JULIA FESTIVAL Band 98
sein, sagte aber nichts.
Sie seufzte. „Ich habe meine Großmutter sehr lieb gehabt, aber sie konnte einfach nie etwas wegwerfen. Nun, jetzt habe ich diese Liste. Einige Dinge möchte ich selbst behalten. Es sind vor allem Sachen von persönlichem Wert. Meine Eltern wollen gar nichts haben. Also werde ich alles andere verkaufen, ausgenommen natürlich die Dinge, die du haben willst.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Wie meinst du das?“
„Ich weiß nicht, ob du dich für Antiquitäten interessierst. Wenn ja, darfst du dir aussuchen, was du willst.“
„Warum?“
War ihm das nicht klar? „Komm schon, Gage, wir beide wissen doch, wie oft du ihr geholfen hast. Du hast repariert, was repariert werden musste. Selbst nachdem ich gegangen war, hast du ihr auch weiterhin geholfen und ihr Gesellschaft geleistet. Und das, obwohl ich dich sehr enttäuscht haben muss.“
„Die Sache zwischen uns hatte nichts mit deiner Großmutter zu tun.“
„Trotzdem hättest du den Gekränkten spielen können, aber du bist fair geblieben. Und nachdem sie gestorben war, hast du stets die Hausverwaltung angerufen, der ich das Haus während meiner Abwesenheit übergeben hatte, wenn dir irgendetwas nicht in Ordnung erschien. Ich stehe also in deiner Schuld. Ich nehme an, dass du von mir kein Geld annehmen willst, also erscheint es mir ein guter Kompromiss zu sein, wenn du dir einige Dinge von den Antiquitäten meiner Großmutter aussuchst.“
Er erwiderte nichts, sondern schaute sie nur unverwandt an. Die Sonne war schon vor einiger Zeit untergegangen, aber es war immer noch sehr warm. Als sein Blick weiterhin auf ihrem Gesicht ruhte, hatte Kari plötzlich das Gefühl, die Temperatur würde sogar noch um einige Grade steigen. Sie trug nur ein Paar knappe Shorts und ein ärmelloses T-Shirt, aber ihr war plötzlich so heiß, dass sie sich am liebsten die Kleidung vom Leib gerissen hätte. Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln. Verflixt, war er verlockend. Wenn allein Gages Blick schon solch ein Feuer in ihr entfachte, was würde dann erst passieren, wenn er sie noch mal küsste?
Zu spät erinnerte sie sich daran, dass sie nicht mehr an den Kuss denken wollte. Sie hatte ihn bereits zwei Tage lang immer und immer wieder in ihr Gedächtnis gerufen.
„Also gut“, meinte er. „Ich werde eine der Antiquitäten sozusagen als Zahlung akzeptieren. Wenn du es nicht für dich selbst ausgesucht hast, würde ich gern das Sideboard im Esszimmer nehmen.“
Sie brauchte einen Augenblick, bis sie wieder in die Realität zurückfand und wusste, wovon er sprach.
„Nein, das habe ich mir nicht ausgesucht. Betrachte es als deins.“
„Danke.“
Er hielt ihren Blick noch einige Sekunden gefangen und schaute dann in eine andere Richtung. Sie hatte das Gefühl, ein Kraftfeld verlassen zu haben, und war froh, dass sie saß.
Wahrscheinlich hätten sonst die Beine unter ihr nachgegeben.
Sie hatte Mühe, ihre Unterhaltung wieder aufzunehmen. Ach ja, sie hatten über das Haus gesprochen. „Ich werde das Haus streichen“, erzählte sie. „Und zwar innen und außen. Innen erledige ich die Arbeit selbst, und außen stelle ich jemanden an.“
Gage schaute zu der hohen Hauswand hinüber und nickte. „Gute Idee. Ich würde dich nur ungern von der Leiter fallen sehen.“
„Ich mich selbst auch.“ Sie streckte die langen schlanken Beine von sich. „Einige Fenster müssen erneuert werden, und die Küche ist total veraltet. Ich werde die Einbauschränke ablaugen und streichen, neue Elektrogeräte bestellen und einen neuen Boden legen lassen. Ich denke, das reicht.“
„Hört sich nach viel Arbeit an.“
„Ja, aber ich werde langsam vorgehen und einen Raum nach dem anderen renovieren.“
In Gedanken verloren sah Gage zum Nachthimmel hinauf und wandte sich dann wieder Kari zu. „Ich habe bald einige Tage frei und könnte dir helfen, die Möbel zu verschieben und die Decken zu streichen.“
Bei dem Gedanken, mit ihm zusammen zu werkeln, lief ihr ein prickelnder Schauer den Rücken hinunter. „Ich bin fast ein Meter achtzig groß. Ich kann mühelos die Decken allein streichen, aber ich bin trotzdem froh über jede Hilfe, die du mir anbietest, und werde sie dankbar annehmen.“
„Dann werde ich kommen.“
Während er sprach, hatte sie sich leicht zu ihm hinübergelehnt, so als ob das, was er sagte, große Bedeutung habe und sie nahe genug sein wollte, um jedes Wort von seinen Lippen zu lesen. Sie seufzte. Was auch immer mit
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