JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
der Bühne Maria neben ihrem sterbenden Geliebten niederkniete und die beiden Liebenden das letzte, herzzerreißende Duett sangen: „ Somewhere …“
Nicole blinzelte gegen die Tränen an und tupfte sich verstohlen die Augen.
„Hold my hand …“
Die Worte waren einfach zu anrührend. Als Matteo ihre Hand nahm und mitfühlend drückte, hielt Nicole sich an seiner Hand wie an einem Rettungsanker fest.
Die Musik verklang, der Vorhang fiel. Für einen Moment herrschte atemlose Stille, dann brandete Applaus auf, der sich rasch zu einem wahren Beifallssturm steigerte. Nicole wollte mitklatschen und wurde sich erst da richtig bewusst, dass Matteo immer noch ihre Hand hielt.
Ihr Herz klopfte schneller. Matteos Hand war warm und stark. Es war ein gutes Gefühl, und sie wollte sie nicht loslassen. Aber waren ihre Gefühle für Matteo King überhaupt gut für sie? Verunsichert warf sie ihm einen flehentlichen Blick zu und zog ihre Hand zurück. Spöttisch lächelnd gab Matteo sie frei, sodass sie nun beide in den allgemeinen Beifall einstimmen konnten.
Gina erhielt stehende Ovationen. Nicht enden wollende Bravorufe erschallten. Jemand brachte ihr einen riesigen Strauß roter Rosen auf die Bühne, und sie blickte sofort lächelnd hinauf zu Alessandro, der sich über das Geländer der Loge beugte und ihr eine Kusshand zuwarf. Die Liebe der beiden erfüllte Nicole mit Neid.
Warum konnte es nicht auch für … sie so sein? Unwillkürlich wandte sie sich Matteo zu. Er erhaschte ihren verstohlenen Blick und zog fragend eine Braue hoch.
Nicole errötete und richtete den Blick wieder auf die Bühne. Ihm war dieser Gedanke bestimmt nicht gekommen. Im Gegenteil, er hatte den kleinen Austausch zwischen seinem Bruder und seiner Schwägerin eher amüsiert beobachtet. Nahm er die Liebe nicht ernst? War Sex das Einzige, worum es ihm ging?
Oder war es das Einzige, worum es ihm bei ihr ging? Nicole begehrte unwillkürlich dagegen auf. Eine derart starke erotische Anziehung zwischen zwei Menschen musste mit tieferen, dauerhafteren Gefühlen verknüpft sein. Alles andere ergab für sie keinen Sinn.
Nicole kämpfte immer noch mit ihren aufgewühlten Gefühlen, als Peter Owen als Regisseur auf die Bühne kam und weitere Beifallsstürme hervorrief. Er genoss seinen triumphalen Erfolg sichtlich, nahm sich kurzerhand ein Mikrofon und richtete eine kleine, improvisierte Dankesrede an das Publikum.
Lächelnd beobachtete Nicole ihn. Mit seiner unnachahmlichen, charmanten Art hatte er wie üblich bald die Lacher auf seiner Seite und wurde mit weiterem Applaus überschüttet. Als schließlich der Vorhang endgültig fiel, erhoben sich alle in bester Laune. Er ist immer noch Peter Pan, schoss es Nicole liebevoll durch den Kopf, und sie dachte daran, wie es Peter immer wieder geschafft hatte, in Zeiten, die für sie schwer gewesen waren, etwas Spaß und Leichtigkeit in ihr Leben zu zaubern.
Alessandro wandte sich an seine Großmutter. „Ich gehe schnell mal zu Gina hinter die Bühne, solange die Leute aus dem Theater strömen. Bin gleich wieder da.“
„Lass dir nur Zeit, Alessandro. Wir haben keine Eile.“ Mrs. Valeri-King wandte sich lächelnd an Nicole. „Peter hat es wundervoll gemacht, nicht wahr?“
„Ja, eine brillante Inszenierung“, stimmte Nicole zu. „Ich hätte es ihm gar nicht zugetraut, aber er hat wirklich eine tolle Leistung vollbracht.“
Die alte Dame sah Matteo an. „Der perfekte Showman“, sagte sie augenzwinkernd, als würde sie auf irgendeine Bemerkung von ihm anspielen, und fügte hinzu: „Nicole kannte Peter schon, als er gerade als Pianist anfing und hin und wieder bei einer Jazzband mitspielte.“
Matteo blickte Nicole fragend an. „In denselben Bands, in denen dein Vater gespielt hat?“
„Manchmal“, antwortete sie höflich. „Er sprang eigentlich nur ein, wenn jemand ausgefallen war. Allerdings muss ich zugeben, dass ich ihn vermisst habe, als er schließlich ganz aus der Jazz-Szene von Sydney verschwand. Er nahm ein Engagement als Pianist und Unterhaltungssänger auf einem Kreuzfahrtschiff an … und segelte sozusagen aus unserem Leben.“
Matteos Blick wurde forschender. „Du hast ihn in deinem Buch gar nicht erwähnt.“
Er hatte ihr Buch gelesen? Musste das nicht bedeuten, dass er an ihr als Person interessiert war und nicht nur Sex von ihr wollte?
„Du hast mir gar nicht gesagt, dass du ‚Ollies Schlagzeug‘ gelesen hast“, mischte sich seine Großmutter hörbar erstaunt ein.
Auch
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