JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
wäre er fast mit Hannah zusammengeprallt. Erschrocken blickte er auf und fasste sie unwillkürlich mit beiden Händen an den Armen, als sie vor ihm zurücktaumelte.
„Verzeihung …“ Hannah verstummte, als sie zu ihm aufsah und seinem glühenden Blick begegnete. Sie spürte seine starken, warmen Hände auf ihren Armen. Eine elektrisierende Wirkung schien davon auszugehen. Heiße Erregung jagte durch ihren Körper und machte sie ganz benommen. Wie gebannt blickte sie zu Antonio auf, die Lippen halb geöffnet, jedoch unfähig, ein Wort herauszubringen.
Antonios Blick ruhte jetzt auf ihren Lippen. Hannah durchzuckte die erregende Gewissheit, dass er sie im nächsten Moment küssen würde. Schon beugte er sich langsam herab … und zuckte im nächsten Moment zurück. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Hannah blankes Entsetzen in seinen Augen. Dann ließ er sie los, schüttelte den Kopf und bückte sich, um die Visitenkarte aufzuheben, die zu Boden gefallen war.
Hannah stand wie angewurzelt da. Antonio drückte ihr die Visitenkarte buchstäblich in die Hand. „Bitte!“, stieß er aus. „Ich muss jetzt gehen. Meine Telefonnummer steht auf der Karte, falls Sie mich brauchen.“ Er streichelte ihr sacht die Wange, als wollte er den Bann brechen und sie in die Wirklichkeit zurückholen. „Okay?“ Es klang fast besorgt.
Sie nickte stumm.
„Okay“, sagte er noch einmal, wich zurück, machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Wohnung.
Ehe Hannah noch recht begriff, hatte er die Tür hinter sich zugezogen und war fort. Benommen berührte sie ihre Wange. Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas Ähnliches empfunden. Nicht einmal bei Flynn, den sie doch geliebt hatte.
5. KAPITEL
Sie hatte nicht angerufen.
Als Antonio am Samstagmorgen zum Yachthafen fuhr, grübelte er darüber nach, dass Hannah O’Neill sich nicht bei ihm gemeldet hatte. Er war sich noch nie so bewusst gewesen, überhaupt ein Handy zu haben, wie in diesen vergangenen beiden Tagen und Nächten, während er darauf gewartet hatte, dass sie seine Reaktion austestete. Bei jedem Klingeln des Handys hatte er insgeheim damit gerechnet, ihre verführerische Stimme zu hören.
Er hatte das Handy sogar auf die Party in Cairns mitgenommen, die er gestern Abend besucht hatte … nur für den Fall, dass Hannah anrufen würde. Und er war fest entschlossen gewesen, sie die Partygeräusche im Hintergrund hören zu lassen, um ihr deutlich zu machen, dass er sich bestens amüsierte und keinen Gedanken an sie verschwendete. Er hatte auch vorgehabt, sich zu amüsieren. Nur leider hatte keines der weiblichen Wesen auf der Party ihn auch nur im Geringsten interessiert.
Er konnte der Tatsache nicht ausweichen, dass er Hannah wollte. Nur sie. Ungeachtet aller Warnungen seiner Vernunft, hatte er seine Gefühle ganz offensichtlich nicht im Griff, was Hannah O’Neill betraf. Am Mittwochabend hatte er sich kaum zurückhalten können, sie zu küssen, und er bezweifelte, dass er es beim bloßen Küssen belassen hätte.
Es sei denn, sie hätte Nein gesagt. Was durchaus im Bereich des Möglichen lag. Aber sie hatte nicht angerufen.
Antonio versuchte sich einzureden, dass er froh darüber sein sollte. Bewies es nicht, dass sie nicht beabsichtigte, Vorteil daraus zu ziehen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte? Vielleicht wollte sie aber auch nur abwarten, wie er sich heute ihr gegenüber verhielt. Sein Benehmen würde beispielhaft sein. Er war fest entschlossen, Hannah genauso wie jedes andere Crewmitglied zu behandeln. Allerdings war er sich nicht sicher, wie weit er sich in dieser Hinsicht trauen durfte.
Er konnte einfach nur hoffen, dass Hannah O’Neill heute nicht mehr eine so unterminierende Wirkung auf ihn ausüben würde. Immerhin fehlte das Überraschungselement. Wer weiß, vielleicht würde er sich, wenn er sie wiedersah, sogar fragen, warum er sich ihretwegen so zum Narren gemacht hatte. Vermutlich hatte er die Sache in seiner Vorstellung ungebührlich aufgebauscht, weil es ihm noch nie zuvor passiert war, dass eine Frau ihn auf den ersten Blick derart beeindruckte.
Es gefiel ihm ganz und gar nicht. Antonio King war der Ansicht, dass ein Mann in jeder Situation die Kontrolle behalten musste. Er musste Kapitän auf seinem Schiff bleiben.
Mit diesem Entschluss parkte er den Jeep und blickte auf die Uhr. Es war fünf nach acht. Die Crew sollte eigentlich schon vollzählig auf der „Duchess“ versammelt sein und alles für den Tagestrip und die Ankunft der
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