Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
Vom Netzwerk:
konzentrieren. Deshalb griff er beinah erleichtert zum Hörer, als das Telefon klingelte.
    „Rodrigues“, sagte er in der Annahme, dass es sich um ein Gespräch aus Übersee handelte. Als sich jedoch Luis meldete, hatte er dasselbe ungute Gefühl wie schon in der Nacht.
    „Luis?“, fragte er. „Seit wann stehst du um fünf Uhr morgens auf?“
    „Seit ich weiß, dass Mom im Krankenhaus liegt“, erwiderte Luis. „Verdammt, Chris, wusstest du, dass sie ein Kind erwartet?“
    Vor Sorge und Schreck krampfte sich sein Magen zusammen, und die vielen Tassen Kaffee, die er getrunken hatte, taten ein Übriges. „Ich … Wie hast du das erfahren?“, erkundigte er sich stockend, statt die Frage zu beantworten. Eigentlich hätte er sich denken können, dass man im Krankenhaus Luis benachrichtigen würde. Schließlich war er Olivias nächster Verwandter.
    „Sie haben mich angerufen“, informierte Luis ihn. „Sie haben es schon mal gestern Abend versucht, aber … na ja, ich habe die Nacht nicht in meinem Zimmer verbracht …“ Er verstummte, und es hörte sich so an, als würde er aufschluchzen. „Verdammt, sie hätte es mir sagen sollen, Chris! Ich wäre für sie da gewesen, das weißt du.“
    Christian überlegte, wer Luis vor einigen Stunden angerufen haben könnte. War es dieselbe Person gewesen, die auch ihn aus dem Schlaf geklingelt hatte?
    „Geht es ihr gut?“, fragte er. „Du sagst, sie wäre im Krankenhaus. Ich … Hat sie das Baby bekommen?“ Soweit er wusste, war der Geburtstermin erst in einigen Wochen.
    Wieder schniefte Luis. „Ich glaube, es wird alles gut“, erwiderte er leise, und Christian musste sich beherrschen, um nicht zu sagen: Du solltest es doch wissen, Luis. Du hast doch schließlich mit ihrem Arzt gesprochen. War Luis denn nicht klar, wie frustrierend das alles für ihn war?
    Nein, er konnte es ja gar nicht wissen. Mit ihrem Unabhängigkeitsdrang hatte Olivia sie alle in eine schwierige Lage gebracht. Bei der Vorstellung, dass es Komplikationen gegeben hatte, krampfte sich Christians Herz zusammen. Verdammt, er hätte bei ihr sein sollen.
    „Luis!“
    Doch der Junge schwieg, und Christian konnte seine Ungeduld nicht mehr zügeln. Seinen Berechnungen nach sollte das Baby erst in einem Monat kommen.
    „Sie hätte es mir sagen sollen“, wiederholte Luis, und Christian merkte, dass der Junge unter Schock stand. „Die ganzen Wochen, in denen ich bei ihr war, hat sie kein Wort darüber verloren. Als hätte ich mich von ihr versorgen lassen, wenn ich gewusst hätte, dass sie schwanger ist!“
    „Das spielt jetzt keine Rolle mehr, Luis“, sagte Christian und riss sich zusammen. „Erzähl mir, was letzte Nacht passiert ist. Geht es Olivia gut?“
    „Ich glaube schon. Weißt du, ich wollte eigentlich gar nicht auf Marvins Party. Aber die ganze Clique ist gegangen, und …“
    „Luis, wo du die Nacht verbracht hast, interessiert mich nicht.“ Nun war Christian endgültig mit seiner Geduld am Ende. „Wer hat dich angerufen und wann? Was hat man dir gesagt?“
    „He, du brauchst nicht in diesem Ton mit mir zu reden!“ Luis war plötzlich ganz ernst, und Christian begriff, dass er im Begriff war, seinen einzigen Verbündeten zu verlieren. „Der Arzt hat mich angerufen. Ich habe keine Ahnung, wie spät es zu dem Zeitpunkt war – wahrscheinlich so gegen Mitternacht. Dann hat er noch einmal angerufen, unmittelbar nachdem ich zurückgekommen bin.“
    „Okay.“ Angespannt ballte Christian seine freie Hand zu einer Faust. „Sie … sie hat das Baby also bekommen, ja? Deswegen hat der Arzt sich bei dir gemeldet?“
    „Was …?“ Luis verstummte für einen Moment. „Du hast es gewusst, stimmt’s? Deswegen hast du so … kühl reagiert.“ Kühl! „Warum hat sie es dir erzählt und mir nicht?“
    Müde schloss Christian die Augen. „Ist das wirklich wichtig?“, meinte er. „Erzähl mir lieber, was der Arzt gesagt hat.“
    „Es ist von dir, oder?“, hakte Luis nach, ohne auf seine Bitte einzugehen. „Meine Güte, wie lange treibst du es schon mit meiner Mutter? Hat es schon vor Dads Tod angefangen?“
    „Nein!“, entgegnete Christian gequält. „Ich … treibe es nicht mit deiner Mutter, wie du es so charmant formuliert hast. Ich habe ein Mal mit ihr geschlafen. Nur ein Mal. Und das ist dabei herausgekommen.“
    „Warum sollte ich dir glauben?“, fragte Luis bitter und enttäuscht.
    „Weil ich dich noch nie belogen habe“, erwiderte Christian resigniert. „Und warum, zum

Weitere Kostenlose Bücher