JULIA FESTIVAL Band 98
erinnerte sich an einen Artikel, den sie gelesen hatte und in dem darauf hingewiesen wurde, dass man darauf achten sollte, wie ein Mann seine Mutter behandelt. Das sei ein guter Hinweis darauf, wie er sich später seiner Frau gegenüber verhalten würde. Allerdings hatte sie nicht vor, Gage Reynolds zu heiraten. Trotzdem war es nett zu wissen, dass er einer von den freundlichen Männern war.
„Wie geht es deiner Mom?“, fragte sie.
„Gut. Nach dem Tod meines Vaters hat sie eine schwere Zeit durchgemacht. Sie waren so viele Jahre zusammen, und wahrscheinlich hat sie geglaubt, dass sie es ohne ihn nicht schaffen würde. Doch dann hat sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Im letzten Jahr hat sie einen netten Mann namens John kennengelernt. Sie sind jetzt verlobt.“
Kari richtete sich auf. „Toll, das ist ja großartig.“ Dann erinnerte sie sich daran, wie nahe Gage seinem Vater gestanden hatte. „Und wie kommst du damit klar?“
Er nickte. „Nach anfänglichen Schwierigkeiten ganz gut. John ist wirklich ein netter Mensch.“
Genau wie du, dachte Kari. „Wann findet die Hochzeit denn statt?“
„Im Herbst. Er ist Bauunternehmer und hat sich kürzlich zur Ruhe gesetzt. Seine Familie lebt in Dallas. Dort ist er auch in dieser Woche. Eine seiner Enkeltöchter hat Geburtstag.“
Kari nickte. „Ich würde deine Mutter gern mal wiedersehen. Ich habe sie immer sehr gemocht.“
„Sie arbeitet im Haushaltswarengeschäft. Es ist ein Teilzeitjob. Sie hat ihn nur angenommen, damit sie nicht den ganzen Tag zu Hause sitzt und ein wenig unter die Leute kommt. Schau doch einfach mal bei ihr vorbei.“
„Das werde ich machen.“ Als Kari und Gage befreundet waren, hatte Edie sie stets mit offenen Armen empfangen. Kari wusste nicht, wie diese Frau sich den anderen Freundinnen von Gage gegenüber verhalten hatte, aber ihr gefiel der Gedanke, dass Edie sie besonders ins Herz geschlossen hatte. Die Frage war nur, ob Edie ihr verziehen hatte, dass sie Gage damals verlassen hatte.
„Ist sie immer noch wütend auf mich, weil ich damals fortgegangen bin?“
Humor glitzerte in seinen Augen, als er sie anschaute. „Ich glaube, sie hat sich inzwischen davon erholt.“
„Okay. Dann werde ich bei ihr vorbeischauen und ihr zu ihrem neuen Glück gratulieren. Es ist großartig, dass sie jemanden gefunden hat. Niemand sollte allein sein.“
Kaum hatte sie die letzten Worte ausgesprochen, als Kari sie am liebsten wieder zurückgenommen hätte. Gage und sie waren auch allein. Sie wusste, warum das bei ihr so war. Aber warum hatte Gage noch keine Lebenspartnerin gefunden? Er war ein Mann, der Frauen magisch anzog, also musste die Entscheidung, ein Single zu bleiben, bei ihm gelegen haben. Nur warum?
Sie wollte diese Frage gerade stellen, als er ihr zuvorkam.
„Und warum bist du nicht verheiratet, Kari?“
Bevor sie antworten konnte, zuckte er mit den Schultern. „Vergiss es“, wehrte er ab. „Ich hatte vergessen, dass du noch nie an Heim und Herd interessiert warst. Du wolltest immer reisen und andere Dinge machen.“
Sie sah ihn verärgert an. „Das stimmt doch gar nicht. Ich wollte schon immer heiraten und Kinder haben. Das war immer mein Traum.“
„Nur nicht mit mir?“
„Nur nicht nach deinem Zeitplan“, erwiderte sie und seufzte. „Du hattest damals bereits die Welt gesehen und warst an dem Punkt, eine Familie zu gründen. Ich war noch auf der Highschool und hatte jede Menge Träume. Ich war jung und voller Abenteuerlust. Obwohl ich dich wirklich sehr mochte, jagten mir deine Zukunftspläne doch Angst ein. Du hast so viel reifer auf mich gewirkt, so viel selbstbewusster. Alles, was du sagtest, klang so vernünftig. Ich wollte nicht wie meine Mutter und Großmutter gleich nach der Highschool heiraten und Kinder bekommen. Ich wollte die Welt sehen und meine Träume verwirklichen.“
„Ich dachte, ich sei einer deiner Träume gewesen?“
„Das warst du ja auch, nur heiraten wollte ich noch nicht. Als ich hörte, dass du mir einen Antrag machen wolltest, bin ich in Panik geraten. Deshalb bin ich fortgelaufen. Ich dachte …“ Sie zögerte. „Du warst dir so sicher, wie dein Leben aussehen sollte, und ich hatte schreckliche Angst, dass ich mich darin verlieren könnte.“
Er saß so nahe neben ihr, dass sie die Wärme seines Körpers spüren und seinen Geruch wahrnehmen konnte. Sie war zerrissen zwischen dem Wunsch, sich an ihn anzulehnen, und dem Gefühl, fortlaufen zu wollen. Geständnisse am Abend
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