JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Blick brachte ihn wirklich auf. Konnte sie denn nicht wenigstens einräumen, dass Gina Terlizzi wirklich gut sang?
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Marco zu, der unbefangen tanzte, und als der Kleine am Ende des Liedes überschwänglich klatschte, stimmte Alessandro in den Beifall ein. Warum auch nicht? Gina hatte den Applaus verdient, und Alessandro fühlte sich verpflichtet, Michelles brüskierende Haltung wiedergutzumachen.
„Singen Sie uns bitte noch etwas vor“, bat seine Großmutter.
Alessandro kannte das übliche Programm, das bei den meisten der auf „King’s Castle“ gebuchten Hochzeiten erwartet wurde, denn seine Großmutter hatte oft genug bei der Auswahl der Lieder seinen Rat eingeholt. Isabella Valeri-King betrieb dieses Geschäft nun schon seit Jahren und brachte damit die Unterhaltskosten für das Schloss eigenständig auf – was angesichts des beträchtlichen Familienvermögens natürlich nicht nötig gewesen wäre. Aber Alessandro vermutete, dass es ihr ganz einfach Spaß machte, große Festlichkeiten zu organisieren und den wunderschönen Ballsaal regelmäßig in all seinem Glanz erstrahlen zu lassen. Und während Alessandro lauschte, wie Gina Terlizzi „From This Moment On“ sang, schwor er sich, dafür zu sorgen, dass seine Großmutter auch in die Planung seiner Hochzeit eingebunden werden würde. Egal, ob es Michelle gefiel oder nicht!
4. KAPITEL
Für den Nachmittagstee war der Tisch auf der Loggia üppig gedeckt worden. Marco hüpfte über den Rasen und erkundete den großen Garten. Für Gina wäre es die perfekte Entspannung nach ihrem Vorsingen gewesen, wenn Michelle Banks’ säuerliche Miene dem Ganzen nicht einen kleinen Dämpfer versetzt hätte.
Dennoch ließ Gina sich ihre Stimmung nicht wirklich vermiesen. Isabella Valeri-King war von ihrem Gesang mehr als angetan gewesen. Alessandro King ebenso. In Zukunft würde sie, Gina Terlizzi, bei vielen Festlichkeiten im Schloss singen und dafür Honorare kassieren, von denen sie bislang nur hatte träumen können.
Da machte es nichts aus, dass Michelle sich zu keinem freundlichen Wort herabgelassen hatte. Vielleicht hatte sie Alessandro ja an diesem Nachmittag für sich allein haben wollen und war deshalb verstimmt, weil seine Großmutter ihn in ihre geschäftlichen Unternehmungen hineingezogen hatte. Obwohl Alessandro sich nicht dagegen gewehrt hatte. Im Gegenteil, er war so freundlich und hilfsbereit gewesen. Ja, wenn er nicht bereits vergeben gewesen wäre, dann hätte sie, Gina, sich bis über beide Ohren in ihn verliebt, da war sie sich sicher. Als er ihre Hand genommen und ihr in die Augen geblickt hatte, hatte ihr das Herz bis zum Hals geklopft.
Doch sie durfte nicht mehr daran denken. Er war vergeben. Wahrscheinlich war es einfach seine Art, jedermann mit Freundlichkeit und Zuvorkommenheit zu begegnen. Es bedeutete nicht, dass er sich genauso stark zu ihr hingezogen fühlte wie sie sich zu ihm. Wie sollte er auch? Sie hatte nicht so viel Klasse wie seine Verlobte.
Der selbst gebackene Karottenkuchen mit der köstlichen Frischkäsecreme führte sie in Versuchung. Würde es unmäßig aussehen, wenn sie sich ein zweites Stück nähme? Sie war den ganzen Tag so aufgeregt gewesen, dass sie kaum etwas gegessen hatte.
Alessandro kam ihr zuvor und tat sich ein zweites Stück Kuchen auf den Teller. Er bemerkte ihren Blick und zwinkerte ihr neckend zu. „Es ist mein Lieblingskuchen. Ich kann einfach nicht widerstehen.“
Gina seufzte genüsslich. „Ja, er ist wirklich sündhaft gut.“
„Möchten Sie auch noch ein Stück?“
Er hatte bereits eines auf den Tortenheber genommen, und Gina wurde schwach. „Ja, bitte.“
„Er ist furchtbar kalorienreich“, mischte sich Michelle kritisch ein.
„Es gehört zu den kleinen Freuden des Lebens, sich hin und wieder auch einmal etwas Reichhaltiges zu gönnen“, entgegnete Isabella Valeri-King sofort.
„Wenn man bereit ist, den Preis dafür zu bezahlen“, meinte Michelle spöttisch, wobei sie den Blick bezeichnend über Ginas Rundungen schweifen ließ.
„Ach, manchen Menschen fällt es nicht schwer, überflüssige Kalorien auch wieder zu verbrennen“, warf Alessandro ein und sah Gina lächelnd an. „Ich kann mir vorstellen, dass Marco Sie ganz schön auf Trab hält, stimmt’s?“
Ihr Herz pochte schneller. Wieder war Alessandro ihr gegen seine Verlobte zu Hilfe gekommen. Er fand sie, Gina, nicht zu dick, sondern mochte sie. Warum sonst hätte er sie verteidigen
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