JULIA FESTIVAL Band 97
das Kind kümmere?“
„Ich bin dir doch gar nicht wichtig“, entgegnete Olivia resigniert.
„Wie kommst du denn darauf?“
„Weil es so ist.“ Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, fuhr sie fort: „Genauso wenig wie du mir.“ Wenn es doch nur so wäre! „Christian, misch dich bitte nicht in meine Angelegenheiten ein.“
„Und was ist, wenn ich dir sage, dass du mir sehr wohl etwas bedeutest?“ Christian streckte die Hand aus und streichelte ihr Kinn.
„Das stimmt nicht!“ Zu ihrem Entsetzen hatte ihr Herz bei seinen Worten einen Sprung gemacht. Natürlich war ihr klar, warum er das behauptete. „Und ich finde es nicht in Ordnung, dass du mir deinen Willen aufzuzwingen versuchst, indem du mich anlügst.“
Bei diesem Satz huschte ein gequälter Ausdruck über sein Gesicht. „Hast du das nicht die ganze letzte Zeit getan?“, erkundigte Christian sich bitter. „Jedenfalls irrst du dich. Warum bin ich deiner Meinung nach denn hierher gekommen? Weil ich wollte, dass wir beide uns besser kennenlernen. Ich hatte gehofft, dich davon überzeugen zu können, dass das, was in jener Nacht passiert ist, so sein sollte.“
„Nein …“
„Doch.“ Vollkommen selbstverständlich ließ er seine Hand über ihren Hals zu ihren Brüsten gleiten. Als er mit dem Daumen eine Knospe berührte, zuckte Olivia alarmiert zurück. „Und ich glaube immer noch, dass wir zusammen glücklich sein können, egal, was du sagst.“
„Nein.“ Sie musste dem Ganzen ein Ende bereiten – sofort. „Dir geht es nicht um uns, sondern um dich – und das Baby.“
„Ach ja?“
„Glaubst du wirklich, ich würde mich auf so eine Beziehung einlassen?“, rief sie. „Du meine Güte, du klingst wie Tony! Genau dasselbe hat er auch gesagt. Dass wir zusammen glücklich sein könnten, er, Luis und ich. Und was ist daraus geworden?“
„Ich bin aber nicht Tony.“
„Nein, bist du nicht. Aber du ähnelst ihm sehr. Du stellst Forderungen und Ultimaten. Und du meinst, du hättest irgendwelche Rechte, nur weil ich ein Baby von dir erwarte. Aber das ist nicht der Fall. Ich lebe mein eigenes Leben und brauche weder dich noch sonst jemanden.“
„ Por Dios, Olivia …“
„Nein.“ Um ihn zum Schweigen zu bringen, hob Olivia die Hände. „Sag nichts mehr. Und falls du glaubst, ich würde dich heiraten, nur damit das Kind deinen Namen trägt, täuschst du dich gewaltig. Ich habe bereits eine Ehe hinter mir, in der mein Mann dachte, er könnte tun, was er will, solange ich finanziell von ihm abhängig bin. Du bist verrückt, wenn du meinst, ich würde mich noch einmal auf so etwas einlassen.“
Seine Züge erstarrten. „Ich kann dir nur immer wieder sagen, dass ich anders bin als Tony“, erklärte er schroff. „Glaubst du, ich würde einer Frau, die ich zu lieben behaupte, so etwas antun?“
Zu lieben?
Einen Moment lang war Olivia versucht nachzuhaken, doch dann ermahnte sie sich vernünftig zu sein. „Ich habe keine Ahnung, was du tun würdest“, antwortete sie ehrlich. „Aber ich bin nicht bereit, das Risiko einzugehen. Und falls ich dir wirklich auch nur das Geringste bedeute, wirst du abreisen und mich mein Leben leben lassen.“
„Und Luis?“
Sofort klopfte ihr Herz schneller. „Ich … ich werde es ihm erzählen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist“, erwiderte sie schnell und wandte sich ab, weil sie ihm nicht länger in die Augen sehen konnte. „Bitte, Christian, lass mich das auf meine Art regeln.“
10. KAPITEL
Sechs Wochen später kehrte Luis nach Kalifornien zurück.
In den letzten Wochen vor seiner Abreise hatte er es kaum noch erwarten können abzureisen, und schließlich hatte Dr. Hoffman es ihm erlaubt. Natürlich hatte er immer noch Probleme, sich frei zu bewegen, und brauchte nach wie vor seine Krücken. Doch er hatte sowohl Olivia als auch Christian davon überzeugt, dass er bereits genug Zeit vergeudet hatte und endlich sein altes Leben wieder aufnehmen wollte.
Trotz ihrer Bedenken, als Luis zu ihr auf die Insel gekommen war, fiel es Olivia schwer, sich von ihm zu verabschieden. Natürlich freute sie sich, dass es ihm so viel besser ging. Außerdem musste sie ihren Bauch nun nicht mehr kaschieren. Aber sie hatte sich an seine Gesellschaft gewöhnt und musste sich eingestehen, dass sie ihn brauchte, wenn es ihr schlecht ging.
Außerdem hatte während seiner Anwesenheit immer noch die Möglichkeit bestanden, dass Christian nach San Gimeno zurückkehrte. Zuerst hatte Olivia sich
Weitere Kostenlose Bücher