JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
sie nach ihrem gemeinschaftlichen Liebeserlebnis ohne zärtliches Geflüster verlassen hatte. Aber was hatte sie erwartet, nach allem, wie sie ihn zuvor behandelt hatte? Er hatte sich völlig vernünftig verhalten. Wo also lag ihr Problem?
„Nun, ich hoffe, wenigstens du wirst die Vorstellung heute Abend genießen“, meinte er ironisch.
Sie sah ihn verständnislos an. „Was soll das heißen?“, fragte sie argwöhnisch.
„Na ja, es geht in diesem Musical um eine Liebe, die unter einem schlechten Stern steht und unglücklich endet. Etwas Ähnliches scheinst du ja auch für uns vorherzusehen.“
Ihre schönen Augen funkelten gefährlich. „Du bist sehr vorschnell in deinen Annahmen.“
„Du könntest versuchen, mir mehr Informationen an die Hand zu geben“, entgegnete er ungerührt.
„Und du könntest versuchen, mich zu fragen, anstatt dir eigene Szenarien auszudenken und dir einzubilden, du könntest mich hineinzwingen!“
„Schön. Nach der Aufführung heute Abend …“
„Werde ich zu der anschließenden Party gehen“, fiel sie ihm erneut ins Wort.
„Und ich ebenfalls“, fügte er hinzu, weil ihm jetzt keine Zeit mehr blieb, sich auf eine weitere Diskussion einzulassen.
Die zweite Limousine war bereits vorgefahren, und Hannah und Antonio stiegen ein. Er musste mit Nicole folgen. Sekunden später hatten sie alle vier in der eleganten Stretch-Limousine Platz genommen, und der Chauffeur schlug die Tür hinter ihnen zu.
Matteo saß Antonio gegenüber und nahm es seinem Bruder fast übel, dass der so glücklich aussah. Aber war es ein Wunder? Hannah saß an seiner Seite, hielt seine Hand und strahlte übers ganze Gesicht. Wohingegen er, Matteo, neben dieser rothaarigen Hexe saß, die nicht aufhörte, Unfrieden zu schüren.
Heute Abend aber würde er sich nicht von ihr ins Boxhorn jagen lassen. Wenn sie sich einbildete, sie könnte ihm bei der Premierenfeier entwischen, irrte sie sich gründlich. Er würde an ihrer Seite bleiben und dafür sorgen, dass sie ihn nicht ignorieren konnte. Denn was das erotische Feuer zwischen ihnen betraf, waren seine Annahmen keineswegs vorschnell gewesen … pures Dynamit, und die Zündschnur war bereits angezündet.
12. KAPITEL
In der reservierten Loge im Theater saß Nicole neben Matteo in der zweiten Reihe hinter Alessandro, Mrs. Valeri-King und Rosita. Wenigstens hatte sie Hannah auf der anderen Seite neben sich, denn mit Matteo hätte sie sich nicht unbefangen unterhalten können.
Das Liebeserlebnis im Hotelzimmer hatte ihr angespanntes Verhältnis zu ihm nur noch verschlimmert. Mehr denn je war sie sich seiner Nähe bewusst und konnte an kaum etwas anderes denken. Und weil sie sich darüber ärgerte, hatte sie ihn im Foyer so schnippisch abgefertigt.
Denn schließlich gab es doch viel wichtigere Aspekte in einer Beziehung zwischen Mann und Frau als Sex. Was war mit Respekt, Liebe, Vertrauen, gegenseitigem Verständnis? Außerdem schien Matteo ganz selbstverständlich davon überzeugt, dass er sie haben könnte, wann immer er es wollte … und was noch schlimmer war, sie verzehrte sich insgeheim tatsächlich schon wieder nach ihm. Wie sollte sie damit umgehen? Was würde das Beste für sie sein?
Eine Liebe, die unter einem schlechten Stern steht und unglücklich endet … diese ominösen Worte wollten ihr nicht aus dem Sinn. Doch als das Musical begann, nahm das Geschehen auf der Bühne sie bald so gefangen, dass sie zunächst einmal alles andere vergaß. Die Inszenierung war mitreißend und sehr gefühlsbetont, die Tragik des Romeo-und-Julia-Themas und damit das unvermeidliche Ende des unauflöslichen Konflikts allgegenwärtig.
Das gesamte Ensemble bot eine bewundernswerte Leistung, aber Gina überstrahlte alles. Sie war eine wundervolle Maria. Hinreißend anzusehen, rührte sie mit ihrem ausdrucksvollen Spiel die Herzen, und jedes Mal, wenn ihre warme, kraftvolle Stimme erklang, lauschte das Publikum atemlos und gebannt. In der Pause war man sich in der Familienloge einig, dass die Aufführung ein Riesenerfolg für Gina werden würde, und alle, sogar Matteo und Nicole, strahlten voller Stolz und Bewunderung.
Als nach der Pause das Geschehen auf der Bühne seinem tragischen Höhepunkt entgegenstrebte, blieb zumindest unter den Damen im Publikum kein Auge mehr trocken. Auch Nicole tastete nach ihrem Abendtäschchen. Doch Matteo reichte ihr bereits ein weißes Taschentuch, und sie nahm es, um kein Aufsehen zu machen. Sie war dankbar, es zu haben, als auf
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