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JULIA FESTIVAL Band 98

JULIA FESTIVAL Band 98

Titel: JULIA FESTIVAL Band 98 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN MALLERY
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wenig. Ihr Herz schlug schneller. Eine seltsame Sehnsucht füllte sie. Es verlangte sie nach etwas, auch wenn sie nicht wusste, wonach.
    Das mächtige Gefühl erschreckte sie, und daher bemühte sie sich, es zu ignorieren. Sie zwang sich, den Blick von seinem Gesicht zu lösen. „Bist du gestern Abend wegen des Tumults angerufen worden?“
    „Ja. Die Gefängnisdirektion wusste, dass ich noch in der Gegend bin. Jeder verfügbare Mann wurde hinzitiert. Als ich ankam, war der Tumult schon ausgeartet.“
    „Wie ist es dazu gekommen?“
    „Der Gefangene, den ich gestern eingeliefert habe, hat offensichtlich einige Feinde unter den Insassen. Sie haben sich zusammengerottet und versucht, ihn umzubringen. Sie haben einen Wärter überfallen und ihm die Pistole abgenommen.“ Er berührte sein verletztes Bein. „Irgendwie bin ich in die Schusslinie geraten. Es war einfach nur Pech.“
    Haley wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Er sprach so sachlich, als würden solche Dinge jeden Tag passieren. „Bist du schon mal angeschossen worden?“
    „Nein. Und ich muss dir sagen, dass es höll…“ Er unterbrach sich und grinste. „Es tut sehr weh.“ „Du kannst ruhig fluchen. Es stört mich nicht. Ich habe sogar vor, es zu lernen.“
    „Du machst Witze.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich will es nicht dauernd tun, und es gibt da ein paar Wörter, die ich nicht unbedingt gebrauchen will. Wenn ich es erst mal gelernt habe, kann ich aussuchen, welche mir gefallen und welche nicht. Ich denke da hauptsächlich an das H-Wort und das T-Wort.“
    Kevin schloss die Augen. „Ich habe noch nie gehört, dass jemand es als H-Wort bezeichnet.“
    „Ich kann es hier drin nicht aussprechen.“
    Er öffnete ein Auge. „In meinem Zimmer?“
    „In einem Krankenhaus.“
    „Das ist doch nicht wie in der Kirche.“
    „Ich weiß, aber hier passieren ernste Dinge. Manchmal sterben Leute.“
    Er öffnete das andere Auge. „Du darfst nicht fluchen, wo Leute sterben?“
    „Nein. Der Tod ist heilig.“
    Er rieb sich die Stirn. „Du kommst von einem anderen Planeten, oder?“
    „Manchmal kommt es mir so vor“, gestand sie ein. „Ich war ganz gut in meinen Kursen auf dem College, aber keiner hat mich auf diese Dinge vorbereitet.“
    „Redest du vom Fluchen oder vom Aufstand im Gefängnis?“
    „Von beidem.“
    „Aha.“ Erneut schloss er die Augen.
    Sie nutzte die Gelegenheit, ihn zu mustern. Selbst mit den Verletzungen sah er hartgesotten aus. Eigentlich hätte er ihr Angst machen müssen, aber dem war nicht so. Sie wusste, dass unter der harten Schale und all den Muskeln ein gutes, nobles Herz schlug.
    Er war ein Mann, der eine wehrlose Frau nicht ausnutzte. Und gerade das war ihr Pech. „Wie lange musst du im Krankenhaus bleiben?“
    „Über Nacht. Sie wollen sichergehen, dass meine Kopfverletzung nichts Ernstes ist. Jemand ist mit einem Metallstuhl auf mich losgegangen. Ich habe mich geduckt, aber ich war nicht schnell genug.“ Er befühlte den Verband. „Ich habe eine Schwellung im Ohr, und deshalb ist mir etwas schwindelig.“
    Seit der vergangenen Nacht kannte Haley das Gefühl. „Was ist mit deinem Bein?“
    „Ein glatter Durchschuss. Nur eine Fleischwunde, die mehr oder weniger von allein heilt. Nur der Verband muss regelmäßig gewechselt werden.“
    Er hatte gesprochen, ohne die Augen zu öffnen. Sie ahnte, dass er allmählich müde wurde. Sie wusste, dass sie gehen und ihm Ruhe gönnen sollte. Aber zuerst musste sie sich bedanken – und entschuldigen. „Kevin, ich …“
    Ein leises Klingeln unterbrach sie. Er schlug die Augen auf und murmelte: „Verdammt, das ist mein Handy. Es ist in meiner Jackentasche, wahrscheinlich im Schrank. Holst du es bitte?“
    „Sicher.“ Sie ging zu dem kleinen Schrank. Das Klingeln wurde lauter, als sie die Tür öffnete. Sie nahm das Handy heraus und brachte es Kevin.
    Er drückte eine Taste und sagte in energischem, forschem Ton: „Harmon.“
    Ein kleiner Schauer durchlief sie. Er war so kompetent, so verantwortlich wie kein anderer Mann, den sie kannte, und ganz anderes als Allan.
    Sie ging zum Fenster und versuchte, nicht zu lauschen. Doch als er „Hi, Mom“, sagte, konnte sie nicht umhin zuzuhören.
    Sie hatte ihn nicht für jemanden mit einer Mutter gehalten. Natürlich hatte sie nicht geglaubt, dass er aus einem Ei geschlüpft war oder so, aber dass er Familie hatte, bedeutete, dass er wie alle anderen war. Nun, da sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass er einen

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