JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
an ihre Seite.
„Wie alt ist er?“
„Zweieinhalb.“
„Ein aufgeweckter Junge, und er fährt sehr gut für sein Alter“, bemerkte Isabella Valeri-King überraschend anerkennend. „Das Dreirad steht draußen neben der Tür.“
„Danke.“
„Also, Sonntag um drei Uhr“, wiederholte Isabella Valeri-King energisch.
„Wir werden da sein, Mrs. Valeri-King. Und nochmals vielen Dank.“
Es war zehn Minuten vor drei. Gina parkte ihr kleines Auto auf dem Besucherparkplatz am Fuß der Stufen, die zu „King’s Castle“ hinaufführten. Ihr Wagen war weit und breit der Einzige, was ihre Nervosität nur noch steigerte.
Zum hundertsten Mal vergewisserte sie sich, dass sich das Band mit dem Soundtrack für ihre Songs auch in ihrer Handtasche befand. Vielleicht würde sie es gar nicht brauchen. Sie hatte keine Ahnung, ob man von ihr erwartete, mit oder ohne Begleitung zu singen. Aber sie wollte vorbereitet sein. Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihr, dass ihr dezentes Make-up immer noch perfekt war und ihr langes, seidiges Haar ihr Gesicht in weichen Wellen umschmeichelte. Wirkte sie professionell genug?
Marco war in seinem Kindersitz eingeschlafen. Bekleidet mit blauen Shorts, einem rot-grün-blau gestreiften T-Shirt und blauen Sandalen sah er wirklich süß aus. Sie, Gina, trug ein ärmelloses, enges gelbes Leinenkleid, das mit blauen Biesen eingefasst war und, kombiniert mit einem blauen Gürtel, einer blauen Handtasche und blauen Sandaletten, ihrer Erscheinung die nötige Eleganz verlieh, die sie zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins dringend brauchte.
Vorsichtig löste sie Marcos Sicherheitsgurt, weckte ihren Sohn sanft und hob ihn aus dem Wagen. Glücklicherweise war Marco nie quengelig, wenn er aufwachte. Er rieb sich nur kurz die Augen und blickte sich dann unternehmungslustig um. „Sind wir am Schloss, Mama?“
„Ja. Ich schließe nur noch das Auto ab, dann gehen wir hinauf.“
„Ich kann es aber gar nicht sehen!“
„Hab nur Geduld, das wirst du gleich.“
Als sie langsam die Stufen emporstiegen, kam als Erstes der mit Mosaiken verzierte Turm in Sicht, der sich über dem Hügel erhob. Es hieß, Isabellas Vater Frederico Stefano Valeri habe ihn für seine Frau erbaut, damit sie die ankommenden Boote auf dem Meer und das Abbrennen der Zuckerrohrfelder während der Ernte beobachten konnte. Marcos Augen wurden kugelrund vor Staunen. „Können wir da raufklettern, Mom?“
„Heute nicht, Marco. Aber wir werden den Ballsaal sehen. Da hängen große, verspiegelte Kugeln von der Decke, und der Holzboden ist in schönen Mustern verlegt.“
Prachtvolle Palmen und Beete mit üppig blühenden tropischen Blumen säumten die Treppe zu beiden Seiten. Oben angekommen, führte ein breiter, gepflasterter Weg über ausgedehnte, gepflegte Rasenflächen auf das Haus zu. Dem Eingang des Schlosses vorgelagert war eine tiefe, säulenbewehrte Loggia, in deren Mitte ein großer, marmorner Springbrunnen prangte. Darum waren in zwangloser Anordnung Sessel und Tische gruppiert. An einem dieser Tische saßen jetzt drei Personen, und Gina hatte Mühe, ruhig weiterzugehen, als sie erkannte, wer sie da erwartete.
An der Seite seiner Großmutter saß Alessandro King. Alessandro King und seine Verlobte, verbesserte sie sich sofort, denn sie hatte die Frau neben ihm auf einem Foto anlässlich der Ankündigung der Verlobung der beiden in der Zeitung gesehen. Er ist vergeben, rief Gina sich energisch ins Gedächtnis. Außerdem hätte wohl auch nie die Chance bestanden, dass sie, Gina Terlizzi, und er sich auf irgendeiner gesellschaftlichen Ebene begegnet wären … bis zu diesem Augenblick. Aber wenn es je einen Mann gegeben hatte, der ihr Herz schneller schlagen ließ, dann war es dieser Mann … Alessandro King, der „Zuckerkönig“.
Natürlich hatte sie Angelo, ihren Mann, geliebt. Angelo war das wirkliche Leben gewesen … Alessandro King ein unerreichbarer Traum. Dennoch klopfte ihr das Herz bis zum Hals, als sie nun unter seinem aufmerksamen Blick mit Marco an der Hand näher kam. Er war so atemberaubend attraktiv! Groß und stark, mit einer unverkennbaren autoritären Ausstrahlung, die seine Kompetenz und Zielstrebigkeit verriet, in allem, was er anfasste. Gemessen an anderen Männern war er zweifellos ein König.
Jetzt lächelte er Marco zu, der aufgeregt an ihrer Seite hüpfte, und dieses Lächeln verwandelte seine markanten Züge, verlieh ihnen Warmherzigkeit und Charme. Seine blauen Augen blitzten
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