JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Küche. Und natürlich traf sie dort auf Rosita. Aber die freundliche alte Haushälterin war glücklicherweise allein.
„Da sind Sie ja wieder!“, begrüßte sie Nicole mütterlich.
„Ja. Und gibt es Neuigkeiten? Ist Hannah schwanger, Rosita?“
Die Haushälterin klatschte triumphierend in die Hände. „Im zweiten Monat! Ist das nicht eine glückliche Nachricht?“
„Wundervoll!“
„Matteo ist noch da und plaudert mit seiner Großmutter. Wenn Sie sich zu den beiden in die Loggia gesellen, bringe ich Ihnen ein paar Erfrischungen, Nicole.“
„Ach, die beiden sind sicher ganz gern mal allein, Rosita“, sagte Nicole rasch. „Und ich muss auch noch einige Notizen in meinen Computer schreiben.“
Rosita schüttelte missbilligend den Kopf, aber Nicole verschwand aus der Küche, bevor die gutmütige Haushälterin eine ihrer wohlmeinenden Predigten loslassen konnte … dass es im Leben auch noch etwas anderes gäbe als Arbeit, vor allem für eine junge hübsche Frau, die noch nicht das Glück hatte, einen Ehemann zu finden.
Auf dem Weg zum Billardzimmer überlegte Nicole, dass Rosita sich gründlich irrte, wenn sie dabei vielleicht den jüngsten Enkel ihrer Arbeitgeberin im Sinn hatte. In dieser Richtung würde für sie, Nicole, niemals das Eheglück winken!
Nachdrücklich schloss sie die Tür des Billardzimmers hinter sich. In Zukunft wollte sie so wenig wie möglich mit Matteo King zu tun haben, denn er hatte sie gekränkt wie kein Mensch zuvor. Und wenn er heute die Gelegenheit genutzt hatte, ihre Qualifikationen genauer in Augenschein zu nehmen, dann verging er jetzt hoffentlich vor Schuldgefühlen. Allerdings war das nicht sehr wahrscheinlich. Er war zu arrogant und selbstherrlich, um einen Fehler einzugestehen. Und was die sexuelle Anziehung zwischen ihnen betraf, hatte er ja sogar recht gehabt … Nicole spürte erneut Wut in sich wachsen und ging seufzend zum Schreibtisch.
Genug war genug! Wie viele Nächte hatte sie nach ihrem letzten Aufeinandertreffen mit Matteo King wach gelegen? Dieser Mann war es nicht wert, auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Es war dumm, sich von ihm derart aus der Fassung bringen zu lassen.
Nicole machte ihren Laptop auf und schaltete ihn ein, entschlossen, sich jetzt ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Ihr Blick fiel auf eine Plastiktüte, die zuvor nicht auf ihrem Schreibtisch gelegen hatte. Eine lange Pappröhre, wie man sie zum Transport von Zeichnungen und Plänen verwendete, ragte daraus hervor. Erst da bemerkte Nicole das Kauri King Park-Logo auf der Tüte, und ihr fiel ein, dass sie Matteo ja um Kopien von Fotos und des Originalentwurfs gebeten hatte.
Hatte er die Tüte persönlich auf ihren Schreibtisch gelegt? Unwillkürlich blickte sie sich in dem Raum um. Die Vorstellung, dass Matteo sozusagen in ihre Privatsphäre eingedrungen war und ausspioniert hatte, wie sie arbeitete, machte sie nervös. Zwar hatte sie nichts zu verbergen, im Gegenteil, letztendlich, wenn die Chronik erst veröffentlicht war, würde Matteo sein vernichtendes Urteil zurücknehmen müssen. Nicole wusste, dass am Ende sie triumphieren würde … aber das machte die Kränkung nicht wieder gut.
Ein Klopfen an der Tür ließ sie zusammenzucken. Nicht er, bitte …! flehte sie insgeheim.
„Nicole?“
Matteos Stimme. Was sollte sie tun? Ihr war klar, dass sie ihn nicht wirklich daran hindern konnte einzutreten. Matteo King war es gewohnt, seinen Willen durchzusetzen.
„Darf ich hereinkommen?“
Diese Höflichkeitsfloskel hätte er sich ruhig sparen können. Nicole machte sich nichts vor. Wenn sie ihn jetzt abwies, würde er auf irgendeine andere Weise die Konfrontation erzwingen. „Bitte!“ Sie atmete tief ein, richtete sich kerzengerade auf und wandte sich halb zur Tür. „Was wollen Sie?“ Nicht gerade höflich, aber hieß es nicht, dass Angriff die beste Verteidigung sei?
Matteo trat ein und schloss die Tür hinter sich. Seine entschlossene Miene weckte in Nicole eine ungute Vorahnung. Ganz bewusst ließ sie herausfordernd den Blick über ihn gleiten, wie er es bei ihrem letzten Treffen bei ihr gemacht hatte. Aber leider wollte es ihr nicht gelingen, die Wirkung auszuschalten, die seine aggressiv männliche Ausstrahlung auf sie ausübte.
„Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.“
Nicole pochte das Herz bis zum Hals. Für einen Moment glaubte sie, sich verhört zu haben. Matteo hob bittend die Hände. Sie wartete mit angehaltenem Atem.
„Es tut mir leid,
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