JULIA FESTIVAL Band 97
lieber nichts von der Lage des Babys zu erzählen. „Ich bin vielleicht ein bisschen müde, aber das ist ja normal.“
„Übernimmst du dich auch nicht?“
„Wie sollte ich?“ Olivia bemühte sich, heiter zu klingen. „Ich habe kaum etwas zu tun. Luis ist schon vor Wochen abgereist.“
„Ich weiß.“
„Hast du denn mit ihm gesprochen?“ Eigentlich hätte sie sich die Frage sparen können, denn natürlich wusste sie es bereits von Luis.
Doch offenbar hatte Christian ihre Besorgnis bemerkt, denn er sagte: „Ich habe ihm keine Geheimnisse verraten, falls du davor Angst hast.“
„Gut.“ Dabei war es eigentlich alles andere als gut, dass sie noch nicht mit Luis gesprochen hatte. Zumal sie gerade merkte, wie unendlich gut es tat, mit jemandem reden zu können, der von der Schwangerschaft wusste.
„Jedenfalls hoffe ich, dass du dich mit dem Schreiben und so nicht übernimmst“, fuhr er fort. „Ich weiß, wie anstrengend es ist, sich zu konzentrieren.“
„Oh, ich arbeite nicht mehr an dem Buch.“ Zum Glück konnte sie ihm auch etwas Positives erzählen. „Ich habe es beendet, kurz nachdem Luis abgereist ist. Jetzt liegt das Manuskript bei einem Verlag.“
„Hat man es angenommen?“
Bisher hatte sie noch keine Antwort bekommen. „Noch nicht“, erwiderte sie betont locker. „Aber ich hoffe, dass ich bald Antwort bekomme.“
„Ach so.“ Christian zögerte kurz. „Du hast dich also entschlossen, keinen Agenten einzuschalten?“
„Ja.“ Dass sie seit Wochen kaum an das Buch gedacht hatte, konnte sie ihm schlecht sagen. „Ich kenne auch keine.“
„Ich schon.“
„Ah ja“, meinte sie spöttisch. „Und nach allem, was ich dir an den Kopf geworfen habe, wärst du noch bereit, mir zu helfen?“
„Ich nehme es dir nicht übel“, erwiderte er leise, woraufhin sie den unwiderstehlichen Drang verspürte, ihn auf die Probe zu stellen. Wie schön wäre es, ihn jetzt an ihrer Seite zu haben und sich an ihn lehnen zu können.
Doch sie atmete tief durch und verdrängte diesen Gedanken. „Und, wie geht es dir?“, erkundigte sie sich vorsichtig. „Was macht Julie? Ich schätze, sie ist immer noch ganz verrückt nach dir, oder?“
„Das bezweifle ich“, antwortete Christian. „Ich habe sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen. In der Woche bevor ich nach San Gimeno gekommen bin, haben wir uns getrennt.“
„Aha.“
„Was soll das heißen?“
„Nichts. Und wer hat ihren Platz eingenommen? Ist es jemand, den ich kenne?“, fragte sie resigniert, nachdem sie nun endlich den wahren Grund für Christians Besuch auf San Gimeno zu kennen glaubte.
„Hör auf, mich wie einen Schuljungen zu behandeln, Olivia.“ Sein Tonfall war nun merklich härter. „Ich brauche keine Affären, um Bestätigung zu finden – im Gegensatz zu Tony.“
„Tut mir leid.“
„Nein, verdammt, das tut es eben nicht!“, entgegnete Christian schroff. „Aber statt anzunehmen, dass ich nach San Gimeno gekommen bin, weil ich mich von Julie getrennt hatte, solltest du auch die andere Möglichkeit in Erwägung ziehen. Dass ich mit ihr Schluss gemacht habe, weil ich dich sehen wollte.“
Nervös strich sie sich über die Shorts. „Das halte ich für unwahrscheinlich“, erklärte sie sachlich, obwohl ihr Herz bei der Vorstellung vor Freude hüpfte. „Trotzdem danke, dass du es gesagt hast.“
„Warum fällt es dir nur so schwer, zu glauben, dass ich es ehrlich meinen könnte?“, fragte er wütend. „Zum Teufel, Olivia, bevor ich von deiner Schwangerschaft erfahren habe, dachte ich, du würdest lernen, mich zu mögen und mir zu vertrauen. Was habe ich nur falsch gemacht?“
„Gar nichts.“ Wieder atmete sie tief durch. „Und ich mag dich wirklich, Christian. Aber du weißt, dass es mit … uns beiden nie funktionieren würde.“
„Weil Tony mein Großcousin war“, bemerkte er bitter.
„Wir passen einfach nicht zusammen“, beharrte Olivia. „Ich bin älter als du, und …“
Hierauf stieß Christian einen verächtlichen Laut aus. „Ich hatte mich schon gefragt, wann du das auf den Tisch bringen würdest.“
„Es stimmt ja auch, du kannst es nicht leugnen. Der Hauptgrund ist allerdings, dass du mir den Heiratsantrag nur wegen des Babys gemacht hast. Deines Babys. Ich fühle mich geschmeichelt, dass du bereit bist, dieses Opfer zu bringen, aber ich möchte so nun einmal nicht leben.“
„Du versteckst dich nur hinter irgendwelchen Ausflüchten, weil du mir gegenüber nicht ehrlich sein
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