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JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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Marco ihr die Hand und blickte erwartungsvoll zu ihr auf. Die alte Dame musste etwas Besonderes an sich haben, denn normalerweise war Marco Fremden gegenüber eher widerspenstig. Lag es daran, dass Isabella Valeri-King über so viele Jahre die uneingeschränkte Matriarchin dieser Familie gewesen war? Sie strahlte jedenfalls eine unbezwingbare Autorität aus, der sich in diesem Moment nicht einmal Michelle Banks widersetzen konnte.
    Dennoch spürte Gina die feindselige Haltung von Alessandros Verlobten, als sie jetzt alle zusammen zum Ballsaal gingen. Ihr kam der unangenehme Gedanke, ob Isabella Valeri-King sie, Gina, vielleicht als Faustpfand in einem subtilen Krieg benutzte, den die alte Dame gegen die zukünftige Frau ihres Enkels führte.
    Gina hoffte, dass dem nicht so war. Sie brauchte diese Chance, die ihre finanzielle Lage entscheidend verbessern würde, falls sie regelmäßige Engagements bei Festlichkeiten auf dem Schloss bekommen könnte. Deshalb musste sie versuchen, die unübersehbaren Spannungen zu ignorieren.
    Von allem anderen abgesehen, wollte sie auf keinen Fall vor Alessandro King versagen und seiner Verlobten die Gelegenheit geben, ihre Darbietung mitleidig zu belächeln. Sie musste gut singen. Andernfalls würde sie die Demütigung nicht überleben.

3. KAPITEL
    „Müssen wir das wirklich ertragen?“, zischte Michelle Alessandro zu.
    Er sah sie ein wenig überrascht an. „Ja.“
    Sie verdrehte die Augen und folgte seiner Großmutter und ihrem Schützling mit Märtyrermiene in den Ballsaal.
    Alessandro war zunehmend irritiert über Michelles mangelnde Liebenswürdigkeit vor allem gegenüber Gina Terlizzi. Ihm waren die junge Witwe und ihr kleiner Sohn auf Anhieb sympathisch gewesen. Warum konnte Michelle Gina nicht einfach alles Gute wünschen, anstatt das Gesangstalent der jungen Frau an ihrem eigenen beruflichen Ehrgeiz zu messen? Es war doch völlig verständlich, das eine junge, durch tragische Umstände alleinstehende Mutter ihr kleines Kind nicht durch die Nachtclubs der Stadt schleifen wollte.
    Michelle brauchte anscheinend eine Lektion in Respekt vor den Lebensumständen und Wertvorstellungen anderer Menschen. Und es würde ihr auch nicht schaden, einige Kompromisse eingehen zu müssen, was ihre Hochzeitspläne betraf. Für seine Großmutter war eine Hochzeit eine Familienangelegenheit, das war italienische Tradition. Ihre bezeichnenden Bemerkungen über die Harfenmusik hatten Alessandro vor Augen geführt, dass es höchste Zeit für ihn wurde, die Dinge in die Hand zu nehmen. Die Braut war wirklich nicht die Einzige, auf die es Rücksicht zu nehmen galt. Er dachte an Elizabeth Kings jüngsten Besuch und wie sie erzählt hatte, in welchem Ausmaß sie an der Planung der Hochzeiten ihrer Söhne beteiligt gewesen war. Nonna würde sich ausgeschlossen fühlen, und das durfte nicht sein.
    Auf dem glänzend polierten, in kunstvollen Mustern verlegten Parkett im Ballsaal waren runde Tische mit je acht Stühlen zu einem Hufeisen angeordnet, das die große Tanzfläche umschloss und mit seiner Öffnung zur Bühne an der Stirnwand wies. Michelle setzte sich, kaum dass sie den Ballsaal betreten hatten, an einen der hintersten Tische direkt neben der Tür, um demonstrativ ihren Unwillen kundzutun, bei diesem Vorsingen dabei sein zu müssen. Nun doppelt verärgert, begleitete Alessandro seine Großmutter und den kleinen Marco zu einem der Tische in der Mitte des Saals und führte dann Gina zur Bühne, um sie mit der Musikanlage vertraut zu machen.
    Er bemerkte, dass Ginas Hand leicht zitterte, als sie ihm das Band mit dem Soundtrack reichte. Lampenfieber? Oder bedrückte es sie, dass seine Verlobte sie so offen brüskierte? Die Erkenntnis, wie verletzlich sich Gina angesichts dieser unfairen Behandlung fühlen musste, veranlasste Alessandro, spontan ihre Hand zu nehmen und aufmunternd zu drücken.
    „Beachten Sie Michelle gar nicht“, riet er ihr freundlich, auch wenn er seiner Verlobten damit in den Rücken fiel. „Singen Sie für Marco. Stellen Sie sich vor, es wäre seine Hochzeit.“
    Sie errötete. Hatte er sie in Verlegenheit gebracht? Sie blickte zögernd zu ihm auf. Zum ersten Mal fiel ihm auf, was für schöne Augen sie hatte, die Farbe ein warmes, ungewöhnliches Goldbraun. Er las darin jetzt einen Ausdruck von Erleichterung, Dankbarkeit und rührender Verwunderung über seine Fürsorge … und verspürte plötzlich den fast unwiderstehlichen Wunsch, diese Frau tröstend und beschützend

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