Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
Mund, und Olivia ertrug es nicht länger. „Wie kannst du nur so ruhig bleiben, nach allem, was mein Vater uns angetan hat? Fast hätte er dein Leben ruiniert, unser aller Leben. Fast hätte er alles zerstört, wofür du so hart gearbeitet hast. Ohne ihn wäre meine Mutter …“
    „Nein, Olivia“, unterbrach Jon sie streng. „Die Probleme deiner Mutter sind vielleicht durch die gescheiterte Ehe noch verschärft worden, aber wir wissen von ihren Eltern und den Ärzten, dass Tania schon als Teenager unter Essstörungen litt. Damals wurde so etwas noch nicht als Krankheit erkannt, und …“
    „Onkel Jon, ich begreife einfach nicht, wie du so ruhig dastehen und so sachlich über all das reden kannst“, explodierte Olivia mit bebender Stimme und zitternden Händen. „Mein Vater hat kein Recht, sich wieder in unser Leben zu drängen, und ich werde ganz bestimmt nicht zulassen, dass er wieder in meins tritt. Hat er dir erzählt, wo er die ganze Zeit war, was er gemacht hat und warum er damals verschwunden ist?“
    „Ja“, antwortete Jon. „Er …“
    „Nein. Erzähl es mir nicht, ich will es gar nicht wissen.“ Olivia starrte ihren Onkel an. „Warum sollte ich auch? Er wollte ja auch nichts von uns, beziehungsweise von mir wissen. Ich war nur die Tochter, die er nicht richtig wollte. Die einzigen Menschen, die ihm etwas bedeuteten, waren er selbst, Ben und Max, wobei er selbst eindeutig an erster Stelle stand.“
    „Livvy, das ist einfach nicht wahr“, widersprach Jon eindringlich. „Dein Vater hat sich geändert. Er hat gelitten …“
    „Gelitten! Worunter denn? Darunter, dass er keinen Zugang mehr zu den Bankkonten reicher Klienten hatte? Womit hat er denn Geld verdient? Hat er dir das auch erzählt?“
    Die Bitterkeit in ihrer Stimme überraschte Jon nicht, aber sie betrübte ihn zutiefst. Er hatte gehofft, einen winzigen Spalt in ihrer schützenden Rüstung zu finden. Eine winzige Lücke, die es ihm erlauben würde, in Ruhe mit ihr zu reden und sie dazu zu bringen, dass sie ihren Vater wenigstens anhörte. Aber jetzt …
    „Ich will ihn nicht sehen, Onkel Jon“, erklärte sie plötzlich. „Und ich werde ihn nicht sehen.“ Als Jon nichts darauf sagte, fuhr sie mit eisiger Unerbittlichkeit fort: „Hast du auch nur eine leise Vorstellung davon, wie es ist, seine Tochter zu sein? Zu wissen, dass ich seine Gene in meinem Blut habe. Zu wissen, dass egal, wie hart ich arbeite und wie erfolgreich ich bin, die Leute sich immer fragen werden, wann meine wahre Natur zum Vorschein kommt. Wann sich zeigen wird, dass ich eben doch nicht besser bin als mein Vater.“
    Jon war von ihrem Ausbruch zu schockiert, um ruhig zu bleiben. Er ging zu ihr und versuchte sie an sich zu ziehen, aber sie wich ihm aus und stellte sich ans Fenster, mit dem Rücken zu ihm.
    „Livvy, meine Liebe“, begann er beschwörend. „Ich kann verstehen, wie verletzt du damals gewesen sein musst, ja wie verletzt du noch immer bist, aber zu glauben, dass … Ich kann dir versichern, dass von den wenigen Leuten, die die Gründe für das Verschwinden deines Vaters kennen, kein Einziger auch nur eine Minute annimmt, dass du …“
    Er brachte den Satz nicht zu Ende. Ihre Reaktion hatte ihn zu sehr erschüttert, und er suchte nach den richtigen Worten. Eine solche Situation erforderte Jennys behutsame, beruhigende Art, nicht seine ungeschickte, schwerfällige Direktheit.
    „Alle in dieser Familie haben dieselben Gene, Livvy“, argumentierte er sachlich. „Wenn das, was du gerade beschrieben hast, für dich gilt, trifft es auch auf jeden anderen von uns zu. Was dein Vater getan hat, war falsch. Niemand bestreitet das. Aber zu glauben, dass du – als seine Tochter – irgendwie …“
    „Du hast leicht reden“, entgegnete Olivia wütend. „Aber glaubst du vielleicht, mir wäre entgangen, wie die anderen mich manchmal ansehen. Luke … Saul … Max … die warten doch nur darauf, dass ich einen Fehler mache.“
    Jon war fassungslos. Nie wäre er darauf gekommen, dass Olivia so dachte. Irgendwie fand er es allerdings bezeichnend, dass sie nur die männlichen Angehörigen in ihrem Alter genannt hatte. Olivia war nicht die einzige Frau in der Familie, die einen anspruchsvollen Beruf ausübte, wahrlich nicht. Dass seine Nichte sich für eine Art Außenseiterin hielt, entsetzte ihn.
    Die Worte „Verfolgungswahn“ und „Besessenheit“ kamen ihm in den Kopf, aber er verwarf sie sofort wieder. Olivia stand einfach nur unter Schock darüber,

Weitere Kostenlose Bücher