JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
ebenfalls in feurigem Rot, der Blick war halb gesenkt, als würde sie sich ganz auf die Stufen konzentrieren. Doch Matteo ließ sich nicht täuschen. Sie beobachtete ihn genau, und das Leuchten in ihren faszinierenden Augen verriet, dass sie sich ihrer Wirkung sehr bewusst war.
Matteo riss sich zusammen. Auf keinen Fall wollte er seiner Großmutter die Genugtuung gönnen, ihr zu zeigen, dass die Frau, die sie für ihn „ausgewählt“ hatte, ihn mehr erregte als jede andere zuvor. Nein, er würde ausgesuchte Höflichkeit und geschliffene Manieren zur Schau tragen, und Nicole Redman war gut beraten, es ihm gleichzutun.
Sobald sie die letzte Stufe nahm, bot er ihr mit unbewegter Miene seinen Arm an. Er war es gewohnt, immer alles im Griff zu haben, und würde sich von dieser Frau nicht die Kontrolle aus der Hand nehmen lassen.
Zugegebenermaßen war er sehr erleichtert, als sich Nicole, ohne zu zögern, bei ihm einhakte. „Danke“, sagte sie heiser.
„Es ist mir ein Vergnügen“, antwortete er, wobei er sie forschend ansah.
Nicole wich seinem Blick aus. Sie wirkte verunsichert. Keine Spur von Triumph. Ihre Hand auf seinem Arm zitterte. Matteo legte sofort seine darüber und hielt sie fest. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass sie es sich anders überlegte und ihn einfach stehen ließ.
„Du siehst umwerfend aus“, sagte er betont höflich, während er sie zu den anderen führte.
„Du auch“, erwiderte sie leise und atmete tief ein.
Bedauerte sie, mit ihm geschlafen zu haben? Fürchtete sie vielleicht, er könnte es in einer Weise ausnutzen, die sie nicht wollte? War ihre Aufmachung vielleicht eher Ausdruck gespielter Tapferkeit als der bewusste Versuch, ihn zu verführen?
Alessandro führte seine Großmutter und Rosita bereits zum Ausgang. Antonio und Hannah zögerten noch und blickten sich fragend nach Matteo und Nicole um. Matteo winkte ihnen, schon vorzugehen, weil er ungestört einige Worte mit Nicole wechseln wollte.
„Wir müssen miteinander reden“, sagte er schroff.
Ihre Wangen röteten sich angriffslustig. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass es dir großartig ums Reden geht.“
Was sollte das? Schob sie ihm allein die Schuld für etwas zu, das sie selber genauso gewollt hatte? „Keineswegs“, entgegnete er spöttisch. „Man könnte sagen, wir haben die Basis für einen Anfang geschaffen.“
„Und ich dachte, du seist bereits am Ziel!“, erwiderte sie schnippisch.
„Unsinn. Unter anderen Umständen würden wir jetzt immer noch da oben im Bett liegen.“
Nicole presste die Lippen zusammen und schwieg. Sie wollte es nicht zugeben, und alles andere wäre eine Lüge gewesen.
Warum machte sie es ihnen so schwer? Natürlich mussten sie reden. Matteo versuchte es erneut. „Wir haben jetzt keine Zeit, aber nach der Aufführung …“
„Findet die Premierenfeier statt, und ich habe die Absicht hinzugehen“, unterbrach sie ihn trotzig. „Mit dir oder ohne dich, ganz wie du willst. Ich lasse mich nicht von dir herumkommandieren, Matteo King.“
„Ich hatte eigentlich gemeinsame Interessen im Sinn“, stieß er aus.
„Sexueller Natur?“
„Was ist so schlimm an Sex?“, entgegnete er scharf.
„Nichts, aber ich lasse mich nicht darauf reduzieren.“
„Glaubst du, das weiß ich nicht?“
„Du hast es mir nicht gezeigt.“ Sie wandte das Gesicht stolz von ihm ab.
Ihre Unnachgiebigkeit machte Matteo wütend. „Und wie hätte ich es dir zeigen können, wo du mich doch gemieden hast wie die Pest?“
„Du warst eine Pest!“
„Hört, hört, du sprichst in der Vergangenheit. Das ist schon ein Fortschritt“, bemerkte er spöttisch. „Dann ist die gegenseitige Befriedigung unserer Lust ja wenigstens etwas von Nutzen gewesen.“
Er betrachtete ihr elegantes, stolzes Profil und verspürte plötzlich überhaupt keine Lust mehr, den Abend mit der „Westside Story“ zu verbringen, obwohl es Ginas großes Debüt war. „Der Widerspenstigen Zähmung“ wäre seiner Gemütslage wesentlich näher gekommen.
Doch Alessandro half draußen bereits seiner Großmutter und Rosita in die erste Limousine und stieg selber ein. Antonio und Hannah warteten vor dem Hoteleingang darauf, dass die zweite Limousine vorfahren würde, und der Hotelportier hielt die Eingangstüren für Nicole und ihn, Matteo, auf.
Nun, zumindest hatte sich Nicole nicht gegen ihn als Begleitung gewehrt und unternahm keinen Versuch, ihn öffentlich zu brüskieren. Mochte sie insgeheim auch damit hadern, dass er
Weitere Kostenlose Bücher