JULIA FESTIVAL Band 95
mir nämlich, wenn ich die Kontrolle habe.“ Sie klapperte mit den Wimpern.
„Kayla, ich …“ Patrick wusste nicht, was er sagen sollte.
„Du und ich – wir wären ein ideales Paar. Wir mögen uns und kommen gut miteinander aus. Ich bin charmant, und du bist vernünftig.“
Patrick spürte, dass sie ihn aufzog. Doch er konnte jetzt nicht darauf eingehen. Er bekam kaum noch Luft. Verzweifelt versuchte er, ihr Spiel zu durchschauen. Es musste ein Spiel sein. Kayla und er? Nach all den Jahren? War es möglich, dass sie romantische Gefühle für ihn empfand? Nein, das hätte er bestimmt gemerkt.
„Wir sind Freunde“, sagte er endlich.
„Stimmt. Und wir haben genügend Gemeinsamkeiten, um ein wundervolles Paar abzugeben.“
Sie strahlte über das ganze Gesicht, und ihre Augen funkelten vor guter Laune. Liebeskrank wirkte sie nicht.
Patrick beschloss, das Spiel mitzumachen, um zu sehen, wohin es führte. „Wir erwarten unterschiedliche Dinge vom Leben. Du willst reisen, ich dagegen möchte Wurzeln schlagen.“
„Wir haben dieselben Wertvorstellungen“, antwortete sie. „Wir empfinden etwas füreinander und achten uns gegenseitig. Ist das nicht genauso wichtig?“
Natürlich war es das. Aber er wollte nicht darauf eingehen. „Worauf willst du hinaus?“, fragte er stattdessen.
Sie seufzte übertrieben. „Okay. Ich glaube, du brauchst tatsächlich eine Frau. Und mir fällt auch schon eine ein.“
„Willst du mich etwa verkuppeln?“
„Keine Sorge, du wirst von ihr restlos hingerissen sein.“
„Das habe ich schon einmal gehört.“
Patrick holte den Topf aus dem Wasser und spülte ihn ab. Kayla war also nicht in ihn verliebt, sondern wollte ihn verkuppeln. Sehr gut, sagte er sich und ignorierte die leichte Enttäuschung. So war es für sie beide besser. Sie waren beste Freunde. Doch sie würden niemals ein Paar werden. Er konnte sich nicht vorstellen, in dieser Weise für Kayla zu empfinden.
Kayla sprang von der Anrichte und streichelte seinen Arm. „Das war kein Scherz. Du wirst sie vergöttern. Und das Beste daran ist: Sie sieht genauso aus wie ich.“
Er öffnete den Mund, doch sie warf ihm einen warnenden Blick zu. „Sag jetzt lieber nichts, Patrick. Ich habe ein nasses Handtuch in der Hand und würde es dir heimzahlen.“
Er zwinkerte ihr zu. „Peitsch mich aus, schlag mich, fessele mich …“
„Patrick!“, unterbrach sie ihn mit einem Schrei. „Lass das. Ich werde meine Schwester Elissa anrufen und sie über das Wochenende zu mir einladen, damit ihr euch kennenlernt. Sie könnte die Frau deiner Träume sein.“
Patrick wurde schnell wieder ernst. Er hatte längst alle Träume von Liebe und Glück aufgegeben. Der Preis dafür war zu hoch.
Kayla trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Offensichtlich wartete sie auf seine Zustimmung.
Er hatte kein Interesse, ihre Schwester zu treffen. Doch er wollte ihre Gefühle nicht verletzen. „Tu, was du nicht lassen kannst.“
Kayla vergewisserte sich, dass bei den Hunden alles in Ordnung war, und ging zum Ausgang. An der Tür blieb sie stehen und zählte die leeren Boxen. Es waren drei. Nur für die Hälfte der Hunde wurde bezahlt. Die restlichen Hunde gehörten zum Programm für Sunshine Village oder waren herrenlos. Es hatte sich herumgesprochen, dass Kayla ausgesetzte Tiere aufnahm, und der Strom riss niemals ab.
Die ungeliebten Hunde wurden tierärztlich behandelt, gefüttert und ordentlich untergebracht – alles kostenlos. Patrick beklagte sich nie, dass die Streuner eine Menge Geld für Futter und Medikamente verschlangen. Er verstand, weshalb ihr die Tiere wichtig waren. Er hatte für immer Verständnis.
Kayla öffnete die Tür und entdeckte Patrick in der Ruheecke, wo sich die Angestellten während ihrer Nachtschichten aufhielten.
„Ich war gerade bei den Hunden und musste daran denken, wie toll du bist. Dabei hätte ich es dir auch direkt ins Gesicht sagen können“, erklärte sie fröhlich.
Patrick erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern sah sie finster an.
„Was ist passiert?“, fragte sie. „Haben wir einen Notfall?“
„Eine Frau hat einen herrenlosen Hund gebracht“, gab er gereizt zurück. „Haben wir Platz in einer Box?“
Kayla nickte. Patrick ärgerte sich nur, wenn die herrenlosen Tiere misshandelt worden waren. „Wie schlimm ist es?“
Er zuckte die Schultern. „Es ist eine Hündin. Ich habe sie noch nicht untersucht. Sie ist furchtbar mager und verängstigt. Die anderen sind beschäftigt.
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