JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
freundlich lächelte er Hannah und Megan an, die damit beschäftigt waren, die Tassen und Untertassen für den ersten Ansturm auf Kaffee und Tee bereitzustellen.
„Guten Morgen, Antonio!“ Megan hatte ihn zuerst bemerkt. Wie viele junge Mädchen trug sie ihr braunes Haar extrem kurz und stand auf Ohrenpiercings – mindestens ein Dutzend Ohrringe zierten ihre Ohren. Antonio störte dieser etwas extravagante Modegeschmack nicht … schon allein deshalb nicht, weil Megan ihn als Frau überhaupt nicht interessierte.
„Guten Morgen“, antwortete er, wobei sein Blick auf Hannah gerichtet war, die sich ihm sehr zögernd zuwandte.
Ihre ganze Haltung verriet eine plötzliche innere Anspannung. Und als sie ihn endlich ansah, bemerkte Antonio in ihrem Blick einen Ausdruck von Verletzlichkeit, der ihn tief berührte. Kein Zweifel, Hannah O’Neill fühlte sich durch ihn genauso aus der Bahn geworfen wie er sich durch sie. Da war keine Berechnung im Spiel. Eine Erkenntnis, die Antonio mit einem gewissen Triumph erfüllte. Die Sache war nicht einseitig, er war nicht Hannahs „Opfer“. Dass er sie am Mittwoch beinah geküsst hätte, hatte ihrem übersprühenden Selbstbewusstsein einen spürbaren Dämpfer versetzt, was zweifellos bedeutete, dass auch ihre Gefühle in Aufruhr geraten waren … seinetwegen!
Antonios Lächeln wurde breiter. „Hannah …“ Er nickte ihr aufmunternd zu.
Sie hatte ihr Haar wieder zu einem langen Zopf geflochten. Dieses lange, dichte, lockige Haar musste offen hinreißend aussehen. Vor seinem geistigen Auge sah Antonio es wie einen Fächer auf einem Kissen ausgebreitet … Und seltsam, obwohl Megan und Hannah die gleiche Uniform trugen, ein weißes T-Shirt und weiße Shorts mit korallenroten Biesen und dem „Coral King“-Logo auf den Taschen, hätte die Wirkung nicht unterschiedlicher sein können. Megan sah einfach nur hübsch und adrett aus, Hannah dagegen atemberaubend sexy. Antonio dachte unwillkürlich an den verborgenen Schmetterling.
„Habe ich es doch noch pünktlich geschafft!“, ertönte es hinter Antonio triumphierend.
Matteo! Der jüngste der King-Brüder trat an die breite Theke und stellte zwei große Tabletts mit Obst darauf ab.
„Hallo!“, begrüßte er Antonio eher beiläufig, bevor er seinen ganzen Charme auf Hannah konzentrierte. „Sie müssen der neue Küchenchef an Bord sein. Und ich bin Matteo King, der die exotischen Früchte liefert, die Sie gestern so großartig verkauft haben. Nach allem, was ich von Chris gehört habe … Wenn Sie einen anderen Job suchen …“
„Stopp, Matteo!“, fiel Antonio ihm scharf ins Wort. „Hannah gehört mir!“
„Hannah …“ Matteo wiederholte den Namen mit sichtlichem Vergnügen und reichte ihr über die Theke die Hand, ohne auf seinen Bruder zu achten. „Freut mich, Sie kennenzulernen.“
Hannah schüttelte die dargebotene Hand und wirkte etwas benommen. Matteo kam bei Frauen immer gut an, was einerseits an seiner extrovertierten Persönlichkeit liegen mochte, andererseits an seinen schwarzen Locken und den samtbraunen Augen, bei denen die meisten Frauen anscheinend schwach wurden.
Antonio machte einen Schritt auf seinen Bruder zu. „Wenn du glaubst, du kannst einfach hier hereinspazieren und mir ins Gehege kommen …“
Seine angriffslustige Haltung veranlasste Matteo, Hannahs Hand loszulassen und sich beschwichtigend seinem Bruder zuzuwenden. „Ich weiß ja, dass du sie im Moment dringend brauchst, weil Chris dich im Stich gelassen hat, aber …“
„Kein Aber! Du hast dein Obst abgeliefert, und jetzt verschwinde, Matteo!“
Matteo hob begütigend beide Hände. „Schon gut, schon gut. Ich wollte keinen Staub aufwirbeln, sondern Hannah nur wissen lassen, dass ich ihr Talent zu schätzen weiß, andere Menschen dazu zu bewegen, etwas Neues zu probieren. Nicht viele Leute besitzen so viel Unternehmergeist. Es erfordert …“
„Was erfordert es, dich hier herauszuschaffen, Matteo?“, unterbrach Antonio ungnädig den Wortschall seines Bruders.
Der verzog gekränkt das Gesicht. „Du hörst mir ja gar nicht zu.“
„Du überschreitest deine Grenzen.“
Matteo warf Antonio einen bedeutsamen Blick zu. „Alessandro hat mir gesagt …“
„Es ist mir egal, was Alessandro gesagt hat“, schnitt Antonio ihm schroff das Wort ab und wünschte sich, er hätte seinem großen Bruder gegenüber nicht angedeutet, dass Hannah mehr Nonnas Wahl als seine gewesen war und er sich nicht gern überrumpeln ließ.
„Aber
Weitere Kostenlose Bücher