörte sie nicht auf, Eiscreme zu löffeln.
Eigentlich verwunderlich, denn ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihre Augen brannten von den unterdrückten Tränen. Sie war wütend auf sich selbst. Man konnte ja fast annehmen, es mache ihr etwas aus, mit wem dieser Neandertaler sich traf. Dabei wusste doch jeder, dass Ryan sich alles schnappte, was einen Rock trug.
Gewohnheitsgemäß streckte sie die Hand aus, um ihre nur angelehnte Apartmenttür aufzustoßen, und fuhr mit einem Aufschrei zurück, als sie statt des kühlen Holzes einen warmen menschlichen Körper berührte.
Besser gesagt, eine Männerbrust. Und diese Brust kannte sie.
„Suzanne, keine Angst. Ich bin’s doch nur.“
Die Stimme kannte sie auch, denn davon bekam sie immer einen trockenen Mund.
Zwei kräftige Hände legten sich auf ihre Schultern, und sie hob
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