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JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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nicht. Ich hatte nur das Gefühl, dass …“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Dass Dad dich braucht?“, ergänzte Jon.
    „Nein“, antwortete David leise. „Nein, Jon, ich bin zurückgekommen, weil ich dich brauche.“
    Einen Moment lang sahen sie einander an, und dann bemerkte David die Tränen in den Augen seines Bruders.
    Ohne das geringste Zögern machte er den ersten Schritt. Das, woran er als Junge geglaubt hatte, was sein Vater ihm beigebracht hatte, galt nicht mehr. Dass Männer niemals Gefühle zeigen durften, war völliger Unsinn. Seit er mit Pater Ignatius zusammengearbeitet und viel menschliches Leid erlebt hatte, wusste David das.
    Jons Körper fühlte sich in seinen Armen vertraut an, fast wie ein Teil von ihm selbst. „Ich habe dich vermisst“, gestand er seinem Bruder.
    Jon drückte ihn fest an sich. Ihm fehlten die Worte, um das auszudrücken, was er fühlte und David sagen wollte. Wie oft hatte er sich als Kind, als Junge, als junger Mann nach dem hier, nach Davids Nähe, gesehnt. Wie oft hatte er sich gegen den Schmerz wehren müssen, weil David ihn zurückwies und sie einander so fern waren.
    „Ich habe oft an dich gedacht. Sehr oft“, gestand Jon leise.
    „Und ich an dich“, sagte David. „Ich liebe dich, Jon. Du hast mir so sehr gefehlt!“
    Jon war verblüfft über Davids plötzliche Offenheit, doch bevor er darauf reagieren konnte, sprach sein Bruder weiter.
    „In Jamaika habe ich sogar von dir geträumt, und das war, als der Priester …“
    „Welcher Priester?“, fragte Jon erstaunt.
    „Das ist eine lange Geschichte“, meinte David ausweichend.
    „Max und Jack sind nach Jamaika geflogen, um nach dir zu suchen“, erzählte Jon.
    David verzog das Gesicht. „Ja, ich weiß.“
    „Dad hat sich immer gewünscht, dass du nach Hause kommst. Er hat praktisch nur darüber gesprochen. Nicht einmal, dass Max zum Kronanwalt ernannt worden ist, hat ihn ablenken können.“
    „Max ist Kronanwalt?“
    „Ja. Er arbeitet in Ehester, mit Luke, Henrys Sohn, und wohnt in Queensmead. Seine Frau kümmert sich um Dad. Zufällig sind Max und Maddy gerade hier. Genau wie Katie mit ihrem Mann und den Kindern.“ Er machte eine Pause. „Ich bin so froh, dass du zurückgekommen bist.“
    Es waren schlichte Worte, aber sie bedeuteten so viel.
    „Dad ist ein Dummkopf. Du warst immer der Bessere von uns beiden. Daran hat sich nichts geändert“, antwortete David.
    „Ich weiß ja nicht, was für Pläne du hast“, fuhr Jon ruhig fort. „Aber was die Partnerschaft in der Kanzlei betrifft …“ Er holte tief Luft, denn es war nicht leicht, das auszusprechen, was leider gesagt werden musste. „Du bist mein Bruder, David, und als solcher bist du in meinem Haus immer willkommen, aber …“
    „Aber nicht als Partner in der Kanzlei“, beendete David den Satz grimmig und sah Jon lange in die Augen. „Wie könnte ich das denn auch, nach allem, was ich dir angetan habe? Jahrelang habe ich von deinen beruflichen Fähigkeiten gelebt und andere Leute glauben lassen, dass ich ein qualifizierter Anwalt sei. Und du hast mich immer gedeckt und oft genug Fehler ausgebügelt, die ich gemacht hatte. Ich habe das nicht nur zugelassen, sondern es erwartet, als wäre es mein gutes Recht. Ich war ein Lügner und ein Dieb, Jon, und ich hatte verdammtes Glück, dass man mich nicht geschnappt und ins Gefängnis gesperrt hat. Ich habe gehört, dass Tante Ruth das Geld, das ich unterschlagen hatte, zurückgezahlt hat.“
    Die laut ausgesprochenen Bekenntnisse waren nur eine Seite ihrer neuen Beziehung, die andere war die stumme Kommunikation auf emotionaler Ebene. Die Liebe, die Jon und David füreinander empfanden, strömte zwischen ihnen wie eine Flutwelle, die jeden Damm einriss und den Schutt und Schmerz der Vergangenheit hinwegschwemmte. Jon legte David eine Hand auf den Arm, und diese kleine Geste war für David mehr wert als viele Worte.
    „Ja, das hat sie“, bestätigte Jon. „Ich war nicht sicher, ob ich es ihr gestatten sollte, aber …“
    „Deswegen bin ich nicht zurückgekommen. Wegen Geld oder wegen materieller Besitztümer“, sagte er achselzuckend. „In Jamaika …“ Er zögerte. „Ich habe gehört, dass ich zwei Enkelkinder habe.“
    „Olivias Mädchen, ja.“ Jons Miene verfinsterte sich, als er an seine Nichte dachte. Er konnte sich ausmalen, wie Olivia auf die Rückkehr ihres Vaters reagieren würde. Er nahm Jennys Besorgnis ernst und hatte Olivia aufmerksam beobachtet. Jenny machte sich zu

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