JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
den Schmerz zu lindern, unter dem er litt und den er anderen zugefügt hatte.
„Es wird nicht leicht werden“, fuhr er fort. „Jon hat es selbst gesagt. Jack schien zu glauben, dass ich zurückgekehrt bin, um Queensmead für mich zu beanspruchen.“ Betrübt schüttelte er den Kopf. „Ich kann es ihm nicht verdenken, dass der Junge mich für gierig und selbstsüchtig hält. Genau das war ich ja auch. Aber wenigstens sieht es nicht danach aus, als würden sie mich aus der Stadt jagen.“ Er lächelte trocken. „Obwohl ich es vielleicht verdient hätte.“ Er zögerte einen Moment.
„Wirst du deiner Familie … deinen Töchtern erzählen, was ich getan habe?“, fragte er.
Nachdenklich musterte Honor ihn, während sie den Motor startete, losfuhr und wendete. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich es täte?“
„Deinetwegen ja“, antwortete David ehrlich. „Andererseits, wenn sie es von jemand anderem hören … Ich vermute, sie werden mich auch so schon nicht akzeptieren können. Einen Vagabunden ohne Wohnsitz und festes Einkommen.“
„Du bist kein Vagabund, du bist ein Crighton“, verbesserte Honor ihn belustigt. „Du hast einen Wohnsitz, nämlich Foxdean, und was dein Einkommen betrifft … Würde es dich sehr in deinem männlichen Stolz treffen, wenn ich dir sagte, dass ich mehr als genug habe. Ich kann für uns beide sorgen und tue es sehr gern.“
Sie wartete seine Antwort nicht ab. „Es gibt so viel, das wir tun können“, fuhr sie voller Begeisterung fort. „Das Haus … aber das ist nur der Anfang. Ich brauche einen Partner, nicht nur in meinem Bett, sondern um alles mit ihm zu teilen. Mein Leben. Die Kräuter, die ich hier züchten kann, sind nur ein winziger Teil dessen, was die Natur uns an Heilkräften schenkt. Ich möchte reisen, viel mehr lernen, und ich möchte dich bei mir haben. Kommst du mit?“
David sagte nichts. Verunsichert sah Honor ihn an. Hielt er ihre Begeisterung, ihre Pläne, ihre Hoffnungen für albern, für viel zu idealistisch, jedenfalls was ihre Töchter betraf?
„David …“, begann sie.
Er schüttelte den Kopf. „Jetzt bin ich erst mal an der Reihe. Ja, ich komme mit. Willst du mich heiraten?“
„Dich heiraten, David?“
Er hatte schon einmal davon gesprochen, aber sie hatte nicht gewusst, ob er es ernst meinte.
„Wenn ich Ja sage … dir ist doch hoffentlich klar, dass die Mädchen von uns verlangen werden, einen Ehevertrag zu schließen, oder?“, fragte sie, allerdings nur halb im Scherz.
„Mir ist völlig egal, was ich unterschreiben muss, solange ich dich dadurch zur Frau bekomme“, erklärte David überschwänglich. „Ich will nicht dein Geld, Honor. Ich will dich.“
„Ich würde gern auf einem Berggipfel heiraten“, murmelte sie mit verträumter Stimme. „Irgendwo ganz hoch, wo es einsam und friedlich ist. Nur wir beide und unser Versprechen.“
„Ich kenne einen Ort, der genau richtig wäre“, sagte er.
„In Jamaika“, erriet sie.
„In Jamaika“, bestätigte er.
„Jenny, was ist los?“, fragte Jon seine Frau.
Hastig schüttelte Jenny den Kopf. „Nichts“, wehrte sie ab. „Es war nur ein sehr ereignisreicher Tag.“
„Ja, ich weiß“, pflichtete Jon ihr bei und setzte sich auf die Bettkante, um die Socken auszuziehen.
Er kehrte Jenny den Rücken zu, die zusammengerollt auf der anderen Seite des Betts lag, damit er die Angst in ihren Augen nicht sehen konnte.
„Habe ich dir erzählt, wie verändert David aussah? Er sieht nicht nur verändert aus. Er ist anders geworden, Jen“, begeisterte er sich. „Ich konnte es sehen … und fühlen. Es ist eigenartig, weißt du … ich habe nie an dieses ganz besondere Verhältnis geglaubt, das angeblich zwischen Zwillingen existiert, aber vorhin … jetzt …“
Je länger sie ihm zuhörte, desto größer wurde Jennys Besorgnis. Es war genau das eingetreten, was sie befürchtet hatte. Ihr Mann war wieder unter Davids Einfluss geraten, in seinen Bann.
„Du hast doch gerade mal etwas länger als eine Stunde mit ihm gesprochen, Jon“, erinnerte sie ihn. „Und er hat dir eigentlich überhaupt nicht erklärt, warum er zurückgekommen ist. Oh, ich weiß, was er dir erzählt hat, aber woher sollen wir wissen, dass es die Wahrheit ist?“
„Jenny!“, fuhr Jon sie an. „Du kannst ihn doch nicht verurteilen, ohne Genaueres zu wissen. Im Zweifel für den Angeklagten, Jenny, das muss auch für ihn gelten. Was hast du denn?“, fragte er eindringlich. „Du bist doch sonst
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